2018 Ontario Day 10
Otter Lake

Sa, Sep 29, 2018

DREIßIGTAUSEND INSELN

Es geht zurück, zurück an die Georgian Bay. An deren Ostseite läuft der Kanadische Schild aus, der Milliarden Jahre alte geologische Kern des nördlichsten Teils Amerikas. 30.000 Inseln bilden hier das größte Archipel der Welt in einem See. Das klingt interessant - die Gegend musste unbedingt auf unsere Reiseroute.


Um unsere nächste Unterkunft in der Nähe des Städtchens Parry Sound zu erreichen, müssen wir um die komplette Nordseite des Lake Huron herumfahren, dabei 250 Kilometer auf dem Trans-Canada Highway, die wir bereits kennen. Es steht also ein längerer Fahrtag an.


Wir checken aus dem Fairfield Inn aus, das uns sehr gut gefallen hat, und verlassen Sault Ste. Marie bei einsetzendem Regen Richtung Osten. Es bleibt allerdings bei einem kurzen Schauer. Bald kommt sogar die Sonne hervor. Die Bäume entlang des Highways sind in den letzten drei Tagen merklich bunter geworden.


Um die Mittagszeit kommen wir in der Nähe von Espanola an einem Tim Hortons vorbei. Wir lassen uns von der langen Schlange an der Theke nicht abschrecken - in allen Tim Hortons stehen die Leute Schlange, egal zu welcher Uhrzeit - und gönnen uns eine Kaffee- und Donutpause. An der Tankstelle nebenan bekommt auch das Auto eine Stärkung, dann setzen wir die Fahrt fort.


Die Landschaft ändert sich


Fairfield Inn, Sault St Marie
Entlang des TCH
Coffee Break

In der Nähe von Sudbury biegt der Highway nach Süden ab. Sudbury ist eine Bergbaustadt. Hier werden Nickel und Kupfer abgebaut. Aus der Entfernung sieht man Fördertürme und Schornsteine. Erst nach der Reise lese ich, dass hier der zweitgrößte Schornstein der Welt steht, der Inco Superstack. Mit 381 Metern ist der ungefähr so hoch wie das Empire State Building und damit nach dem CN Tower das zweithöchste Bauwerk Kanadas. Unnützes Wissen, das ich nie mehr vergessen werde. Aber Beeilung, wenn man den Superstack mit eigenen Augen sehen will: 2020 wird der stillgelegt und danach abgerissen.


Die Landschaft ändert sich nun merklich und besteht vor allem aus rosa Granitkuppen mit kleinen Seen, Flüssen und Wäldchen dazwischen. Sehr hübsch.


Ein Fluss verbindet Prärie und Ozean


Um 15 Uhr kommen wir über den French River. Das Besucherzentrum des gleichnamigen Provincial Parks bietet eine willkommene Gelegenheit zur Unterbrechung der Fahrt. Nur ein paar Dollar Eintritt kostet das kleine Museum, das in der gut gemachten Ausstellung Voices of the River die spannende Geschichte des Flusses erzählt.


Der French River ist nur etwas über 100 Kilometer lang, bildet aber seit jeher eine wichtige Handelsroute, verbindet er doch den Lake Nipissing mit dem Lake Huron. Weil gleich östlich des Nipissing der Ottawa Richtung Montreal fließt, schlägt der French River sozusagen den Bogen vom Atlantik zu den Großen Seen und weiter in die Prärien im Westen des Kontinents. Das bekamen irgendwann im 17. Jahrhundert auch die französischen Entdecker heraus - und mit ihnen die jesuitischen Missionare und die Pelzhändler.


Frankreich und England lieferten sich 150 Jahre lang ein Wettrennen um die Ausbeutung der Region. Ergebnis davon war etwa die Gründung der Hudson's Bay Company und ihr Aufstieg zur größten Handelsgesellschaft der Welt - und die weitgehende Ausrottung des Bibers.


1855 übernahm die Eisenbahn die Funktion der Kanus und Holz ersetzte die Pelze als Handelsware. Die Nachfrage nach Bauholz aus den boomenden Vereinigten Staaten explodierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, es war das Zeitalter der lumber barons, der Holzbarone. Die raue Schönheit der Landschaft zog aber auch bald die ersten Touristen an - und so ist der French River heute ein beliebtes Kanurevier und steht in großen Teilen unter Naturschutz.



Vom Besucherzentrum führt ein Trail den Fluss hinab zu den Recollet Falls. Der Weg ist uns jetzt aber zu weit, wir begnügen uns mit dem Blick von den Felsen unterhalb des Museums. Die über den Fluss führende Hängebrücke ist leider gesperrt.


Endspurt zum Otter Lake


Nur noch eine Stunde Fahrt ist es nun noch bis zum Otter Lake mit dem Grand Tappattoo Resort. Hier haben wir für zwei Nächte reserviert. Bei der Buchung hatte mich das Hotel angemailt und gewarnt, dass man an dem Wochenende ein Event hätte und gefragt, ob wir trotzdem anreisen wollten. Ja, wollten wir. Ich bat um ein Zimmer möglichst abseits und so kamen wir zu einem Upgrade in eine Suite mit Wohnzimmer und Kamin. "Suite" ist allerdings vielleicht ein etwas zu nobler Begriff für unsere Unterkunft in einer rustikalen Holzhütte mit dem wahrscheinlich kleinsten Bad aller Zeiten. Das ist so eng, dass die Tür beim Öffnen an der Toilette entlangschrammt. Aber wir haben einen Kamin und einen Balkon mit Blick ins Grüne und auf den See. Bei dem angekündigten Event handelt es sich übrigens um eine Art Triathlon: Laufen, Rad- und Kanufahren. Gegen zwei Uhr nachts werden die Teilnehmer im Resort und damit am Ziel erwartet.


Zum Resort gehört ein Restaurant, fürs Dinner müssen wir also das Hotel nicht verlassen. Der Service ist langsam und wir warten doch ziemlich lang auf unser Essen - das aber sehr lecker ist. Immerhin lässt sich so ausgiebig die Aussicht über den Otter Lake genießen. Den Abend verbringen wir ganz gemütlich bei Wein und Bier am Kamin.


Gefahrene Kilometer: 479

Unterkunft: Grand Tappattoo Resort - 113 Euro via booking.com


Nützliche Links:

OntarioTravel - Official Website of Tourism in Ontario

Parry Sound Tourism - Infos zu Aktivitäten und Unterkünften

Fall Colours - die Ontario Parks Website informiert über den Stand der Laubfärbung

Kevin's Report - wöchentlicher Bericht zur Laubfärbung

TripAdvisor Ontario Travel Forum - beantwortet alle Fragen