So, Oct 19, 2008
Heute wollen wir die nach dem Mount Washington zweite große Touristen-Attraktion der White Mountains erkunden: Franconia Notch, ein 20 Kilometer langes Tal, durch das der Interstate Highway 93 führt, das aber neben der Autobahn auch einige Naturwunder zu bieten hat. Der Ausflug ist aber nicht der Höhepunkt des Tages.
Gestern Abend noch großes Hallo hinterm Haus: Im Hot Tub sind Wale aufgetaucht. Nein, das ist gemein. Vier aufgekratzte Frauen und ein fotografierender Mann machen es sich im heißen Wasser gemütlich. Poolparty - und uns hat keiner Bescheid gesagt. Frechheit! Conny berichtet morgens noch, dass sich später jemand im Bad des Nachbarzimmers erbrochen hätte. Da ging ja einiges... Wie wir dann zum Frühstück runtergehen, erfahren wir den Grund: Nebenan wird eine der Frauen frisiert und für ihre Hochzeit vorbereitet. Glückwunsch!
Über den Kanc nach Lincoln
Wir fahren über die Bear Notch Road, eine gute Abkürzung von Glen zum Kancamagus-Pass, denn man muss nicht durch das notorisch verstopfte North Conway und bekommt noch schöne Ausblicke von der einsamen Straße geboten. Ist im Winter übrigens gesperrt.
Die Amerikaner haben ein schönes Wort für so einen kalten, klaren Morgen: crisp. Bei minus ein Grad unternehmen wir unseren ersten Spaziergang zu den Sabbaday Falls. Die findet man nur ein paar hundert Meter vom Parkplatz am Kanc entfernt, eine durchaus imposante Kaskade in einer engen Schlucht. Sehr hübsch.
Dann weiter über den Pass nach Lincoln und hier nach Norden auf die 93. Das Visitor Center an der berühmtesten Attraktion der Franconia Notch, The Flume, ist nicht zu verfehlen und auf dem Parkplatz, der eine Größe hat, als würde nebendran ein Einkaufszentrum warten, stehen noch nicht all zu viele Autos. Schlappe zwölf Dollar kostet der Eintritt zur Klamm und um es gleich zu sagen: es lohnt sich nicht wirklich.
Been there, done that
Faule Menschen können sich vom Besucherzentrum per Bus zur Flume fahren lassen, für alle anderen gibt es einen Pfad durch den Wald, der sich zu einer zwei Meilen langen Rundstrecke verlängern lässt. Nach einer hübschen Covered Bridge geht es kurz bergauf, dann ist schon der Eingang zur knapp 250 Meter langen Flume erreicht (die übrigens vor genau 200 Jahren entdeckt wurde). Holzwege führen entlang der steil aufragenden Felswände, zwischen denen über einige Wasserfälle der Bach rauscht. Ist alles ganz nett, aber auch nicht gerade atemberaubend. Da haben wir in den Alpen schon Spektakuläreres erlebt. Nun gut: been there, done that.
Wir drehen noch die Runde durch den Herbstwald, der Weg geht auf einer kleinen Holzbrücke über eine weitere Schlucht, die Liberty Gorge. Jetzt wollen wir noch ein wenig mehr wandern und entscheiden uns für den Lonesome Lake Trail. Den zu erreichen ist ein bisschen umständlich, denn man muss die 93 fahren bis zur Old Man Historic Site (das Gesicht im Fels ist ja schon vor ein paar Jahren abgebröckelt und jetzt nur noch auf den Nummerschildern der New Hampshirer zu sehen), dort wenden und wieder zurück zum Trailhead am Lafayette Campground fahren.
Aufstieg zum Lonesome Lake
Und wie könnte es anders sein? Wir haben uns mal wieder einen steilen Wanderweg ausgesucht. Nicht ganz so arg wie die letzten Male, aber auch nicht ohne. Conny flucht jedenfalls wie ein Rohrspatz. Ich finde so ein bisschen Anstrengung tut uns ganz gut. Und es lohnt sich!
Der Lonesome Lake liegt wunderschön in einer Mulde, von der anderen Talseite grüßen die Gipfel der Franconia Ridge. Er, der See, und lässt sich auf einem Bohlenweg umrunden. Teilweise sind die Holzbalken allerdings verrottet oder schon ganz im Sumpf versunken, so dass es mitunter Geschicklichkeit beim Balancieren über die Steine bedarf. Aber es macht Spaß. Bergab geht es dann ziemlich flott und so stehen wir nach gut neunzig Minuten wieder am Auto. Jetzt sind wir erledigt und fahren erstmal zurück ins B&B für eine heiße Dusche und ein kühles Ale.
Perfekte Steaks im Red Parka
Für das Abendessen wählen wir wieder ein Restaurant in der Nachbarschaft aus: Red Parka Steakhouse & Pub. Von außen eher unscheinbar, handelt es sich hier wohl um eine Institution im Mount Washington Valley, denn den Laden gibt es seit 35 Jahren. Mein Sam Adams kommt im Einmachglas, was ich schon mal lustig finde. Die Auswahl aus der nicht minder originellen Speisekarte fällt nicht leicht, wir entscheiden uns dann aber beide für den Klassiker New York Sirloin Steak. Tja, was soll ich sagen? Die Steaks sind perfekt! Wer auch immer in New Hampshire unterwegs sein sollte: Geht ins Red Parka an der Route 302 in Glen! Für das Steak würde ich in Zukunft noch eher einen Umweg fahren als für die olle Flume.
Gefahren: 96 Meilen / 154 Kilometer
Hotel: Covered Bridge House Bed & Breakfast, Glen - 94 USD + Tax