Stubai Tag 4
Blick von der Neuen Regensburger Hütte

So, 25. Juni 23

SOMMER, SONNE, WILDE WASSER

Neue Regensburger Hütte (2.286 m) - Sulzenauhütte (2.191 m)


Die nächste Etappe des Stubaier Höhenwegs endet eigentlich an der Dresdner Hütte, gelegen direkt an der Mittelstation der Gletscherbahn. Beide, Hütte und Seilbahn, starten erst am 1. Juli in die Sommersaison, also zum kommenden Wochenende. Bis zur darauffolgenden Hütte wäre es ein Marsch von mehr als 17 Kilometern mit 1.300 Höhenmetern im Auf- und über 1.400 im Abstieg. Bei besten Bedingungen würde ich uns diese allemal Tour zutrauen, aber angesichts der Schneesituation kommt uns das Ganze als zu heikel vor. Wir werden also den Stubaier Höhenweg heute erneut verlassen und erst jenseits des Tals an der Sulzenauhütte wieder auf ihn treffen.


Ein bisschen schade ist es schon, dass uns ausgerechnet dieser Abschnitt des Trails durch die Lappen geht, aber im Gebirge bestimmt nun einmal nicht der Wunsch allein die Möglichkeiten, sondern der Berg und das Wetter. Wäre das in den letzten Wochen immer so gewesen wie heute Morgen, wäre vom Schnee auf dem Weg schon lange nichts mehr übrig. Die Sonne scheint von einem tiefblauen Himmel, kein Wölkchen ist in Sicht – ein absoluter Traumtag steht uns bevor.


Nach dem (sehr guten) Frühstück schauen wir uns noch ein bisschen in der Umgebung der Neuen Regensburger Hütte um. Die Bergwelt hier oben ist wirklich atemberaubend schön. Hausberg der Hütte ist die Kreuzspitz (3.084 m), Vorgipfel der Östlichen Knotenspitze (3.101 m). Da hinauf zieht schon eine kleine Karawane von Alpinisten.


Neue Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte
Ochsenalm
Ochsenalm
Ochsenalm
Ochsenalm

Der Falsombach, der die Hütte mit Wasser und Strom versorgt und direkt neben ihr 300 Meter zur Ochsenalm hinabstürzt, ist der Zusammenfluss aus mehreren über eine Moorfläche mäandernden Armen. Hier auf dem Hohen Moos sammelt sich das Schmelzwasser der Gletscher – eine einmalige Landschaft. Die Hütte hat auch einen kleinen Badesee, der im Sommer tatsächlich 20 Grad haben soll. Davon ist das Wasser jetzt Ende Juni aber noch weit entfernt.


Der Bus ist weg - oder doch nicht?


Um halb neun starten wir unseren Abstieg entlang des Wasserfalls. Nach einer Stunde erreichen wir die traumhaft gelegene Ochsenalm. Der Weiterweg geht in steilen Serpentinen teils durch Wald, teils über gerodete Hänge. Hier heizt uns die Sonne mächtig ein. Über 1.000 Höhenmeter sind es bis ins Tal, meine Knie jaulen bei jedem Schritt. Um 10:45 Uhr kommen wir an der Bushaltestelle am Waldcafé raus. Unser Plan: Mit dem Bus zur Grawa-Alm und von dort auf dem Wilde-Wasser-Weg zur Sulzenauhütte aufsteigen.


Mist, den Bus um :39 haben wir knapp verpasst. Der nächste soll in einer halben Stunde kommen - da wäre glatt Zeit für eine Einkehr. Wir sinken auf der Terrasse des Cafés in die Polster, stellen dann aber fest, dass das noch gar nicht geöffnet hat. 


Neue Regensburger Hütte
Ochsenalm
IMG_9079
Ochsenalm
Bushalt Waldcafé
Grawa Fälle
Weißbier an der Grawa-Alm

Unerwartet kommt auf einmal ein Bus angefahren – nichts wie rein. Der Fahrer hat kein Interesse daran, wegen des Verkaufs einer Fahrkarte an uns noch weiter hinter seinem Plan zurückzufallen. Also fahren wir gratis. An der Grawa-Alm, mit einem spektakulären Ausblick auf den Grawa-Wasserfall direkt an der Straße gelegen, steuern wir den Biergarten an und ergattern zwei Plätze im Schatten. Lunch time!


Grawa-Alm
Aussichtsplattform Grawa-Wasserfall
Grawa-Wasserfall

Der breiteste Wasserfall der Ostalpen


Wir würden es auch noch länger hier aushalten, aber nach einer Stunde Pause treten wir doch den Weiterweg an. Der führt uns zunächst zum Wasserfall, wo sich der Sulzenaubach aus 180 Metern Höhe und über 85 Meter breite Felsstufen ergießt, was den Grawa-Fall zum breitesten Wasserfall der Ostalpen macht.


An seinem Fuß befindet sich eine große Plattform mit Holzliegen - eine Art Open-Air-Kino für die Kaskaden. Der feine Sprühnebel, dem man dort ausgesetzt ist, soll eine gesundheitsfördernde Wirkung auf die Atemwege haben. Hoffen wir mal, dass wir auf dem Wilde-Wasser-Weg, der toll ausgebaut auf Holzleitern und Stegen zur Sulzenaualm führt, davon etwas abbekommen.


Ist der Grawa-Wasserfall schon beeindruckend, lässt das Panorama, das einen an der Sulzenaualm empfängt, das Wanderherz gleich noch ein bisschen höher schlagen. Ein Traum! 200 Meter tief fällt der Sulzenaubach auf einen grünen Almboden – und das ist nur einer von mehreren Wasserfällen, die die fast senkrecht aufragenden Felswände herunterkommen.


Der Abstecher vom Höhenweg hat sich gelohnt


Wie ein Adlerhorst thront die Sulzenauhütte an der Abbruchkante. Kein bisschen weniger spektakulär als die Regensburger Hütte. Allein für diesen Anblick hat sich die Tour heute schon gelohnt. Vergessen ist der Gedanke daran, was wir womöglich alles auf dem Stubaier Höhenweg verpasst haben.


Die Alm ist noch nicht in die Saison gestartet. Trotzdem sitzen in ihrem Garten jede Menge Menschen auf den aufwändig verzierten Bänken und genießen ihre mitgebrachte Brotzeit. An einem Kühlschrank gibt es kalte Getränke, das Geld wirft man einfach in einen Kasten. Kommt uns gerade recht. 


Nochmal eine Stunde benötigen wir für den Aufstieg bis zur Sulzenauhütte, bei der wir um kurz vor 15 Uhr ankommen. Genau rechtzeitig, um noch einen Kaiserschmarrn zu bestellen, ehe die Küche Pause macht.


Grawa-Wasserfall
Grawa-Wasserfall
Wilde-Wasser-Weg
Sulzenaualm
Sulzenaualm
Sulzenau-Wasserfall
Sulzenaualm
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte
Sulzenauhütte

Wir haben wieder ein Doppelzimmer reserviert. Das ist nicht so geräumig und modern wie in der Neuen Regensburger Hütte, aber natürlich völlig ausreichend für eine Nacht. Die Sulzenauhütte wurde in ihrer heutigen Form Ende der 1970er erbaut, nachdem im April 1975 eine Lawine den Vorgängerbau fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht hatte. Damals erhielt sie ihr markantes, langes, gegen die Berge gerichtetes Flachdach aus Stahlbeton, das vor neuerlichen Zerstörungen schützen soll. Zuletzt saniert wurde die Hütte 2014/15, irgendwie strahlt sie aber schon noch den Charme der Siebziger aus. Die Pächterfamilie betreibt die Sulzenauhütte bereits in der vierten Generation. 


Wir verdösen den Nachmittag und sitzen beim Abendessen dann mit einem Vater-Sohn-Gespann aus Magdeburg und einem holländischen Ehepaar zusammen am Tisch. Längere Gespräche entspinnen sich nicht an diesem Abend. Nachdem ich nochmal auf den "Handy-Hügel" neben der Hütte gestiegen bin, wo der Empfang gut genug ist, um online zu gehen und Grüße nach Hause zu schicken, geht bei uns ziemlich bald das Licht aus.


Unterkunft: Sulzenauhütte

Wegstrecke: 10 km

Höhenmeter: +680 / -1.100


Nützliche Links

Stubai.at - alles zum Stubaier Höhenweg

Outdooractive - Details und GPS-Daten zur Planung