2008 New England 20
Harvards Massachusetts Hall

Di, Oct 21, 2008

WO DIE REVOLUTION BEGANN

Mit einem Abschluss in Amerikanistik kann man schlecht durch New England reisen und dann NICHT die Stätten besuchen, an denen der Kampf um die Unabhängigkeit begann. Und wo wir schon mal in der Gegend sind, statten wir auch der Harvard University einen Besuch ab.


La Quinta Inn & Suites ist wirklich eine empfehlenswerte Kette, wenn man einen guten Preis bekommt – und bei 60 Dollar kann man mal so gar nicht meckern. Die Zimmer sind geräumig, von der Laundry über Pool bis Wireless Internet ist alles da, was man als Gast braucht – aber das Frühstück ist einfach sinnlos. Außer natürlich, man will sich nur den Magen mit ein paar Kohlehydraten füllen. Wenn man zu den reinen Nährstoffen auch noch Geschmack will, sollte man woanders sein Glück probieren. Dazu das Gewusel in dem Frühstücksraum, in dem gleich zwei Fernseher vor sich hin laufen. Echt nervig.


Und: jeder Gast produziert einen Müllberg, der alle Anstrengungen der Amerikaner, jetzt doch langsam auf grün zu machen, konterkariert. Wir hatten uns schon gefragt, warum man im Restaurant nicht mehr standardmäßig ein Glas Wasser hingestellt bekommt – von dem ich nicht so genau weiß, ob da jemals irgendjemand von getrunken hat. Die Antwort fanden wir neulich auf einer Speisekarte: Umweltschutz.


IMG_6141
IMG_6138
IMG_6133

Gestern stand in USA Today, die amerikanischen Münzprägeanstalten wollen die Verwendung von Münzen statt Dollarnoten populärer machen (zur Erinnerung: hier zahlt man ab einem Dollar praktisch immer mit Scheinen, bei uns ab fünf Euro), weil Münzen länger halten und recycelbar sind. Und dann hauen wir jeden Morgen im Hotel einen Kubikmeter Styropor, Pappe und Plastik in die Tonne.


Concord & Lexington
Concord & Lexington
Concord & Lexington

Bei Concord beginnt das Bildungsprogramm


Nachdem wir das Frühstück überstanden und die Taschen im Kofferraum verstaut haben (das Gepäck wird jeden Tag mehr), brechen wir zum heutigen Bildungsprogramm auf. Es geht zu den Stätten der ersten Schlachten des Unabhängigkeitskrieges. Die liegen entlang der Battle Road zwischen Concord und Lexington. Hier bezogen die Briten am 19. April 1775 böse Prügel von der aufgebrachten Bürgerwehr der Kolonialisten, deren Waffen die Soldaten des Königs in Concord hatten einsammeln wollen. Am Ende wurden die Engländer von 4.000 Minute Men zurück nach Boston gejagt und 122 Menschen hatten ihr Leben verlosen. Zahlreiche Heldengeschichten ranken sich um die Ereignisse und Namen wie Samuel Adams oder Paul Revere kann jedes amerikanische Schulkind aufsagen.


Wir besorgen uns eine Karte am Visitor Center und fahren nach Concord. Etwas außerhalb des hübschen Dörfchens trafen die Engländer an der North Bridge auf den fix organisierten Widerstand der Minute Men. All zu aufregend ist das heute alles nicht anzuschauen. Der Concord River fließt träge unter Brücke dahin und hier und dort steht ein Denkmal.


Wir kehren erstmal in Concord in ein sehr schönes Café ein und fahren dann noch mal zurück zum Besucherzentrum für die Multmedia Show. Die ist denn auch wirklich sehr sehenswert. Die damaligen Ereignisse werden so anschaulich dargestellt, dass sogar die Schulklasse vor uns mucksmäuschenstill hält. Diesen Film sollte man sich bei einem Besuch des Minute Man National Historical Park unbedingt zuerst anschauen, sonst ist die North Bridge halt nur eine Brücke über einen Fluss und die ganzen alten Gebäude – nun ja, alte Gebäude eben.


Cambridge, MA
Harvard
Harvard

Cambridge ist ein Hort der Bildung


Historisch derart erbaut geht es nun weiter nach Cambridge, Ort zweier der berühmtesten Bildungsinstitutionen der Welt, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und natürlich der Harvard University, die gleichzeitig die älteste Uni der USA ist. Einen Harvard-Abschluss braucht man auch fast, um fehlerfrei das Auto in der Innenstadt von Cambridge zu parken. Im ganzen Schilderwald finden wir aber tatsächlich eine Lücke, in der wir die nächsten zwei Stunden für nur zwei Dollar stehen dürfen.


Cambridge ist eine ziemlich aufgeweckte Stadt und erinnert mich an den Washingtoner Stadtteil Georgetown. Im Harvard Information Center informieren wir uns über die um 14 Uhr anstehende Walking Tour über den Campus, erstehen dann noch einige Souvenirs (es gibt alles, wirklich alles mit dem Emblem oder Schriftzug der berühmten Uni) und essen Lunch in einem Deli.


Pünktlich um zwei führt uns dann ein Student in einer recht großen Besuchergruppe auf den Campus, der wie eine grüne Oase mitten in der Stadt liegt. Diese Führung ist unbedingt zu empfehlen. Der Student macht das sehr gut und hat jede Menge Geschichten auf Lager. Wie hätten wir sonst erfahren, in welchem Dormitory Matt Damon gewohnt hat oder dass Tommy Lee Jones Zimmergenosse von Al Gore war? A propos: der ehemalige Fast-Präsident wird morgen in Harvard eine Rede halten. Dafür sind auf dem Campus schon ein großes Podium und jede Menge Stühle vorbereitet – leider nur für Mitglieder der Uni.


Die Campus-Führung ist sehr unterhaltsam


Wir bekommen die Geschichte einiger Gebäude erzählt, etwa die der Massachusetts Hall, dem ältesten durchgehend benutzen Universitätsgebäude der USA, in der die Büros des Präsidenten der Uni und darüber Zimmer von Studienanfängern untergebracht sind. Angeblich sucht der Präsident (bzw. zur Zeit: die Präsidentin) die dort Wohnenden persönlich aus.


Eine kuriose Geschichte gibt es aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges: Washingtons Truppen campierten für eine Weile in den Wohngebäuden und schmolzen so ziemlich alles ein, woraus sich Gewehrkugeln machen ließen. Die Uni verklagte nach dem Krieg die Regierung auf Schadensersatz – Harvard war also die erste Institution, die gegen den jungen Staat vor Gericht ging.


Die einstündige, kostenlose Führung vergeht wie im Flug. Am Ende stehen wir vor der Statue von John Harvard mit der Aufschrift: Founder, 1638, die auch Three Lies Statue genannt wird, denn gegründet hat Harvard die Uni nicht, es gibt sie schon seit 1636 und es ist nicht mal Harvard, der da in Bronze gegossen wurde, denn von ihm hatte man gar keine Bilder. Insgesamt alles sehr beeindruckend, fast bekommt man da Lust noch mal zu studieren. Aber nur fast.


Schon wieder ein La Quinta Inn


Von Cambridge ist es nun nicht weit nach Somerville. Dort, nördlich der Bostoner Innenstadt, haben wir (schon wieder) im La Quinta Inn reserviert, das wir erreichen als es anfängt zu regnen. Das soll es auch morgen tun, aber wir haben nur noch einen Tag Zeit um Boston zu erkunden. Also werden wir wohl mit Schirm losziehen. Zum Abendessen genießen wir eine sehr leckere Pizza bei Bertucci’s, zu dem wir uns von unserem TomTom lotsen lassen. Ohne das kommen wir schon längst nicht mehr aus.


Gefahren: 57 Meilen / 92 Kilometer

Hotel: La Quinta Inn & Suites Boston/Somerville - 140 USD via Priceline