2009 USA 03
Las Vegas-Sign

So, Sep 20, 2009

STOP-OVER IN LAS VEGAS

Ein gewaltiger Fahrtag mit über 600 Kilometern liegt vor uns. Hilfreich, dass wir auch heute Morgen wieder früh wach sind.


Fix gepackt und um sechs Uhr lasse ich unseren Wagen vorfahren. Es geht von West nach Ost einmal quer durch den Ballungsraum Los Angeles bis hinter San Bernardino schließlich die Wüste erreicht ist. Da sind wir dann immerhin schon 67 Meilen gefahren und endlich aus der Nebelbank heraus, die sich heute Morgen wie ein Wattebausch über das ganze Becken von LA gelegt hat. Good-bye, Wolken. Für die nächsten zwei Wochen sollte uns der typisch stahlblaue Himmel des Südwestens täglicher Anblick sein.


Ein neuer Wagen muss her


Ich hätte eigentlich drauf wetten sollen: mitten auf der Autobahn meldet sich eine Warnlampe am Armaturenbrett - maintenance required, also Wartung notwendig. Ist schon fast ein Running-Gag: Jedes Mal, wenn wir an Las Vegas vorbeikommen, müssen wir unseren Mietwagen tauschen. Passiert auf der dritten Reise zum dritten Mal. Bisher: eine nach Steinschlag gerissene Windschutzscheibe sowie defekte Bremsen. Ein Anruf bei Alamo bringt eine Auswahl möglicher Defekte als Ursache für die Warnlampe. Könnte zum Beispiel nur sein, dass ich den Ölstand checken sollte. Aber bevor wir mit der Karre irgendwo in einer Wüste Utahs oder in den Rocky Mountains liegen bleiben, holen wir uns lieber einen neuen Untersatz. Gegen Mittag sollten wir ja in Las Vegas sein.


Erstmal aber frühstücken wir im Wüstenkaff Barstow bei Denny's – üppig und lecker. Nur den Kaffee sollte man lieber weglassen. Barstow besteht vor allem aus Outlet-Shops. Die haben so früh aber noch nicht auf. Die in Primm direkt hinter der Staatsgrenze zu Nevada dann schon. Also investieren wir hier ein paar Dollars. Conny blickt ein bisschen wehmütig zur Achterbahn, die in Primm um ein Hotel fährt.


Jetzt sind es nur noch ein paar Meilen bis Las Vegas. Dort haben sich sämtliche Mietwagenfirmen in einem gigantischen Parkhaus in der Nähe des Flughafens niedergelassen. Der Tausch ist schnell erledigt. Wir hatten ja ein bisschen gehofft, dass sie für uns kein passendes Auto vorrätig hätten und wir so an ein Upgrade kommen würden. Aber, richtig, wir tauschen den Rav4 gegen einen Rav4. Rot statt hellblau. Immerhin hat der Neue einen V6-Motor, was gleich mal einen Gang mehr macht, und nagelneue Reifen. Die sahen bei unserem alten Wagen schon arg abgefahren aus und gute Reifen sollten wir noch zu schätzen wissen. Also was soll’s. Ab dafür.


Shopping geht immer in Las Vegas


Am berühmten Las Vegas-Sign haben wir noch nie gehalten, also fahren wir da jetzt für die entsprechenden Fotos hin. Früher war dort wildes Parken angesagt, mittlerweile hat es einen ordentlichen Parkplatz und die Touristen stehen brav in der Schlange, bis sie für ihr Foto an der Reihe sind. Ich bin mir sicher, dass sich in Deutschland einfach nur ein großes Menschenknäuel um dieses Schild bilden würde.


Unser nächstes Ziel ist die Filiale des Outdoor-Ausstatters REI ganz im Westen von Las Vegas. Hier haben sich die Wohnviertel schon bis an die Berge herangefressen. Straßen, Brücken, Häuser – alles nagelneu. Und oft leer. Womit wir wieder beim Thema Wirtschaftskrise sind. Der begegnen wir durch einige Einkäufe bei REI. Hier gibt es wirklich ALLES, was man beim Wandern, Zelten oder für sonstige Aktivitäten an der frischen Luft gebrauchen könnte. Wir sind dann sogar gewillt, noch mehr Geld in den Premium Outlets zwischen Downtown und Strip zu lassen. Hier ist es aber so voll, dass wir uns einig sind, dass die Wirtschaftskrise soeben für beendet erklärt worden sein muss. Wir genehmigen uns nur ein schnelles Essen im Food Court und sehen dann zu, die Stadt möglichst fix hinter uns zu lassen.


Ein erster Abstecher in die roten Felsen


Hinter Las Vegas gibt es außer ein paar Stromleitungen neben der Interstate 15 nichts. Nach etwa 40 Meilen erreichen wir eine Tankstelle, die gleichzeitig ein von Indianern geführter Supermarkt ist. In dem Laden gibt es alle möglichen Spirituosen in gigantischen Flaschen - steuerfrei. Außer einer 12er-Kiste Budweiser und Wasser nehmen wir aber nichts Flüssiges mit, viel wichtiger ist uns hier der Abzweig zum Valley of Fire. Die Straße windet sich bald durch hübsch anzuschauende Berge, macht total Spaß hier zu fahren.


Schließlich erreichen wir den Eingang zum State Park, wo sechs Dollar Eintritt fällig sind - der ist aber auch jeden Cent wert. Dass wir hier noch nie waren... Im Licht der Nachmittagssonne leuchten die Felsen knallrot und wir halten an allerlei bizarren Formationen wie dem Arch Rock und dem Atlatl Rock. Ist auch gar nicht mehr so heiß und so lassen wir einfach die Fenster unten und uns die angenehme Luft um die Nase wehen.


Schließlich fahren wir noch zum Elephant Rock, der freilich so spät keine Sonne mehr hat, aber trotzdem ein Must-See ist. Hier begegnen wir dann auch noch einigen anderen Besuchern, ansonsten ist es schon recht einsam. Die Ausflügler und Hochzeitsgesellschaften von Las Vegas sind wohl schon auf dem Weg zu den Büffets. Die Aussicht vom Elephant Rock ist großartig und reicht bis zum Lake Mead. Raus aus dem Park geht es dann an dessen Ost-Eingang und durch das erstaunlich grüne Moapa Valley fahren wir zurück Richtung I-15.


In Mesquite übernachten wir für kleines Geld


Unser Hotel befindet sich in Mesquite, an dem man immer vorbeifährt und denkt: "Warum zum Geier stehen hier so riesige Kasinos mitten im Nichts?" Ist aber gar kein Nichts, denn der Virgin River liefert hier das Wasser und der Ort steht direkt an der Staatsgrenze zu Arizona und kurz dahinter Utah und die haben ja keine Kasinos. Jedenfalls ist Mesquite enorm gewachsen in den letzten Jahren. Lauter Neubaugebiete und Einkaufszentren.


Valley of Fire
Valley of Fire
Valley of Fire

Wir haben uns entschieden hier zu übernachten und nicht in Las Vegas, weil für eine Nacht ein Strip-Hotel arg umständlich wäre und wir nach der langen Fahrt eh nichts großes mehr unternehmen würden. Also warum nicht gleich die paar Meilen weiter fahren und damit näher an die geliebten Nationalparks im Süden Utahs heran? Eben. Dazu kommt, dass man im Falcon Ridge Hotel für schlappe 38 Euro eine Suite samt Balkon mieten kann. Nichts zu meckern.


Das Hotel ist schnell gefunden, unsere Reservierung von gestern nicht, aber schließlich klärt sich alles auf. Wir tragen unsere Sachen aufs Zimmer und statten noch dem Außenpool einen Besuch ab. Der ist herrlich erfrischend nach Staub und Hitze dieses langen Tages. Morgen noch ein Fahrtag, dann lassen wir uns mehr Zeit beim Urlaubmachen.


Gefahren: 423 Meilen / 681 Kilometer

Hotel: Falcon Ridge Hotel, Mesquite - 38 EUR via Expedia