2009 USA 09
Herbst in den La Sal Mountainst

Sa, Sep 26, 2009

CANYONS, BERGE, BIER

Die To-Do-Liste für Moab reicht für mehr als einen Urlaub - und das obwohl wir schon einmal hier waren. Immerhin hat es mit Arches und Canyonlands gleich zwei Nationalparks und auch sonst unendlich viel atemberaubende Landschaft.


Die Nacht im Holiday Inn Express ist erstaunlich ruhig. Bei ausgebuchten Hotels, wo auch der eine oder andere Reisebus abgefertigt wird, ist ja gerne mal Action auf den Fluren - aber nicht hier. Die Betten sind auch äußerst bequem - fällt uns schon die ganze Reise auf, dass Hotel-Amerika anscheinend komplett mit neuen Matratzen ausgestattet wurde. Die Ruhe endet mit dem Frühstück. Das ist beim HIE inkludiert und es gibt sogar Cheese-Omelette mit Zubehör. Wobei wir uns fragen, ob es Analog-Eier gibt. Jedenfalls ist dieses ganze Junkfood Plunder und Frühstücksräume in amerikanischen Hotels grundsätzlich zu klein. Wollen wir uns nicht unbedingt jeden Morgen antun.


Wanderung zu einer gewaltigen Felsbrücke


Wir tanken unseren Rav4 mal wieder voll und biegen nördlich von Moab auf die 128 ein, die immer schön am Colorado River entlangführt. Ziel ist der Trailhead zum Negro Bill Canyon. In dem hat einst ein früher Pionier seine Rinder gehalten und da er der einzige Schwarze weit und breit war, ging dieser Pionier unter dem Namen "Negro Bill" in die Geschichte Moabs ein. Na ja, nicht ganz: bis in die Zeit der Bürgerrechtsbewegung erinnerte man sich an Bill unter einem politisch noch unkorrekteren Namen... Jedenfalls wartet am Ende des Trails die Morning Glory Bridge, eine Felsbrücke von gewaltigen Ausmaßen.


Negro Bill Canyon
Negro Bill Canyon
Negro Bill Canyon
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge

Die Wanderung ist so recht nach unserem Geschmack: teils im Schatten, teils in der Sonne durch einen schönen Canyon, es geht immer mal über einen Bach und der Weg ist leicht zu finden. Die Idylle wird nur durch die Arbeiter des Bureau of Land Management (BLM) gestört, die mit Motorsägen das Ufer von Tamarisken befreien. Das tun sie praktisch den gesamten Lauf des Colorado und seiner Zuflüsse in Südutah entlang - eine Sisyphos-Arbeit, denn die einst zum Schutz der Uferböschungen ausgesetzten Pflanzen haben einfach alles zugewuchert. Immer wieder die gleiche Geschichte: kleiner Eingriff ins Ökosystem, große Wirkung...



Nach etwa drei Meilen sieht man die Bridge am Ende des Canyons - noch beeindruckender ist sie, wenn man drunter steht. Und gar nicht so leicht aufs Foto zu bekommen. Toll! Plötzlich kommt neben uns ein Seil runter und kurz darauf krabbelt tatsächlich jemand über die Kante der Bridge und seilt sich ab. Wahnsinn! Mich würden da keine zehn Pferde zu bringen. Weil eine Person am Seil noch nicht spektakulär genug ist, gibt es das Ganze auch noch im Parallelflug. Als die kleine Gruppe dann unten angekommen ist, machen sich oben schon wieder die nächsten Mutigen bereit. Scheint eine sehr populäre Tour zu sein.


Der Rückweg durch den Negro Bill Canyon läuft sich dann genauso angenehm wie der Hinweg, auch wenn es langsam richtig warm wird. Die Temperaturen sollten heute über die 90-Grad-Marke klettern. Jede Menge Leute kommen uns jetzt entgegen. Ist ja immer lustig, die Wanderer zu vergleichen: die einen sehen ganz standesgemäß aus in ihren Columbia- und North Face-Klamotten, bei anderen denkt man, sie wollten eigentlich ihr Glitzertop in die Mall ausführen. Den Vogel schießt aber ein Trio von Joggern ab, das uns auf dem Weg entgegenkommt. Geht's noch? Man muss doch nicht auf einem 30 Zentimeter breiten Trail, der durch einen Canyon führt, joggen. Immer wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen...


Durch das Castle Valley in die Manti La Sal Mountains


Weiter geht es die 128 am Colorado entlang, an den Rebhängen der Castle Creek Winery vorbei bis zum Abzweig ins Castle Valley. Hier beginnt die Loop Road durch die Manti La Sal Mountains und die nehmen wir uns jetzt vor. Was sich von unten schon andeutet: der Indian Summer ist in den Bergen angekommen. Die Espen mit den strahlend weißen Stämmen haben herrlich gelbe Blätter, die Eichen gibt es in den Ausgaben orange, rot und braun. Traumhaft. So cruisen wir ein paar Stunden durch diese Berge und nehmen auch die eine oder andere Gravel Road unter die Reifen, etwa die zum sehr idyllischen Oowah Lake.


Die höchsten Gipfel sind über 3.800 Meter hoch, mit dem Auto kommt man auf knapp 3.000. Das erstaunlichste ist, wenn sich der Blick Richtung Canyonlands öffnet und man sich wieder bewusst wird, dass da unten ja Wüste ist, während man gerade an einer lauschigen Waldlichtung vorbeikommt. Die La Sal Mountains sehe ich ab sofort als Moab-Pflichtprogramm, vor allem im Herbst.


Zehn Biere zum Abendessen


Zum Abendessen geht es in die allseits gelobte Moab Brewery. Erstaunlicherweise haben wir schon nach fünf Minuten einen Tisch und nach einem Ale zum Warm-Up lasse ich mir den Sampler mit zehn verschiedenen Biersorten bringen, die hier gebraut werden. Neun Sorten gibt es immer in der Brewery, dazu kommt das aktuelle Special: Kölsch. Schmeckt wie aufgelöster Honig. Wie die Biere überhaupt sehr eigenwillige Geschmäcker haben. Aber interessant. Lustig auch, dass Pilsener hier ein "German-style Lager" ist. Aha. Ich bleibe in Moab beim Ale. Das Lizard, das Dead Horse und das Derailleur Ale sind alle gut trinkbar.

 

Bierprobe

Nach den zehn Bier ist man gut voll, das finale Stout bekomme ich einfach nicht mehr runter. Nebenbei habe ich ja auch schon ein Full Rack Ribs im Magen verstaut. Uff! Als Verdauungsspaziergang drehen wir eine Runde durch die Souvenir-Läden und hüpfen zurück im Hotel noch in den Pool. Wo wir den um die Uhrzeit schon mal für uns allein haben... Der Hot tub hier ist übrigens so was von hot - hat bestimmt 40 Grad. Aber entspannt ungemein.


Gefahren: 90 Meilen / 145 Kilometer

Hotel: Holiday Inn Express & Suites, Moab - 133 USD + Tax