Mo, Sep 18, 2006
Unser nächstes Ziel heißt Moab in Utah. Die Fahrt dahin führt durch eine Wild-West-Kulisse wie aus dem Bilderbuch.
Trotz einer Stunde Zeitverschiebung sind wir früh wach, um das Monument Valley im Morgenlicht zu erwischen. Nach einem kurzen Frühstück (die Qualität des inbegriffenen Continental Breakfast nimmt irgendwie immer mehr ab) sind wir schon um 9 Uhr am Eingang zum Monument Valley, das genau auf dem 37. Längengrad und damit auf der Staatsgrenze zwischen Utah und Arizona liegt. Ist aber auch egal, welcher US-Bundesstaat, denn bis zum San Juan River ist das hier alles Navajoland. So gehen denn auch die Einnahmen durch den steten Besucherstrom an die Ureinwohner. Wir zahlen fünf Dollar am Eingang und dürfen mit dem eigenen Auto auf einem 17 Meilen langen Rundkurs zwischen den steil aufragenden Felstürmen durchfahren.
Rallye durchs Monument Valley
Sorgen um den Zustand des Mietwagens machen wir uns keine, denn das ist besser so. Rein versicherungstechnisch dürften wir diesen Weg gar nicht fahren, mit unpaved ist der Zustand der „Straße“ nicht hinreichend beschrieben. Nach der ersten Meile den Hang hinunter hat man aber das schlimmste überstanden und so freuen wir uns über das klassische Panorama, das The Mittens und Merrick Butte vor uns abgeben. Elf Scenic points gibt es anzusteuern, wobei die Schönheit der Aussicht variiert. Insgesamt lohnt sich die Runde aber auf jeden Fall. Mehr könnte man sicher auf einer der von den Navajos geführten Touren durch das Gebiet sehen. Die sind sehr gut frequentiert, zumal sich nicht jeder Tourist mit seinem Mietwagen auf die Buckelpiste traut. Wir finden, rot steht dem Wagen ganz gut.
Nach 75 Minuten sind wir wieder am Parkplatz vor dem Visitor Center, wo mich gleich ein Tourist anspricht, wie wir das denn geschafft hätten, da runterzufahren. Meine Antwort: "Skills, man, skills!" Auf dem sauber geteerten Highway 163 fahren wir dann weiter Richtung Norden, nicht ohne am Milemarker 13 das berühmte Panoramabild zu schießen.
Kurz hinter Mexican Hat (das Nest heißt so, weil hier ein Felsen steht, der aussieht wie der Kopf eines Sombreroträgers) biegen wir ab auf die 261 und dann gleich nochmal links auf die 316 zu den Goosenecks. Hier hat der San Juan tiefe Schleifen ins Plateau gegraben, die Kanalbauer nicht geometrischer hätten anordnen können. Wir halten uns hier aber nicht lange auf, sondern kehren zurück auf die 163 und bei Bluff auf die schon bekannte 191 Richtung Norden.
Im Canyonlands Nationalpark steuern wir einige View Points an
Weit im Osten sehen wir schneebedeckte Berggipfel. Das sind aber schon die Rocky Mountains, die dürfen das. Sind ja schließlich über 4.000 Meter hoch. Auf den etwas niedrigeren Blue Mountains zur Linken liegt kein Schnee und auch auf den bald vor uns auftauchenden Manti-La-Sal-Mountains nicht. Davor liegt Moab, da wollen wir hin. Vorher wollen wir aber schon mal einen Blick auf die Canyonlands des gleichnamigen Nationalparks werfen. Dazu biegen wir 20 Meilen hinter Monticello Richtung Needles Overlook ab. Die Straße führt durch eine Steppenlandschaft, in der sich einige Pronghorn-Antilopen tummeln, und in der immer wieder schön anzuschauende Gesteinsformationen liegen.
Zum Needles Overlook führt eine 22 Meilen lange Straße in bestem Zustand. Der Blick vom Canyonrand ist atemberaubend. So weit das Auge reicht
Canyons, Canyons, Canyons, durchzogen nur von einigen Feldwegen und natürlich einigen Flüssen, allen voran der Colorado, den man leicht am grün gesäumten Ufer erkennt. Im Süden ragen die Felsspitzen der Needles auf. Da es noch recht früh am Nachmittag ist, fahren wir gleich noch zum Anticline Overlook weiter, zu dem nicht weit vom Needles Overlook eine 16 Meilen lange Schotterpiste abzweigt.
Entfernungen sind das hier... 50 Kilometer Schotterpiste - das bedeutet eine neue Farbe für unseren Pontiac: weiß. Von der Road könnten sich die Navajos im Monument Valley eine Scheibe abschneiden, sie ist völlig ohne Rillen und Schlaglöcher. Trotzdem zieht sich der Weg ganz schön.
Der Anticline Overlook ist nur wenige hundert Meter vom berühmten Dead Horse Point Overlook entfernt – aber halt auf der anderen Seite des Canyons! Wir haben direkten Blick auf die violett und blau schimmernden Pottasche-Felder am anderen Flussufer. Das erinnert uns daran, dass hier lange vor den Touristen und nur kurz nach den Viehzüchtern erst die Minengesellschaften die Landschaft einigermaßen erschlossen haben. Der Uran-Boom in Moab ist ja zum Glück schon ein paar Jahrzehnte her, aber Pottasche ist ein wichtiger Zusatz für Schmierseife, Dünger, Farben und andere Dinge, ohne die wir nicht mehr auszukommen glauben. Und die wird hier gewonnen.
Am späten Nachmittag erreichen wir Moab
Dank der riesigen Entfernungen sind wir dann erst um 17 Uhr endlich in Moab. Hier haben wir uns für ein Bed & Breakfast entschieden – eine sehr gute Wahl. Das Cali Cochitta (zu deutsch „Haus der Träume“) ist ein bezauberndes B&B, bestehend aus einem viktorianischen Haupthaus und einigen kleineren Lodges im Garten, in einer davon wohnen die Besitzer Kim und David. Kim empfängt uns sehr herzlich und führt uns herum. Unser Zimmer ist mit einem sehr kuscheligen Bett ausgestattet, das so hoch ist, dass man eine kleine Leiter benötigt, um reinzusteigen. Die Einrichtung des ganzen Hauses ist bis ins letzte Detail liebevoll arrangiert – hier fühlen wir uns sofort wohl.
Außerdem ist das Haus grad die Straße runter zur Kneipe Eddie McStiff’s. Da nisten wir uns zum Essen auf der Terrasse ein, die (noch) in den wärmenden Strahlen der Abendsonne liegt. Das hauseigene Ale ist vorzüglich und auch das Steak kann was. Nicht ganz so viel wie das in Flagstaff, aber die Latte liegt halt jetzt auch ziemlich hoch. Immerhin: im Bauch ist noch Platz für einen Mudd Pie, den schaufeln wir uns zu zweit rein. Nach einem Verdauungsspaziergang entlang der Main Street fallen wir zufrieden ins Bett.
Gefahren: 275 Meilen / 442 Kilometer
Hotel: Bed & Breakfast Cali Cochitta, Moab - 140 USD