Stubai Tag 3
Blick von der Neuen Regensburger Hütte

Sa, 24. Juni 23

ZURÜCK INS HOCHGEBIRGE

Milders (1.030 m) - Neue Regensburger Hütte (2.286 m)


Was wir gestern abgestiegen sind, müssen wir heute wieder hinauf. Uns steht also ein deutlich anstrengenderer Tag bevor, als wenn wir den Stubaier Höhenweg von der Franz-Senn-Hütte aus weiterwandern würden. Immerhin: An der Milderaunalm gibt es zwischendurch die Möglichkeit zum Boxenstopp.


Wäre die Straße durch das Oberbergtal nicht gesperrt, hätten wir uns nach dem üppigen Frühstück im Hotel Almhof zur Oberissalm bringen lassen und wären von dort zur Franz-Senn-Hütte auf- und damit wieder in den Höhenweg eingestiegen. Unser Plan B sieht vor, auf der Seite des Stubaitals Richtung Brennerspitze zu wandern und so “von vorne” zur Neuen Regensburger Hütte zu kommen anstatt über das Basslerjoch. Die ersten fünf Kilometer wird es dabei nur bergauf gehen.


Blick auf Milfers
Alles gut beschildert
Milderaualm
Stubaital

Nach knapp eineinhalb Stunden durch den Bergwald erreichen wir um kurz vor elf das erste Zwischenziel, die Milderaunalm. Die wird allseits gelobt für ihre gute Küche. Nach dem doch recht ausgiebigen Frühstück heute Morgen belassen wir es hier aber bei der Aufnahme von Flüssigkeiten. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick ins Stubaital. So langsam schieben sich die Wolken immer höher die Berghänge hinauf, es sieht nach Wetterbesserung aus.


Man könnte hier auch gut sitzenbleiben


Gegen Mittag kommen immer mehr Wanderer auf der Milderaunalm an. Sie haben ihr Tagesziel erreicht. Für uns liegt das noch einige Stunden entfernt. Wir machen uns wieder auf die Socken.


Herrlich einsam ist der Weg und sehr abwechslungsreich. Ein paar steilere Passagen sind dabei, dann wieder Blockwerk und zwischendurch auch mal flachere Abschnitte, bei denen wir die Aussicht genießen können. Schön auch die blühenden Alpenrosen.


An der verfallenen Oberen Kerrachalm queren wir einen Wasserfall und steigen dann in steilen Serpentinen auf ein Joch namens “Ring”. Hier, auf gut 2.300 Meter Höhe, erleben wir dann einen absoluten Wow-Moment, denn vor uns öffnet sich das Falbesoner Tal und wie darin der Bach vor der Kulisse der 3.000er zu Tal fällt erinnert an eine Landschaft aus “Herr der Ringe”. Direkt an der Kante des größten Wasserfalls können wir die Regensburger Hütte ausmachen. Was für eine Location!


Der Rest ist Genusswandern


So nah die Hütte scheint, so sehr zieht sich noch der Weg dahin. Wobei das hier nun Genusswandern pur ist: die tolle Aussicht, die zahlreichen Wasserfälle, dazu geht es leicht bergab. Wir kommen an der Einmündung des Stubaier Höhenwegs vorbei. Dreieinhalb Stunden wären es bis zur Franz-Senn-Hütte. So lange hat schließlich unsere Wanderung von der Milderaunalm gedauert, um 15:45 Uhr checken wir auf der Neuen Regensburger Hütte ein.


Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Auf dem Weg zur Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte
Neue Regensburger Hütte

Warum heißt die Hütte eigentlich “Neue” Regensburger Hütte? Und was ist mit der alten passiert? Die steht in Südtirol, am Fuße des Naturparks Puez-Geisler im Grödnertal. Conny und ich sind dort schon bei unseren Dolomitentouren vorbeigekommen. Nachdem Südtirol an Italien gefallen war, hatte die DAV-Sektion Regensburg die 1888 errichtete Schutzhütte an den CAI-Florenz abgegeben. Deswegen ist sie auch als Rifugio Firenze bekannt. Die Regensburger bauten sich Anfang der 1930er Jahre dann eine neue Hütte im Stubai.


Going veggie!


2018/19 wurde die Hütte generalsaniert und um einen modernen Anbau erweitert. In dem beziehen wir jetzt ein 2-Bett-Zimmer. Wir sind absolut begeistert von der Ausstattung. Auch die Waschräume mit Duschen sind tiptop. Und wo hat man beim Zähneputzen schon so eine Aussicht?


Die Neue Regensburger Hütte ist auch die erste rein vegetarische Hütte Tirols. Abendessen gibt es in der alten, denkmalgeschützten Zirbenstube. Davor haben wir schon ein paar wohlverdiente Getränke auf der Terrasse zu uns genommen und uns von der Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Ja, mittlerweile ist tatsächlich der Himmel komplett aufgerissen.


Panorama Neue Regensburger Hütte

Bei Sonnenschein ist das Bergpanorama hier oben natürlich gleich nochmal so schön. Sehenswert ist auch, in was für waghalsigen Manövern die Schwalben um die Hütte sausen. Unterm Dach hat es einige Nester und wo es hier oben seltene Hochmoorflächen gibt, finden die Flugakrobaten reichlich Insekten zum Füllen der hungrigen Schnäbel in der Umgebung.


Endlich normale Leute


Als wir gegen 18 Uhr in die Stube kommen, sind bereits fast alle Tische besetzt. Wir setzen uns zu einem jungen Paar, das uns einschärft, dass es hier nicht “ab”, sondern “um” 18 Uhr zu essen gibt. Das strenge Protokoll ergibt aber auch Sinn, denn die Räumlichkeiten sind so eng, dass die Ausgabe des mehrgängigen Menüs am Buffet nur funktioniert, wenn nicht alle kreuz und quer durcheinander laufen. 52 Euro kostet die Halbpension hier. Das ist eher teuer für eine Berghütte – aber das Essen schmeckt wirklich toll. Und niemand, wirklich niemand, vermisst Schnitzel oder Speckknödel.


Es stellt sich heraus, dass unsere Sitznachbarn tatsächlich aus Regensburg kommen. Zumindest wohnen sie da. Er stammt eigentlich aus Sachsen, sie aus Hessen. Landsfrau also! Sie freut sich, endlich mal normal mit Leuten reden zu können - und meint damit uns. Ihr Mann hätte sich das Sächsische zwar schon ziemlich abgewöhnt, aber in Regensburg wäre es nicht so einfach, wenn man den lokalen Dialekt nicht mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen hat.


Unterkunft: Neue Regensburger Hütte

Wegstrecke: 10,5 km

Höhenmeter: +1.440 / -185


Nützliche Links

Stubai.at - alles zum Stubaier Höhenweg

Outdooractive - Details und GPS-Daten zur Planung