2008 New England 17
Auffahrt zum Mount Washington

Sa, Oct 18, 2008

DAS SCHLECHTESTE WETTER DER WELT

Die Sonne strahlt von einem stahlblauen Himmel und so nutzen wir die eher seltene Gelegenheit, den Gipfel des Mount Washington wolkenfrei zu erleben für eine Fahrt dort hinauf. Der Berg ist ansonsten bekannt für sein launisches Wetter.


Die erste Nacht im Covered Bridge House war sehr bequem. Bei Queen-Size-Betten zeigt sich die Qualität der Matratze ja sehr deutlich, wenn man zu zweit drauf schläft. Die hier ist eine der besten der Reise bisher. Auch das Frühstücks-Barometer zeigt wieder nach oben: der Kaffee schmeckt nach Kaffee, der French Toast kommt mit Zimt und Mandeln daher (leckere Variante) und wir haben nette Gesprächspartner beim Frühstück.


Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington

Der Besuch des Berges geht ins Geld


Mit der Fahrt auf den Mount Washington wird gut Umsatz gemacht: Pro Auto kostet es 20 Dollar, die etwa sieben Meilen lange Mount Washington Auto Road zu befahren. Dazu kommen sieben Dollar für jede weitere Person, also zahlen wir zu zweit 27 Dollar. Dafür bekommen wir eine recht informative CD, die uns auf den 25 Minuten bis zum Gipfel mit allerlei Wissenswertem und Anekdoten unterhält, eine Urkunde (!) und einen Bumper-Sticker This Car Climbed Mt Washington, den wir schlecht an unseren Mietwagen pappen können.


Noch teurer ist die Variante mit der Zahnradbahn, die kostet nämlich 59 Dollar pro Person. Wie erzählte die Engländerin beim Frühstück heute so schön: ein Freund von ihr sei mal mit der ganzen Familie mit der Cog gefahren und hat gedacht, für das Geld hätte er den ganzen Berg gekauft.



Die Straße wurde schon 1861 durch den Wald geschlagen. Die Quälerei für die Arbeiter mag man sich kaum vorstellen, immerhin liegen hier im Winter bis zu sechs Meter Schnee. Die Fahrt ist jedenfalls spektakulär. An einigen Stellen scheint man direkt in den Himmel zu fahren und es gibt Kurven mit Namen wie Oh my God oder Mother-in-law's job. Ich lenke uns aber gewohnt souverän bis jenseits der Baumgrenze und so früh am Morgen hält sich der Andrang auf dem 1.917 Meter hohen Gipfel noch in Grenzen.


Wir reisen in den Winter


Eisig kalt ist es hier oben: Minus acht Grad zeigt das Thermometer. Berücksichtigt man den Wind-Chill fühlt es sich an wie minus 13. Zum Glück geht nur wenig Wind. Immerhin ist hier oben an einem stürmischen Apriltag im Jahr 1934 eine Windgeschwindigkeit von sagenhaften 370 km/h gemessen worden. Seitdem gilt Mount Washington als Ort mit dem schlechtesten Wetter der Welt. Wir finden heute also geradezu angenehme Bedingungen vor.


Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington
Mount Washington

Der Wind hat den Raureif über Nacht in bizarren Zapfen überall auf dem Gipfel verteilt. Die Sicht ist klar und geht über 100 Meilen weit. Großartig! Tief unter uns das Mount Washington Hotel, wir erkennen Berlin, wo wir vor ein paar Tagen durchgefahren sind, und ganz im Osten glitzert ein helles Band am Horizont – der Atlantik. Wow!


Zum Glück waren wir so schlau, mehrere Pulis und Jacken mitzunehmen, sonst würden wir uns hier oben den Hintern abfrieren. Wir staunen aber nicht schlecht, als ein Mädel in Flip-Flops an uns vorbei geht. Ohne Worte.


Die Zahnradbahn kommt heraufgeschnauft


Wir wärmen uns kurz im Giftshop auf, dann schauen wir zu, wie die Cog railway eine große Rußwolke ausblasend den Berg hinaufschnauft. Der Kessel der Lokomotive ist so schräg angebracht, dass er die Steigung ausgleicht, ohne dass dem Heizer die Kohlen auf die Füße fallen. Übrigens werden die ersten Loks gerade auf Diesel bzw. Biodiesel umgerüstet. Der Fortschritt macht eben auch vor einer Seit 1869 tuckernden Eisenbahn nicht Halt.


Schließlich machen wir uns an die Abfahrt, auch hier unterhalten von besagter CD. Wir halten noch entlang der Route 16, um einen kurzen Spaziergang zu einem Wasserfall zu machen, doch der Trubel im White Mountain National Forest scheint an diesem Wochenende sehr groß zu sein und so fahren wir bald an der fotogenen Covered Bridge in Jackson vorbei zu „unserer“ Covered Bridge in Glen.


Covered Bridge, Jackson, New Hampshire

Geht immer: Shopping und Margaritas


Den Nachmittag verbringen wir dann (mal wieder) beim Shopping in einer Outlet Mall. Auch in North Conway hat es die üblichen Verdächtigen, nur kommen mir die Läden hier ziemlich ramschig vor. Immerhin kann ich bei Adidas für wenig Geld meinen Bestand an Jogging-Bekleidung aufstocken und Conny ist sehr happy über ihre Schuhpaare Nummer 3 und 4 auf dieser Reise.


Nach dem Friendly’s-Debakel gestern gehen wir bei der Wahl des Restaurants auf Nummer sicher: Margarita Grill klingt nach Alkohol und nach Gegrilltem, das Southwestern Restaurant ist auch nicht weit vom Bed-and-Breakfast entfernt und hier genießen wir Enchiladas und sehr feine BBQ-Ribs samt Bier und Cocktail. Geht doch!


Gefahren: 68 Meilen / 109 Kilometer

Hotel: Covered Bridge House Bed & Breakfast, Glen - 94 USD + Tax