Sa, Oct 3, 2009
In den USA gibt es Straßen in für europäische Verhältnisse schwer vorstellbare Höhen von weit über 4.000 Metern. Nicht ganz so hoch hinaus geht unsere heutige Route, aber sie führt immerhin einmal quer durch die Rocky Mountains, von Glenwood Springs nach Loveland und damit bis in die Nähe von Denver.
Das Thermalbad in Glenwood Springs besuchen wir nicht. Scheint aber very beliebt zu sein. Heute Morgen sind da schon wieder jede Menge Leute drin. Um die 32 Grad Wassertemperatur kommen halt auch gut, wenn die Luft nur sieben Grad hat. Ja, es ist kalt in den Bergen, aber dazu später mehr.
Wir checken recht zeitig aus unserem Motel mit den "Squeaky clean rooms" aus - war wirklich alles tiptop, wenn auch etwas old-school. Bei den gesalzenen Hotelpreisen in Glenwood Springs zum Wochenende war das Best Value Inn noch recht preiswert. Mit Priceline war da jedenfalls kein Schnäppchen zu ergattern. In einem sehr netten, szenigen Café im Ort genehmigen wir uns ein kleines Frühstück, statten dem örtlichen Target Supermarkt einen Besuch ab und fahren dann auf der I-70 ein paar Meilen bis zum Exit "Hanging Lake". Die Autobahn geht hier entlang des Colorado durch eine tolle Schlucht, dazu leuchten die Bäume in den schönsten Herbstfarben.
Einer der schönsten Orte, die wir je gesehen haben
Der Hanging Lake ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Gegend – mir war er unbekannt bis ihn Aljogi vom USA-Stammtisch vor ein paar Wochen in seinem Reisebericht erwähnte. Wir sind früh genug dran, um ohne Probleme einen Parkplatz am Trailhead zu ergattern. Eine knappe Stunde klettern wir den steilen und felsigen Wanderweg an einem klaren Gebirgsbach entlang hinauf - dann stehen wir an einem kleinen See, in den sich zwei Wasserfälle ergießen - ein Traum!
Conny findet sogar, das sei der schönste Ort, den sie je gesehen hätte. Ich will da anderen tollen Zielen kein Unrecht tun, aber Top 5-verdächtig ist der Hanging Lake auf jeden Fall. Gut dass wir ihn auf dem Zettel hatten. Über einen kurzen steilen Pfad gehen wir noch zum Spouting Rock. Hier kommt das Wasser aus dem Felsen, das ein Stück weiter unten die Fälle in den Hanging Lake speist, und man kann sogar dahinter in eine kleine Höhle steigen.
Der Weg bergab ist recht angenehm. Allerdings kommen uns ohne Übertreibung hunderte von Menschen entgegen. Und je später der Tag, desto absurder das Schuhwerk. Ohne Worte. Gucci-Stiefel sind nicht das Unpassendste... Vom nun völlig überfüllten Parkplatz wollen wir wieder auf die I-70 Richtung Osten. Das kann man hier aber nicht so einfach, denn wegen der Enge des Tals, gibt es nur eine Auffahrt und die geht zurück Richtung Westen. Zwei Exits weiter kann man dann wenden. Ist aber alles eindeutig beschildert.
An Vail vorbei in den Rocky Mountain National Park
Aus den Bergbau-Städtchen entlang der sehr schönen Strecke werden zunehmend Skiorte, darunter Vail mit seinen riesigen Hotels. Der Vail Pass schickt uns dann auf über 3.200 Meter - und damit haben wir erstmals Schnee nicht nur auf fernen Berggipfeln, sondern direkt am Straßenrand.
Noch mehr von der weißen Pracht gibt es dann auf dem Highway 40 Richtung Granby. An zwei großen, vom hier gerade erst entsprungenen Colorado gespeisten Seen vorbei erreichen wir den westlichen Eingang des Rocky Mountain National Park - und jetzt ist es endgültig vorbei mit Sonnenschein. Genau über dem Park hängen diese grauen Dinger, aus denen es daheim immer regnet... ach ja, Wolken. Kennen wir gar nicht mehr. Seit zwei Wochen nicht gesehen.
Auf über 3.700 Meter schraubt sich die Trail Ridge Road durch den Nationalpark - und hier oben ist es denn auch richtig, richtig kalt. 31 Grad Fahrenheit um genau zu sein, also knapp unter dem Gefrierpunkt. Conny bleibt ab jetzt im Auto sitzen. Bei der Abfahrt nach Estes Park zeigen sich dann die ersten Hirsche am Straßenrand und kurz vor dem Parkausgang ist Megastau, weil jeder die großen Herden sehen will. Denen macht es anscheinend auch wenig aus, dass in ihren alten Weidegründen eine Stadt gebaut wurde - in Estes Park grasen die fast auf jeder Verkehrsinsel.
Die Abfahrt nach Loveland als krönender Abschluss
Estes Park ist wahnsinnig überlaufen, schließlich steigt hier an diesem Wochenende das Elk Fest. Und da die Hotelpreise uns unangemessen hoch erschienen, haben wir in Loveland gebucht. Das ist noch mal eine knappe Stunde von Estes Park entfernt. Aber immerhin führt die Fahrt durch die Schlucht des Big Thompson River - und das ist denn mal wieder eine absolute Traumstraße. Zumindest, wenn die Sonne scheint. Darauf hoffen wir morgen.
Im Fairfield Inn, zusammen mit anderen sehr neu aussehenden Hotels an einer riesigen Shopping Mall gelegen, gibt es für die Gäste heute Hot Dogs bis zum Abwinken für umme. Kommt uns nach der langen Fahrt jetzt gerade recht. So sparen wir uns den Restaurant-Besuch. Noch ein paar Runden im Pool und einige Feierabendbierchen – das war's für heute. Ein toller Tag!
Gefahren: 265 Meilen / 426 Kilometer
Hotel: Fairfield Inn & Suites, Loveland - 81 USD via Priceline