So, Oct 5, 2008
Unser Gastgeber hat jede Menge Tipps für die Gestaltung des Tages auf Cape Cod parat. Für uns reserviert er zwei Plätze auf einem der Whale Watching Boote in Provincetown.
Ziemlich gut ausgeschlafen sitzen wir um 8:30 Uhr in Jerrys Wohnzimmer am Frühstückstisch. Mit uns sind zwei Paare aus Dänemark im Blueberry Manor und wir unterhalten uns über allerlei USA-Erlebnisse, während der Hausherr in mehreren Gängen das sehr gute Frühstück aufträgt.
Gepflegte Idylle
Für unseren Ausflug ziehen wir uns dick an, denn von dem traumhaften Spätsommerwetter von gestern ist leider nichts mehr zu sehen. Auf der 6A, dem Old King's Highway, kommen wir an Städtchen wie Dennis und Brewster vorbei. Die würden alle einen zweiten Blick lohnen, aber da es tröpfelt und wir ja pünktlich in Provincetown sein wollen, lassen wir sie rechts und links liegen.
Der Weg ist auch so das Ziel - man hat das Gefühl durch einen Park zu fahren, so akkurat gepflegt sind die Vorgärten mit den alten Bäumen. Von den sonst in Amerika üblichen Fast Food- und Franchise-Ketten ist hier nichts zu sehen, stattdessen kommt man an hübschen kleinen Läden, Inns und Restaurants vorbei.
Etwas touristischer wird die Infrastruktur dann dort, wo die alte 6A mit der aktuellen 6 fusioniert und nach Norden Richtung Provincetown verläuft. Hier gibt es zahlreiche Motels und statt Laubbäumen säumen vor allem Kiefern die Straße. Etwas anderes wächst in dem nun sandigen Boden wahrscheinlich auch nicht, die Landschaft wird von Dünen geprägt.
Kurz statten wir einigen Stränden der von John F Kennedy vor 45 Jahren unter Schutz gestellten National Seashore einen Besuch ab. Nichts los dort bei dem Wetter. Aber traumhaft schön.
Auch das Highland Lighthouse besuchen wir. Der Leuchtturm wurde 1996 auf Schienen gesetzt und von der erodierenden Steilküste 150 Meter ins Landesinnere verschoben. Hier bei der Gemeinde Truro wird übrigens auch Wein angebaut. Kaum zu glauben, aber zu kaufen in den Liquor Stores von Cape Cod.
Provincetown ist überraschend schrill
In Provincetown angekommen parken wir unser Auto für sechs Dollar flat, da kann man nicht meckern, und holen unsere Tickets für die Walfahrt ab. Wir bummeln ein wenig die schrille Commercial Street entlang (dass Provincetown als DAS Zentrum schwulen Lebens an der Ostküste gilt, ist nicht übertrieben) und ich gönne mir noch eine Clam Chowder bevor es aufs Boot geht.
Um 13:30 Uhr legt die Portuguese Princess der Dolphin Fleet ab und wir fahren raus aus dem natürlichen Hafen zur Stellwagen Bank, einer Art Unterwasser-Nationalpark. Hier haben allerlei Wale ihr Revier, wobei einige nur im Sommer zum Fressen vorbeikommen und nun im Herbst schon wieder Richtung Karibik unterwegs sind, um zu kalben.
Der Start ist ein Buckelwal-Kalb
So eine Whale Watching Cruise verläuft nach einfachen Regeln: ist der Hafen erstmal einigermaßen außer Sicht, wird angestrengt auf den Horizont gestarrt. Der erste dunkle Buckel könnte noch leicht als Welle durchgehen, der aufsteigende Nebel beseitigt dann die Zweifel: da atmet ein Wal. Oder zwei. Dann freut man sich, eindeutig eine Schwanzflosse zu sehen und die majestätischen Tiere überhaupt entdeckt zu haben. Und dann, mit viel Glück, kommt einer ganz nah ans Boot geschwommen, dreht sich für die Kameras in Position und taucht nach einem Wink der Flosse wieder ab – nur um das Spiel gleich wieder von vorne zu beginnen. So wie das neugierige Buckelwal-Kalb, das sich über unseren Besuch genauso zu freuen scheint wie wir uns über seinen.
Dass weitere sechs oder sieben Wale in verschiedenen Formationen zu beobachten sind, geht fast unter, so begeistert sind alle von dem jungen Tier, das man fast hätte streicheln können. Die Tour ist also ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis für uns. Noch ein letzter Wink der Schwanzflosse, dann bringt das Boot seine völlig durchgefrorenen aber glücklichen Gäste zurück in den Hafen.
Wir beschließen den Ausflug nach Provincetown mit frittiertem Meeresgetier im Lobster Pot und fahren schließlich wieder nach Yarmouth. Dieser Trip hat sich trotz trüben Wetters mehr als gelohnt!
Gefahren: 94 Meilen / 151 Kilometer
Hotel: B&B Blueberry Manor, Yarmouth - 200 USD