Mo, 27. Juli 2015
Eine der Schlüsselstellen auf dem E5 ist der Abstieg ins Inntal. Wessen Knie nach den fast 2.000 Höhenmetern bergab noch intakt sind, sollte den Rest der Strecke ebenfalls gut bewältigen können. Gehen wir es an!
Trotz der Enge des Lagers war die Nacht auf der Memminger Hütte gar nicht so unangenehm. Die Ohropax haben ihren Dienst getan. Ganz durchschlafen konnte ich aber nicht. Da fehlt noch der Rhythmus, denn ich bin es nicht gewohnt, schon um neun zu Bett zu gehen.
Mit dem Aufstehen lasse ich mir etwas Zeit und warte ab, bis die meisten ihre Sachen gepackt haben. Fürs Frühstück brauche ich eh nicht lange. Pünktlich um 7 Uhr sind alle bereit zum Abmarsch. Als wir loslaufen, hört es auf zu regnen. So muss das sein. Die Wiesen rund um die Hütte sind allerdings völlig aufgeweicht.
Märchenhafte Berglandschaft
Über verschlammte Tritte steigen wir auf zur Seescharte, an der nur auf den letzten Metern ein bisschen Kletterei am Drahtseil ins Spiel kommt. Von den hier oben zwischen die Felstürme platzierten Seen sehen wir so gut wie nichts. Schade. Aber direkt nach dem Gang durch die 2.599 Meter hoch gelegene Scharte reißen plötzlich die Wolken auf und geben den Blick frei in die tiefe Schlucht des Zammer Lochs. Ein absolut magischer Moment, der uns fast die Tränen in die Augen treibt, so schön ist er.
Der Abstieg führt zunächst über steile Schotterhänge und anschließend über eine Hochebene mit märchenhaftem Bergwald immer am Lötzbach entlang. Auf der Unterlochalm kehren wir ein, da haben wir schon 1.000 Höhenmeter hinter uns und damit eine Brotzeit mehr als verdient. Speck mit Kümmelbrot kann eine echte Delikatesse sein.
Während sich der Bach bald in einen tiefen Canyon stürzt, geht es für uns zunächst ganz gemütlich auf einem schönen Höhenweg weiter. Erst als wir oberhalb von Zams rauskommen, warten noch einmal steile Serpentinen auf uns. Dummerweise sind die nach Süden hin ausgerichtet, so dass wir ordentlich von der Sonne gegrillt werden.
Proviant aufnehmen in Zams
Auf einer schattigen Wiese legen wir eine Verschnaufpause ein, um dann die letzten Höhenmeter ins Tal hinter uns zu bringen. In Zams werden am Geldautomaten die Bargeld-, im Supermarkt die Proviantbestände aufgefüllt. Dann nehmen wir die Venetbahn.
An der Seilbahn ist mächtig Betrieb. Erst mit der zweiten Gondel kommen wir mit. Ausstieg ist an der Mittelstation - wobei das Wort "Station" etwas hochgegriffen ist. Die Bahn hält an einem Mast, mit einem Haken holt der Führer einen Steg heran, über den wir in ungefähr fünfzehn Metern Höhe auf eine Plattform steigen. Es gab Zeiten, da hätten mich keine zehn Pferde auf so eine Konstruktion bekommen.
Nun ist es nur noch ein kurzer Weg bergauf bis zu unserer Unterkunft, der Skihütte. Auch hier haben wir Schlafplätze im Matratzenlager, das mit seinen Kojen aber deutlich gemütlicher ist als das in der Memminger Hütte. Ich sichere mir ein Einzelbett samt Steckdose zum Aufladen von Handy und Kamera-Akku. Außerdem bietet die Hütte einen Wäscheservice an und nach zwei Tagen Katzenwäsche gönne ich mir selbst auch mal wieder eine Dusche. Der heutige Tag ist doch recht schweißtreibend gewesen.
Auf der Terrasse lassen sich wunderbar Ausblick und Sonnenschein genießen. Abendessen gibt es aber drinnen in der Stube: Suppe mit Backerbsen und Käsespätzle - all you can eat. Super! Bis die Wäsche endlich fertig ist, ruft das Bett schon ziemlich laut.