Fr, Oct 2, 2009
Jetzt aber: Wir verlassen Moab und den Staate Utah in Richtung Colorado. Glenwood Springs ist das Ziel, so etwas wie das Tor zu den Rocky Mountains. Auf der Fahrt dahin gibt es viel zu entdecken.
Für den Abschluss unseres Moab-Aufenthalts haben wir uns noch ein Highlight aufgehoben: den Besuch des Dead Horse Point State Park mit seinem grandiosen Aussichtspunkt. Von dort oben können wir nochmal praktisch die komplette Potash Road verfolgen, über die wir vor ein paar Tagen drübergehoppelt sind. Um 10 Uhr früh ist es noch ziemlich ruhig am Dead Horse Point. Weit und breit keine Reisebusse. So genießen wir in der Sonne und in aller Ruhe unser mitgebrachtes Frühstück.
Das letzte Foto muss sein, wiederholt Conny doch Mantra-artig jeden Tag die Frage "Where is the wildlife?" Dabei haben wir schon allerlei Viehzeug gesehen - vom Dickhorn-Schaf bis zum Kojoten. Und die Rattlesnake gestern war Conny eigentlich schon fast ein bisschen viel Wildlife...
Wohnt hier noch jemand?
Weiter geht es dann nach Thompson Springs. Thompson Springs? Nie gehört? Macht nichts. Der Ort ist auf dem besten Wege eine Ghost town zu werden. Liegt nur eine Abfahrt von der Junction der 191 mit der I-70 entfernt - und die Interstate ist denn auch genau der Grund, warum der Ort tot ist. Na gut, vor ein paar Jahrzehnten hat schon die Kohlemine zugemacht, später Amtrak den Bahnhof geschlossen. Die Autobahn führt nun ein paar hundert Meter an der Stadt vorbei - und deshalb verirrt sich hier niemand mehr hin. Nur eine Tankstelle gibt es noch - sonst nichts.
Besonders faszinierend an diesen Geisterstädten ist, dass die Gebäude oft wirken, als hätten die Bewohner fluchtartig alles stehen und liegen lassen. Das ehemalige Café an der Main Street von Thompson Springs sieht aus, als wären die Gäste gerade erst von der Bar aufgestanden und im Thompson Motel stehen teilweise noch die Möbel in den Zimmern.
Jahrtausende alte Zeichnungen
Fährt man von Thompson Springs nach Norden, erreicht man den Sego Canyon - und eine der besten Stellen, um Petroglyphen und Piktogramme verschiedener Epochen zu studieren. Sehr faszinierend.
Die ältesten Felszeichnungen stammen von einem Nomadenvolk, das vor ca. 8.000 bis 2.000 vor Christus in der Gegend lebte. Deren Figuren sehen ein bisschen aus wie Aliens. Vielleicht sind ja damals welche hier gelandet. Mehr davon findet man im Horseshoe Canyon zwischen Green River und Hanksville und weil der früher Barrier Canyon hieß, werden diese uralten Malereien als Barrier Style bezeichnet.
Spätere Indianervölker übermalten dann schonmal die Galerien der Ur-Ur-Urahnen - eine Tradition, die leider bis in die Neuzeit anhält. Insgesamt sind die Petroglyphen aber erstaunlich gut erhalten und neben dem Barrier Style findet man auch Zeichnungen der Fremont und der Ute Indianer.
Auch in Sego ging schon vor langer Zeit das letzte Licht aus
Ein Stück weiter den Canyon hinauf erreichen wir die Ghost town Sego. Auch hier wurde früher Kohle abgebaut, allerdings nie besonders profitabel. Mit dem Ende der Dampfloks in den 50er Jahren kam auch für Sego das endgültige Aus, der Ort wurde aufgegeben. Wasser gab es hier eh nie genug. Leider wurde die Geisterstadt in den 70ern geplündert und in Brand gesteckt, so dass heute nur noch zwei Gebäude und ein paar Grundmauern stehen. Ein ebenso trauriger wie interessanter Ort.
Das Colorado National Monument liegt auf dem Weg
Nach diesem lohnenswerten Abstecher geht es für uns weiter auf I-70. Die verlassen wir kurz nach der Staatsgrenze in Fruita für einen Besuch des Colorado National Monument. Mit dem Nationalpark-Ausweis kommt man für lau rein und es gibt allerlei View Points anzusteuern. Nach zwei Wochen in den Red Rocks haut uns das Monument jetzt nicht gerade aus den Schuhen, ganz nett zum Durchfahren ist es allemal.
Im überraschend großen Grand Junction am Zusammenfluss von Colorado und Gunnison River geht es dann wieder auf die Interstate, die dem Colorado flussaufwärts folgend eine tolle Canyon- und Gebirgslandschaft durchzieht.
Unser Ziel ist Glenwood Springs, ein ganz hübsches Städtchen, das als Tor zu den Skigebieten um Aspen dient und außerdem das größte Freiluft-Thermalbecken der Welt beheimatet. Sagen sie hier jedenfalls. Ein bisschen kurios ist die Mischung aus Westernstädtchen und Alpenromantik ja schon, aber durchaus einen Besuch wert.
Prime Rib ist nicht so unser Ding
Kurz im Motel eingecheckt und dann der Empfehlung des Chefs ins Restaurant Riviera gefolgt. Ganz stylisher Laden. Der Wein schmeckt, das frische Brot ebenfalls. Dass Prime Rib aber nichts mit einem gegrillten Steak zu tun hat, geht uns erst wieder auf, als wir zwei riesige Lappen Braten vor uns liegen haben. Nicht unsere Lieblingszubereitung von Rindfleisch, aber der Hunger...