Mi, Sep 23, 2009
Coyote Gulch, Peek-A-Boo Canyon, Spooky Gulch, Devils Garden - das Grand Staircase-Escalante National Monument lockt mit allerlei spannend klingenden Zielen. Die zu erreichen, ist allerdings nichts für Fußkranke. Oder ängstliche Autofahrer.
Heute stehen wir wieder mit der Sonne auf. So um 7:30 Uhr schickt sie ihre Strahlen durch unser Fenster. Frühstück gibt es im Golden Loop Café. Ein, hmm, sagen wir mal, uriges Restaurant mitten in Escalante. Frühstück ist aber prima. Hab leider kein Foto davon. Die Herren vom Cowboy-Stammtisch nebendran hätten das bestimmt seltsam gefunden...
Nach dem Frühstück und einem kurzen Besuch des Visitor Centers geht es auf die Hole-in-the-Rock-Road Richtung Dry Fork Trailhead. Bis dort sind es 26 Meilen Schotterpiste und die ziehen sich ganz schön. Vor allem im zweiten Teil werden wir gut durchgerüttelt, insgesamt ist die Straße aber ganz gut befahrbar nach der Trockenheit der letzten Tage. Ausnahme vielleicht ein Abschnitt, wo Gips den Untergrund bildet. Es gibt hier auch eine seitliche Umfahrung, auf dem Hinweg brettern wir aber mittendurch, so dass das Auto hinterher ausschaut, als hätten wir es in eine Puderdose geschmissen. Absolut Pflicht auf dieser Straße: Fenster zu und Klimaanlage auf Umluft stellen!
Das Wasser hat enge Canyons in der Wüste gegraben
Die letzten eineinhalb Meilen nach dem Abzweig von der HRR Richtung Parkplatz haben es dann aber doch in sich und wir staunen nicht schlecht, als neben uns ein Coupé hält. Die Insassen kommen aber auch aus Alaska und sind wahrscheinlich noch ganz andere "Straßen" gewohnt.
Was machen wir hier draußen? Vom Dry Fork Trailhead aus erreicht man nach einem kurzen und für uns nicht schwierig zu gehenden Abstieg ein (zu dieser Jahreszeit) trockenes Flussbett namens Coyote Gulch. Dessen Erkundung wäre an sich schon eine längere Wanderung wert, ist aber nicht unser eigentliches Ziel. Wir wollen in noch engere Canyons krabbeln, zum Beispiel in den Peek-A-Boo. Der gehört zu den bekanntesten Slot Canyons im überhaupt.
Dummerweise steht aber bei unserer Ankunft genau vor dem Einstieg in den Canyon eine große, ungefähr knietiefe Pfütze. Angenommen, wir würden diese überwinden, müssten wir uns noch eine über zwei Meter hohe glatte Felswand hinaufhangeln, um dann vor einer weiteren tiefen Pfütze zu stehen. So berichtet es uns ein Amerikaner, den wir vor dem Einstieg treffen und der gerade versucht Socken und Schuhe zu trocknen. Erstaunlich daran ist, dass es vor einer Woche das letzte Mal geregnet hat und man in dieser Wüstengegend ja davon ausgehen müsste, dass das Wasser rasch verdunstet. Dem ist aber nicht so. Schade.
Statt uns im Peek-A-Boo einzusauen, entscheiden wir uns dafür, mit dem Spooky Gulch den zweiten Slot Canyon in direkter Nachbarschaft anzusteuern. Der Weg dort hin ist leicht zu finden und so stehen wir bald in dieser wahnsinnig engen Felsspalte. Toll!
Es wird eng!
Für den Spooky Gulch sollte man unbedingt so wenig Gepäck wie möglich dabei haben. Selbst unseren kleinen Rucksack muss ich beim Durchsteigen des Canyons öfter abnehmen und an Conny durchreichen. Ein all zu dicker Bauch wäre ebenfalls extrem hinderlich und so ist diese Tour nur einigermaßen sportlichen Menschen zu empfehlen. Ein italienisches Pärchen direkt vor uns bekommt es wohl mit der Angst zu tun und macht kehrt. Hinter uns ist aber noch eine kleine Gruppe mit einem Guide, der an auf den ersten Blick schwer zu überwindenden Stellen gute Tipps hat. Wir haben jedenfalls einen Riesenspaß und sind uns jetzt schon einig, dass Spooky Gulch eines der Highlights der Reise ist.
Der Spalte an ihrem Ende entstiegen suchen wir uns den Weg über ein Plateau zum Hintereingang des Peek-A-Boo. Aber auch von der Seite kommen wir nicht all zu weit, wir müssten uns derbe dreckig machen, um den Canyon zu durchlaufen, und darauf haben wir keine Lust. Also wieder raus, am oberen Rand entlang und schließlich wieder die Klippe runter in die Coyote Gulch.
Zurück geht es querfeldein
Der Parkplatz oben heißt ja "Dry Fork Trailhead", also gibt es hier auch eine Dry Fork, nämlich einen weiteren Canyon, in den wir jetzt hineingehen. Auch ganz hübsch, wenn auch natürlich nicht so eng und verwinkelt. Nach gut einem Kilometer steigen wir wieder aus der Dry Fork und gehen querfeldein Richtung Parkplatz. Die Orientierung in der Gegend ist ziemlich einfach, weil man oben am Rand der Höhe die Autos parken sieht.
Zurück am Parkplatz genießen wir noch einmal die herrliche Aussicht und machen uns dann wieder auf Richtung Escalante. Conny hatte in einem Guide was von Dinosaurier-Spuren an irgendeinem Felsen in der Nähe des 20-Mile-Wash gelesen. Einen entsprechend markierten Abzweig von der HRR finden wir auch, aber der Weg wird im weiteren Verlauf dann doch in seinem Zustand ein wenig unabsehbar, so dass ich gegen Connys Protest entscheide umzudrehen. Immerhin gibt es ja mit Devil's Garden noch ein Ziel anzusteuern.
Kobolde aus Stein
An einem der schönen Picknickplätze am Devil's Garden rasten wir eine Weile und klettern dann kreuz und quer zwischen den knubbeligen Felsen herum. Auch wieder eine ganz tolle Ecke hier, absolutes Must-See! Das Wetter ist natürlich auch perfekt und so lasse ich die Speicherkarte ordentlich glühen.
Außer Fotografen begegnet man hier auch Malern. Die haben sich mit ihrer Staffelei jeweils ein schattiges Plätzchen gesucht. Was besser auch das italienische Paar von heute Morgen getan hätte, denn die beiden haben mittlerweile die Farbe von gekochtem Hummer angenommen. Tut schon beim Anschauen weh. Ich bin jedenfalls froh, mir noch eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 gekauft zu haben. Farbe bekommen wir trotzdem - immerhin sind wir in Escalante der Sonne über 1.700 Höhenmeter näher als daheim am Rhein.
Nachdem wir uns den Staub vom Körper geduscht haben, geht es zum Abendessen ins Cowboy Blues Café. Wir hätten auch mal das Circle D Restaurant gecheckt, dort hat aber eine Adventure Tour von REI die Terrasse komplett in Beschlag genommen. Da wir uns nicht ganz sicher sind, wie weit die Straße hinauf sich das Cowboy Blues befindet, fahren wir mit dem Auto los. Zwei Häuser weiter parken wir dann auf der anderen Straßenseite. Das ging fix.
Bis die Bürgersteige hochklappen...
Auf den ersten Blick macht der Laden zwar nicht viel her, die Ausstattung ist einfach und nur mit ein paar Cowboy-Accessoires gepimpt. Burger und Steak sind aber in Ordnung (wenn auch etwas zu durch) und die Getränkekarte lässt keine Wünsche offen. Kann man hingehen.
Zurück am Circle D warten dann schon Petra vom USA-Stammtisch und Birgit darauf zum Abendessen ins, richtig, Cowboy Blues zu gehen. Da schließen wir uns doch noch mal an. Für ein Bud und einen Daiquiri haben wir allemal Platz gelassen und so plaudern wir sehr nett über allerlei USA-Erlebnisse. Als Vorletzte verlassen wir den Laden - was in Escalante aber noch nicht um die Nachtruhe fürchten lässt: um 21 Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt.
Gefahren: 68 Meilen / 109 Kilometer
Hotel: Circle D, Escalante - 65 USD + Tax