2008 New England 05
Plymouth Harborurt

Mo, Oct 6, 2008

WO DIE PILGERVÄTER ANKAMEN

Bekanntlich spielen die Pilgrim Fathers eine besondere Rolle in der amerikanischen Folklore. Die in Großbritannien von der anglikanischen Staatskirche verfolgte Gruppe der "Heiligen", wie sie sich selbst nannten, landete 1620 mit der berühmten Mayflower eher versehentlich in der Gegend, die schon der Entdecker John Smith 1616 New England genannt hatte. Genau der Ort liegt heute zufällig auf unserer Strecke.


Der Start in den Tag ist dank Jerrys fantastischem Frühstück wieder ein guter. Wobei: fast wäre der Inn-Keeper heute an seinem alten Ofen gescheitert. Schließlich gelingt es ihm aber doch noch, neben einem frischen Obstsalat und (großartigem!) selbstgemachtem Müsli auch noch Pfannkuchen mit Blueberrys zu servieren. Yamm, yamm!


Außer den schon bekannten Dänen sitzt heute ein frisch verheiratetes amerikanisches Paar am Tisch. Klar, dass das Gespräch bald auf die anstehende Wahl kommt – wie wir überhaupt feststellen, dass man in kein Restaurant gehen kann, ohne dass nicht an mindestens einem der Nachbartische über Obama, McCain und vor allem Palin gesprochen wird. In New England ist man sich ziemlich einig, dass letztere eine Witzfigur ist. Auch bei uns am Frühstückstisch. Wobei man sagen muss, dass die beiden eher untypische Amerikaner sind: gehen demnächst für das Peace Corps nach Übersee. Respekt! Jedenfalls spürt man, dass es für den Teil der Amerikaner, der die Demokraten unterstützt, eine absolute Katastrophe wäre, wenn tatsächlich McCain/Palin am 4. November gewählt würden...


Freiwillig leben wie 1627


Schließlich verabschieden wir uns vom Blueberry Manor und fahren den Old King's Highway Richtung Westen. Im Örtchen Sandwich, dem ältesten auf Cape Cod und seit 1637 bewohnt, legen wir einen kurzen Stopp ein und freuen uns, dass der Wetterbericht total daneben lag: die Sonne kommt immer mehr durch die Wolken und es sollte noch ein traumhafter Herbsttag werden.


Plimoth Plantation
Plimoth Plantation
Plimoth Plantation
William Bradford
Plymouth Rock
Duck Xing

So beschließen wir, dem Freilichtmuseum Plimoth Plantation einen Besuch abzustatten. Hier leben Freiwillige das Leben der Pilgerväter im Jahr 1627 nach. Sie wohnen also in strohgedeckten Holzhütten, reden in einem mittelenglischen Dialekt und versuchen auch sonst, alles sehr authentisch Pilgrim-mäßig wirken zu lassen. Auch ein Lager der zu jener Zeit in der Gegend siedelnden Wampanoag Indianer gibt es zu bestaunen – hier kann man auch einige Nachkommen der echten Ureinwohner treffen. Die meisten überlebten das Eintreffen der Engländer ja nur für wenige Jahre.


Obwohl Plimoth Plantation wirklich toll gemacht ist, begeistert uns das Museum nicht besonders. Die 24 Dollar Eintritt muss man nicht unbedingt anlegen. Noch kostspieliger wird der Ausflug in die Anfänge New Englands, wenn man zusätzlich den Nachbau der Mayflower im Hafen von Plymouth besuchen will. Das sparen wir uns – ein altes Segelschiff von innen können wir uns auch ohne Besuch fast noch besser vorstellen als alte Holzhütten.


In Plymouth dreht sich alles um einen Stein


Plymouth ist insgesamt aber durchaus ganz hübsch. Neben der Mayflower ist der Plymouth Rock am Hafen beliebtes Besuchsobjekt – angeblich die Stelle, wo die Pilgrims zuerst an Land gingen. Ist natürlich nullkommanull belegbar. So hat der Felsen denn auch eher eine symbolische Bedeutung. Trotzdem ist ein kleiner Tempel drum herum gebaut und die Rentnergruppen werden gleich busweise davor abgeladen.


Wir genießen bei schönstem Sonnenschein ein Lunch mit der unvermeidlichen Clam Chowder, Hot Dog und Clam Strips Roll, das ich gegen die Möwen verteidige. Noch kurz für zehn Dollar einen Sweater im Schlussverkauf im Souvenirläden erstanden, dann schlendern wir zurück zum Auto – für heute reicht es uns mit Besichtigungen.


Um Boston herum nach Andover


Entlang des Highways gibt es schon jede Menge leuchtend rote Bäume zu bestaunen, wirklich toll die Farben hier. Je näher wir Boston kommen, desto mehr muss ich mich aber auf den Verkehr konzentrieren, denn der ist hier schon sehr dicht. Unser Ziel ist Andover, nordwestlich von Boston. Hier habe ich gestern bei Priceline ein Zimmer im Marriott Courtyard gebucht. Die Existenz eines Ortes namens Andover war mir bis dahin unbekannt.


Das Hotel entpuppt sich als gute Wahl. Alles superneu, großes Zimmer mit Kühlschrank und Balkon – nur für den Internetzugang benötigt man ein Ethernet-Kabel, das wir nicht dabei haben. Da Conny eh Hunger hat und ein paar Mittelchen gegen Erkältung benötigt, machen wir uns auf durch die Einkaufszentren der Region. Davon gibt es einige im Umkreis und dank TomTom sind die auch ruckzuck gefunden. Bei Wal-Mart gibt es das passende Kabel, bei McD nebenan ein billiges Abendessen – läuft.


Überraschung beim Tanken: der von mir für ausgestorben gehaltene Beruf des Tankwarts feiert fröhliche Urstände. So muss man nicht mal aus dem Auto aussteigen beim Tanken. Komisch.


Marriott Courtyard Andover

Ein paar Sam Adams und Monday Night Football beschließen den Tag. Morgen geht es wieder an die Küste Richtung Maine. Priceline hat uns das Eastland Park Hotel in Downtown Portland für die nächsten beiden Nächte zugeteilt. Wir sind gespannt.


Gefahren: 116 Meilen / 187 Kilometer

Hotel: Marriott Courtyard Boston Andover - 73 USD via Priceline