Stubai Tag 5
Wilder Freiger, Stubaier Alpen

Mo, 26. Juni 23

ÜBER DIE MAIRSPITZE

Sulzenauhütte (2.191 m) - Nürnberger Hütte (2.278 m)


Ab heute können wir endlich den Stubaier Höhenweg laufen, wie er im Buche steht, also von Hütte zu Hütte und ohne Tal-Hatscher. Das fantastische Sommerwetter von gestern wird uns auch auf der Tour zur Nürnberger Hütte treu bleiben. Und das bedeutet: Der Rahmen ist perfekt für die Kulisse aus gletscherbedeckten Gipfeln, mit denen wir heute auf Augenhöhe kommen wollen.


Nur drei bis vier Stunden lang ist die Etappe, wir haben es morgens in der Sulzenauhütte also überhaupt nicht eilig. Wir lassen die Rucksäcke erstmal in der Hütte stehen und unternehmen einen Abstecher zur Blauen Lacke. Der Gebirgssee liegt etwa 15 Minuten entfernt in einer Muräne des zurückweichenden Sulzenauferners. Sehr hübsch ist der an diesem Morgen türkisblau schimmernde See, der von Hüttengästen auch gerne mal für ein Bad genutzt wird.


Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Blick auf den Sulzenauferner
Blaue Lacke & Sulzenauferner
Blaue Lacke
Blaue Lacke & Sulzenauferner
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Am Fuße des Wilden Freigers
Am Fuße des Wilden Freigers
Am Fuße des Wilden Freigers
Grünausee
Am Fuße des Wilden Freigers
Wilder Freiger
Wilder Freiger
Am Fuße des Wilden Freigers
Sulzenauferner

Um 9:15 Uhr sind wir die Letzten, die Richtung Nürnberger Hütte aufbrechen. Ist uns ganz recht, dass wir die Wege für uns allein haben. Wir umrunden den Sulzenaukogel und wandern dann am Fuße des Wilden Freigers, mit 3.418 Metern der siebthöchste Gipfel der Stubaier Alpen und genau auf der Grenze zu Südtirol. Auf Italienisch heißt der Freiger Cima Libera. Hier liegt auch der nächste traumhaft schöne Bergsee, der Grünausee. Wir setzen uns für eine Pause an sein Ufer und saugen das Panorama auf.


Wir nehmen die hochalpine Route


Das wird im folgenden Verlauf des Weges immer beeindruckender. Wir lassen den Abzweig über das Niederl, die kürzere Route zur Nürnberger Hütte, rechts liegen und steigen auf Richtung Mairspitze. Dabei kommen wir an weiteren kleinen Seen vorbei. An deren Rändern liegt teilweise noch Schnee. Der Wilde Freiger in unserem Rücken zeigt sich jetzt in seiner ganzen massiven Pracht.


Ein bisschen Kletterei auf versichertem Steig noch, dann erreichen wir einen Grat, von dem ein Pfad zum Gipfel der Mairspitze abgeht. Wir lassen unsere Rucksäcke liegen und eine holländische Schulklasse auf dem Weg nach unten passieren. Dann haben wir den Gipfel zumindest für ein paar Minuten ganz für uns.


Grünau, Wilder Freiger
Grünau, Wilder Freiger
Grünau, Wilder Freiger
Grünau, Wilder Freiger
Mairspitze
Grünau, Wilder Freiger
Mairspitze
Mairspitze

Sagenhaft ist die Aussicht aus 2.817 Metern, die gesamten Stubaier Alpen falten sich vor uns auf. Gut können wir den heute Morgen zurückgelegten Weg überblicken, Sulzenauhütte und Blaue Lacke lassen sich leicht ausmachen. In die andere Richtung blicken wir das Stubaital hinab Richtung Innsbruck und ins Karwendel dahinter.


Mairspitze, Wilder Freiger, Stubaier Alpen
Mairspitze, Wilder Freiger, Stubaier Alpen
Mairspitze, Stubaier Alpen
Mairspitze, Stubaier Alpen
Mairspitze, Stubaier Alpen
Mairspitze, Stubaier Alpen
Mairspitze, Stubaier Alpen
Mairspitze, Stubaier Alpen
Nürnberger Hütte, Stubaier Alpen
Nürnberger Hütte, Stubaier Alpen
Nürnberger Hütte, Stubaier Alpen

Der Abstieg hat es dann in sich. Durch ein Schneefeld in einer Senke namens Schafgrübl kommen wir ohne Probleme, aber das Blockwerk in der Flanke zu durchsteigen, ist schon anspruchsvoll. Fehltritte darf man sich hier nicht leisten. Erst auf den letzten Metern vor der Nürnberger Hütte wird der Weg wieder flacher.


Der Empfang: Schafe


Genau vier Stunden nach dem Start von der Sulzenauhütte erreichen wir um 13:15 Uhr die Nürnberger Hütte. Die Wirtin scheucht gerade eine Herde Schafe über die Terrasse. Die versuchen wohl immer mal wieder, in den Kräutergarten einzubrechen und kacken dazu rund um die Hütte alles voll. Also müssen sie öfter vertrieben werden. So ein kurioses Empfangskommando haben wir noch nie gehabt.


Nürnberger Hütte
Nürnberger Hütte
Nürnberger Hütte
Nürnberger Hütte
Nürnberger Hütte

Die Nürnberger Hütte ist urgemütlich. Wir beziehen ein Vier-Bett-Zimmer, das praktischerweise über ein Waschbecken verfügt. Bevor wir uns allzu großzügig ausbreiten, frage ich nach, ob wir das Zimmer für uns zu zweit haben. Wir werden es uns allerdings teilen müssen. Aber kein Problem, denn kurz darauf kommt das nette Pärchen durch die Tür, mit dem wir auf der Terrasse schon kurz ins Gespräch gekommen sind – Eva und David. Es stellt sich heraus, dass die beiden aus dem Odenwald kommen. Südhessen unter sich mal wieder.


Hüttensprache: Englisch


Überhaupt kommt an diesem Nachmittag eine interessante Gästeschar auf der Nürnberger Hütte zusammen. Eine größere Gruppe trudelt kurz nach uns ein. Die haben wir unterwegs am Abzweig zum Niederl diskutieren sehen. Offenbar haben sie sich für die leichtere Variante entschieden, was einige anscheinend nicht genug, andere aber bereits überfordert hat. Ich bekomme mit, dass sie die nächsten Hüttennächte absagen und morgen ins Tal absteigen wollen. 


Natürlich sind weiterhin einige aus den Niederlanden am Start, aber auch aus den USA. Das finde ich spannend. Eine junge Frau aus Kalifornien ist mit ihrem Vater unterwegs, beide allerdings eher unerfahren mit dem Wandern im Hochgebirge. Sie erkundigen sich haarklein nach den Ansprüchen für die weiteren Etappen. Schätze, auch sie werden wir nicht mehr sehen. 


Ich unterhalte mich mit zwei amerikanischen Studenten, der eine aus New York, der andere aus Colorado, die die Hüttentour in ihren Sommer in Europa eingebaut haben. Der Stubaier Höhenweg ist einer der wenigen Fernwanderwege, zu dem man ausgiebige Informationen in Englisch im Internet findet. Das erklärt das internationale Publikum hier oben.


Der Höhenweg als Warm-Up?


Und dann ist da noch Luca, ein junger Italiener, der für den Job bei einem Fahrradhersteller nach Koblenz gezogen ist. Sein Plan für die nächsten Tage sieht genauso aus wie unserer und der unserer Zimmernachbarn - nur dass er Ende der Woche noch einen Halbmarathon beim Stubai Ultratrail dranhängen will. Ob der Höhenweg da wirklich das richtige Training ist?


Abendstimmung über dem Simmingjöchl
Stolze Rechnung

Wir hören von einem See, der sich leicht von der Hütte aus erwandern ließe, entscheiden uns aber für einen faulen Nachmittag. Haben heute schließlich schon genug Seen gesehen. Wenn es auf der Nürnberger Hütte aber an einem mangelt, dann sind es Sonnenschirme. Die Terrasse liegt den ganzen Tag in der prallen Sonne. Fast unmöglich, die ganze Zeit draußen zu verbringen.


Gimme more!


Schließlich ist es Zeit fürs Abendessen. Es ist die bisher launigste Runde der ganzen Tour, die an unserem Tisch zusammenkommt. Der Culture Clash, den die Amerikaner hier in den Alpen erfahren, liefert immer neue Gesprächsthemen. Wobei das Essen amerikanischer kaum sein könnte: Als Hauptgang gibt es Frikadellen mit Kartoffelpüree und Soße - “meatloaf with mashed and gravy”. Da müssen wir fast lachen. Aber total lecker. 


Wir haben unsere Teller schon zum Abräumen aufeinander gestapelt, als der Koch mit einer weiteren Pfanne aus der Küche kommt. Da lassen wir uns nicht lange bitten und nehmen alle nochmal eine Runde Nachschlag. Ein Kaiserschmarrn geht dann auch noch rein. Am Ende bringen wir es zu zweit auf eine Rechnung von über 200 Euro für Übernachtung, Halbpension sowie Getränke zum Abendessen – darauf einen Zirbenschnaps!


Unterkunft: Nürnberger Hütte

Wegstrecke: 6 km

Höhenmeter: +645 / -555


Nützliche Links

Stubai.at - alles zum Stubaier Höhenweg

Outdooractive - Details und GPS-Daten zur Planung