2018 Ontario Day 4
Kunst am Bau

So, Sep 23, 2018

DEM HIMMEL SO NAH

Ein Sonntag in Toronto zwischen Touristenrummel und Straßenfest, mit Kunst, Bier und Eis. Kann man mal so machen.


Wir starten mit einem kalorienreichen Frühstück bei Frankie's Diner in den Sonntag. Der Laden reklamiert an seiner Fassade selbstbewusst für sich, The World's Best Burger zu servieren. Haben wir nicht getestet. Eier, Schinken und Bratkartoffeln munden aber.


Höher geht's nicht!


Nun haben wir die letzten zwei Tage ja schon einiges von Toronto gesehen, ein Punkt steht aber noch unerledigt ganz oben im Pflichtprogramm - der CN Tower. Ein paar Fakten zu dem, ehe es hinauf geht: Mit 553,33 Meter Gesamthöhe ist der Tower der dritthöchste Fernsehturm der Welt. Bei seiner Fertigstellung 1976 war er sogar das höchste Gebäude überhaupt und behauptete diesen Titel bis 2008, als ihn der immer höher strebende Burj Khalifa überholte. Noch immer handelt es sich beim CN Tower aber um das höchste Gebäude der westlichen Hemisphäre.


Aber wofür steht eigentlich das CN im Namen? Das leitet sich von den Canadian National Railways ab, der kanadischen Eisenbahngesellschaft. Die baute den Tower nämlich zusammen mit der Canadian Broadcasting Company (CBC), um den Rundfunkempfang in und um Toronto zu verbessern. Die in den 60er Jahren immer höher wachsenden Hochhäuser im Finanzdistrikt störten zunehmend die Sendesignale. Also musste ein Turm her und da die Eisenbahn den in der Nähe der Union Station gelegenen Rangierbahnhof nicht mehr benötigte, hatte man auch das passende Grundstück parat.


CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower

Jetzt aber hinauf! 38 Dollar kostet die Karte, mit der man in knapp einer Minute zur Aussichtsplattform in 346 Metern Höhe gefahren wird. Unser Aufzug ist übrigens gläsern. Weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat... Das Schwindelgefühl legt sich aber, als wir die fantastische Aussicht über die Stadt genießen. Einfach nur wow!


Hoffentlich trägt das Glas


Ziemlich originell war die Idee, im Stockwerk darunter Bodenplatten aus Panzerglas einzubauen. Es erfordert schon Überwindung, da draufzutreten, und ist lustig, die Besucher dabei zu beobachten. Angst muss man ja eigentlich keine haben - jede Platte kann ein Gewicht von gut 22 Tonnen tragen. Das entspricht dreieinhalb Orcas. Oder 35 Elchen. Oder 1.091 Bibern. Diese Vergleiche habe nicht ich mir ausgedacht, darüber informiert eine Tafel. Weil das Ganze für viele aber doch zu gruselig war, hat man den Großteil des Glass Floor Decks wieder mit Teppichboden ausgelegt. Darauf zu laufen, ängstigt natürlich niemanden.


CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower
CN Tower

Irgendwann haben wir uns dann tatsächlich an der Aussicht sattgesehen und auch genügend Selfies auf dem Glasboden geknipst. In 58 Sekunden geht es wieder runter. In der Nähe des Aufzugs macht sich gerade eine Gruppe für den Edge Walk bereit. Dabei läuft man AUF der Aussichtskanzel auf einem eineinhalb Meter breiten Steg um den Turm und kann sich auch noch über den Abgrund beugen - natürlich alles mit Klettergeschirr gesichert, aber für mich aus der Kategorie "keine zehn Pferde".


Sonntags im menschenleeren Finanzdistrikt


Ich erstehe noch ein paar Souvenirs, dann spazieren wir gegen den Strom der zum Rogers Center pilgernden Baseballfans - die Blue Jays spielen heute schon wieder gegen Tampa Bay - durch das Bankenviertel. Zu verdanken ist die Dichte der Hochhäuser hier übrigens auch den separatistischen Bestrebungen der Provinz Québec. Deren Einwohner stimmten ja zuletzt 1995 nur mit knapper Mehrheit gegen die Abspaltung von Kanada, auch 1980 war bereits ein Referendum gescheitert. Viele Finanzinstitute hatten da längst kalte Füße bekommen und begonnen, nach Toronto umzusiedeln. So wurde Montréal seinen Status als Finanzhauptstadt Kanadas los. Besondere Ironie: Der höchste Wolkenkratzer Torontos ist der First Canadian Place - Hauptsitz der Bank Of Montréal. Hat da jemand "Brexit" gesagt?


Besonders gut gefällt mir das Ensemble der schwarzen Türme des Dominion Centre gleiche gegenüber des weißen First Canadian Place. Sie stammen von Mies van der Rohe. Auf einer Grasfläche dazwischen hat eine Herde Kühe Platz genommen. Aus Bronze. The Pasture ist das Werk eines kanadischen Künstlers und soll etwas Ruhe in den hektischen Finanzdistrikt bringen. Eine schöne Idee. Heute ist aber Sonntag, da ist hier eh nichts los.


Der Spaziergang führt uns zum Eaton Centre. Nicht ganz zufällig, denn ich will mir nun doch bei Levi's die Jeans kaufen, die mir hier gestern schon ins Auge gefallen waren. Wer weiß, ob die die Outlet Mall, in die wir morgen fahren, auch hat. Am Ende ärgere ich mich, sie nicht direkt gekauft zu haben...


Kunst und Bier - das rat' ich Dir


Es ist früher Nachmittag geworden. Conny nimmt sich eine Auszeit im Apartment. Ich habe noch etwas Kultur auf dem Zettel stehen. Just dieses Wochenende eröffnet nämlich das neue Museum für zeitgenössiche Kunst, das MOCA, in einem 100 Jahre alten Industriebau im Westen der Stadt, nur ein paar Haltestellen von uns entfernt.


Direkt daneben auf dem Parkplatz der Henderson Brewing Company findet dazu eine Bloc Party statt, ein kleines Straßenfest mit Musik, ein paar Verkaufsständen, Kinderbelustigung und natürlich Bier. Kunst und Bier - da muss man mich nicht zweimal bitten!


Witzig ist, dass der Weg von der Straßenbahn an einem Nestlé-Werk vorbeigeht. Das produziert hier allerlei Schokoriegel und es riecht genauso wie früher in Mainz rund um die Nescafé-Fabrik. Trotzdem ist Nestlé natürlich pfui!


Downtown Toronto
Downtown Toronto
Downtown Toronto
Eaton Center
MOCA
MOCA
MOCA

Durch das MOCA schieben sich fast schon Menschenmassen. Der Rundgang lohnt sich trotzdem, denn man kann Künstlern in ihren hier nun neu eingerichteten Ateliers über die Schulter schauen und sich ihre Arbeiten erklären lassen. Die meisten sind bunt und originell. Besonders gut gefällt mir ein Animationsfilm: Laws of Motion in a Cartoon Landscape. Darin erklärt ein Wissenschaftler die physikalischen Gesetze in Trickfilmen - etwa dass alles schneller fällt als ein Amboss. Oder dass die Schwerkraft von der Angst eines Protagonisten außer Kraft gesetzt wird. Sehr witzig! Viel länger als eine Stunde verbringe ich aber nicht in dem Museum, dafür ist es einfach zu voll. Und nebenan gibt es ja Bier...


Das Beste zum Schluss: Pizza und Eis


Zum Essen ziehen Conny und ich dann heute Abend gemeinsam los. Wir versuchen es im Smoque N'Bones, ernten aber nur ein mitleidiges Sorry von der Bedienung. Keine Chance ohne Reservierung. Schräg gegenüber ist das ebenfalls viel gelobte italienische Restaurant Terroni. Auch das sieht sehr voll aus, aber wir haben Glück und bekommen einen Tisch im ersten Stock zugewiesen. Pizza und Pasta schmecken hervorragend.


Ein bisschen Platz hätten wir noch für Nachtisch, erst recht wenn wir davor ein paar Schritte gehen. Also schlendern wir in die Ossington Avenue zu Bang Bang Icecream. Oh! Mein! Gott! Die Schlange dort ist fast so lang wie bei uns daheim beim N'Eis, aber das Anstehen lohnt sich. Nicht nur, dass es wirklich ausgefallene Sorten gibt. Fast so schwer wie die Wahl der Eissorte fällt die Entscheidung darüber, worin man die Kugeln gerne hätte. Waffel oder Becher wäre zu einfach. Bei Bang Bang stehen zusätzlich verschiedene frisch gebackene Kekse zur Auswahl,  Windbeutel, Zimtrollen und Brioche-Brötchen. Zum Glück steht man lange genug an, um die Karte studieren zu können. Und falsch machen kann man eh nichts - schmeckt alles geil!


Unterkunft: Airbnb - 101 EUR


Nützliche Links:

blogTO - DER Blog zu Toronto! Ausgehen, Nachrichten, Events

#kanadastisch - der Entdecke-Kanada-Blog mit coolen Tipps für Toronto 

OntarioTravel - Official Website of Tourism in Ontario

TO. - The Official Website of Tourism Toronto

Local Toronto City Blog - 35+ Incredible Things To Do Around Trinity Bellwoods Toronto

TripAdvisor Ontario Travel Forum - beantwortet alle Fragen