Nachdem wir gestern schon die Nachbarschaft Richtung Ossington Avenue abgegrast haben, widmen wir uns an diesem Samstagmorgen den Blocks Richtung Downtown. Zwischen Portland Street und Spadina Avenue verläuft parallel zur Queen West Street die Rush Lane, eine Gasse, die als Graffiti Alley in jedem Travelblog Erwähnung findet. Mit einem Kaffeebecher von Jimmy's in der einen und der Kamera in der anderen Hand ziehen wir los.

Zugegeben: die Graffiti Alley reißt uns nicht so vom Hocker. Dafür haben wir wahrscheinlich schon zu viele Hotspots der Street Art zwischen Wynwood und Shoreditch gesehen. Hier in Toronto fehlen die international berühmten Künstler, nur die wenigsten Wände scheinen kuratiert zu sein, entsprechend wild sind die meisten großflächigen Murals von Tags und Throw-Ups überzogen. Dazu kommt der durchdringende Gestank der Mülltonnen und Obdachlosenverschläge. Nun gut. Been there, done that.

Toronto hat das größte von Allem

Wir setzen die Besichtigungstour am Queen's Park nördlich der Innenstadt fort. Hier befindet sich das Royal Ontario Museum, das größte Museum des ganzen Landes, und der Campus der University of Toronto, die wiederum die größte Universität Kanadas ist. Der Campus breitet sich auf einer Fläche von über 70 Hektar aus, also ungefähr so wie 100 Fußballfelder. Eine Stadt in der Stadt sozusagen und am Wochenende eine stille grüne Oase.

Als ich mit meinem Reiseführer an einer Ecke stehe und Conny etwas über die Uni vorlese, spricht uns gleich ein junger Mann mit Skateboard unterm Arm an. Auf deutsch. Ob wir etwas Bestimmtes suchen würden. Nein, aber danke. Er wünscht uns noch einen schönen Tag. Meine Einschätzung: ein deutscher Student, der so strebsam ist, dass er versucht, die Kanadier in ihrer kanadischen Freundlichkeit zu übertreffen. Vielleicht hatte er aber auch Heimweh. Wer weiß.

Der pinke Palast der Queen

Mittig im Queen's Park steht das Ontario Legislative Building, das Parlamentsgebäude der Provinz Ontario. Das wird wegen des rosa Farbtons des zu seinem Bau verwendeten Sandsteins auch als Pink Palace bezeichnet. Darauf ist bei unserem rheinland-pfälzischen Landtag in Mainz noch niemand gekommen. Dabei ist der viel mehr rosa.

Noch mehr unnützes Wissen: Der Grund und Boden, auf dem das Parlamentsgebäude steht, gehört der Universität. Die erhält seit 1859 die symbolische Pacht von einem Dollar im Jahr. Nach 999 Jahren läuft der Deal ab. Man darf gespannt sein, wie sich Universität und Staat im Jahr 2858 dann einigen. Formal gehört der Bau übrigens der Königin von England. Kein Witz.

Leider ist das Gebäude am Wochenende nicht für Besucher geöffnet, wie uns ein Wachmann mitteilt, als wir zielstrebig auf eine Eingangstür zusteuern.

Wo Toronto am instagramigsten ist

An riesigen Klinikkomplexen vorbei schlendern wir die University Avenue entlang bis zum Durchgang zwischen Gerichtsgebäuden und der 1832 errichteten Osgoode Hall, einst Sitz der ersten juristischen Fakultät von Upper Canada, woraus später Ontario wurde. Hier kommen wir nun zum Nathan Phillips Square, einer großen Plaza mit Torontos altem Rathaus an der einen und den gekrümmten Scheiben der 1965 eröffneten neuen Stadtverwaltung an der anderen Seite.

Aktuell die größte Touristenattraktion des Platzes ist aber das 3D Toronto Sign, der Schriftzug T-O-R-O-N-T-O aus drei Meter hohen Buchstaben, der nachts in 228 Millionen Farbkombinationen leuchtet. Das Ganze war für die Pan America Games 2015 als temporäre Installation aufgestellt worden, ob seiner Beliebtheit entschied die Stadt aber, das Ding länger stehen zu lassen. Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man behauptet, dass das Toronto Sign mittlerweile genauso ein Wahrzeichen geworden ist wie der CN Tower - Instagram & Co sei Dank. Aber ewig wird der Schriftzug nicht halten, das ist den Buchstaben anzusehen.

Gleich um die Ecke befindet sich das größte Einkaufszentrum Ontarios, das Eaton Centre. Wir checken die Sneaker- und Jeansläden, lassen uns aber nicht zum Geldausgeben hinreißen. Schließlich müssten wir sonst die Tüten die ganze Zeit mit herumtragen. Das wäre total unpraktisch, reden wir uns ein.

Peameal Bacon macht satt

So langsam knurrt ein bisschen der Magen. Gut, dass es nun nicht mehr weit ist bis zum St. Lawrence Market, einer großen Markthalle mit allen nur erdenklichen Köstlichkeiten. Den Bauch füllen wir mit zwei peameal bacon sandwiches, der lokalen Leibspeise - in Panade aus Maismehl gebratener Schweineschinken. Einfacher geht's nicht, ist aber tatsächlich ziemlich sättigend.

Es ist mittlerweile kurz nach zwei und ein bisschen tun nun doch die Füße weh. Conny hätte nichts gegen ein Mittagsschläfchen und damit auch nichts dagegen, wenn ich zum Baseball gehe. Die hiesigen Blue Jays spielen heute Nachmittag im Rogers Center, dem Stadion zu Füßen des CN Towers, gegen Tampa Bay. Nicht dass es für das Team noch um etwas ginge in dieser Saison, aber so einen Samstagnachmittag beim Baseball stelle ich mir ganz unterhaltsam vor. Mein letzter und bisher einziger Besuch eines Baseballspiels war 1992 in Cleveland, ist also schon eine ganze Weile her. Eigentlich müsste man in Kanada ja zum Eishockey gehen, aber die NHL-Saison hat noch nicht begonnen und an Testspielen habe ich noch weniger Interesse als an Eishockey im Allgemeinen.

Unterkunft: Airbnb - 101 EUR

Nützliche Links:

blogTO - DER Blog zu Toronto! Ausgehen, Nachrichten, Events

#kanadastisch - der Entdecke-Kanada-Blog mit coolen Tipps für Toronto

OntarioTravel - Official Website of Tourism in Ontario

TO. - The Official Website of Tourism Toronto

Local Toronto City Blog - 35+ Incredible Things To Do Around Trinity Bellwoods Toronto

TripAdvisor Ontario Travel Forum - beantwortet alle Fragen