2019 MHW 6
Im Passeiertal

So, 30. Juni 2019

HITZE UND FEUER IM PASSEIERTAL

Zeppichl (1.679 m) - Krusterhof (1.050 m)


Aus Pfelders, im wasserreichsten Tal Südtirols gelegen, folgen wir dem Bach Richtung Passeier und dem Meraner Höhenweg von Hof zu Hof. Eine schweißtreibende Angelegenheit.


Das Bett im Gasthof Zeppichl ist sehr bequem, da schlafen wir erstmal aus. Die heutige Etappe sollte auf dem Papier eh nicht all zu anstrengend sein - nur sehr warm dürfte es wieder werden. Oben im Pfossental war es die letzten beiden Tage sehr angenehm gewesen, wehte immer ein leichter Wind von den Bergen herab. Nun sind wieder höhere Temperaturen in der Vorhersage.


Durch das wasserreiche Pfelderer Tal


Um kurz nach neun laufen wir runter nach Pfelders. Im Ort verlieren wir kurz den Überblick, aber am Parkplatz neben der Seilbahnstation gibt es eine Karte und wir entdecken, dass wir auf einer Brücke den Pfelderer Bach überqueren müssen. Dessen Ufer folgen wir durch Wiesen und vorbei an steilen Felswänden, durch die Kletterer ihre Routen suchen. Dann geht es ein kurzes Stück an der Straße und nach einem Campingplatz die hölzerne Verschalung einer Naturrodelbahn entlang. Die endet nur ein paar hundert Meter vom Gasthof Innerhütt entfernt. Nach dem verläuft der mit der Nummer 24 markierte Weg vor allem durch Wald - was sehr angenehm ist - und führt nach einem Wanderparkplatz in den Naturpark Texelgruppe. 


Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders
Meraner Höhenweg bei Pfelders

Eine traumhaft schöne Stelle erreichen wir im Taleinschnitt des Farmazonbachs. Neben einer Holzbrücke öffnet sich eine kleine Lichtung. Die Gelegenheit auf Abkühlung im wild rauschenden Bergbach lassen wir uns nicht entgehen und legen eine Pause ein.


Zwischen den Weilern Pichl und Ulfas müssen wir ein paar steile Serpentinen auf glühend heißem Asphalt bergab laufen, dann geht es ebenso steil, aber immerhin unter Bäumen, wieder bergauf. Nun sammeln wir unsere Mitwanderer von gestern ein - erst das Paar, das mit uns im Gasthof übernachtet hat, dann das Berliner Quartett, das von Innerhütt gestartet war. Gestern hatten sie mir ja nicht glauben wollen, dass wir sie heute überholen würden. Wir sind einfach strammeren Schrittes unterwegs.  


Die Mittagspause fällt aus


Bei der wie auf einem Aussichtsbalkon über St. Leonhard thronenden Höfegruppe Christl biegt das Passeiertal und damit auch der Meraner Höhenweg scharf nach Süden ab. Hier gäbe es eine Einkehrmöglichkeit, die uns sehr gelegen käme, wäre heute nicht Sonntag. Da hat der einzige Gasthof weit und breit geschlossen. Aber bis zu unserem Ziel sind es nur noch ein paar Kilometer. In einer Stunde sollten wir da sein.


Die Sonne steht uns nun genau im Gesicht und dummerweise ist der Weg die Straße, die hier oben die Höfe miteinander verbindet. So wird das letzte Stück der Etappe zu einer Hitzeschlacht. Zu allem Überfluss knicke ich auch noch mit dem Fuß um. Hoffentlich habe ich mir da nichts gerissen! Kurz vor der letzten Biegung verschafft immerhin ein Wassersprenger Abkühlung, dann erreichen wir den Krusterhof und sinken im Garten erschöpft auf eine schattige Bank. Das Thermometer an der Wand zeigt 39 Grad. Uff!


Bauernhof mit Aussicht


Der Krusterhof ist ein richtiger Bauernhof. Die Familie Bartolotti bewirtschaftet Wiesen und Wald, Schafe, Kühe, Hühner, Hunde, Katzen und Enten, dazu Hasen und Zwergziegen fühlen sich hier ebenso wohl wie die Gäste in drei Ferienwohnungen und zwei Zimmern. Wir werden in einem überraschend modern und geschmackvoll eingerichteten Doppelzimmer untergebracht. Das verfügt über einen Balkon mit grandioser Aussicht über das Passeiertal - der im Schatten liegt. Was für ein Glück! Perfekt für einen entspannten Nachmittag und zum Hochlegen des geschwollenen Knöchels.


Um kurz nach sechs sitzen wir in gleicher Besetzung wie am Abend zuvor in Zeppichl zum Abendessen am Tisch. Die große Platte Südtiroler Schinken und Käse verputze ich restlos, die anderen lassen sich verschiedene Sorten Knödel schmecken. 


Die Nacht des Jahres


Tiroler Schinken und Käse

Ein besonderes Spektakel erwartet uns dann noch am Abend. Nein, nicht das Finale der U21-EM, das Deutschland gegen Spanien verliert, was wir uns im Livestream auf dem Handy anschauen. Es ist die Nacht des Herz-Jesu-Feuers, das am dritten Sonntag nach Pfingsten überall in Tirol auf Berghängen und Gipfeln entzündet wird. Unser Balkon bietet dazu einen Logenplatz.


Der Brauch geht auf das Jahr 1796 zurück, als Napoleons Truppen von Mailand aus auf das Land Tirol zumarschierten. Ein Kriegsrat wurde gebildet und der Abt von Stams schlug vor, sich mit einem Fest des heiligen Herz Jesu um göttlichen Beistand zu bemühen. Bei der siegreichen Schlacht am Berg Isel 1809 erneuerte der Anführer der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer das Gelöbnis, der Tag wurde zum ständigen Feiertag erhoben und 1856 sogar ein fester Termin im katholischen Kirchenkalender.


Auf den Bergen leuchten Herz-Jesu-Feuer

Ungefährlich ist das Ganze nicht


Bis heute wird zu Herz-Jesu an die bewegte Geschichte Tirols erinnert, die entzündeten Herzen oder Kreuze stehen symbolisch für die Einheit des seit dem Ende des Ersten Weltkriegs geteilten Landes. Dieser politische Aspekt rückte besonders in den Zeiten des Kampfes um die Autonomie Südtirols in den Vordergrund. So richteten an diesem Wochenende im Jahr 1961 mehrere Bombenanschläge beträchtliche Schäden an. Heutzutage entsteht bei den Feuern Schaden freilich vor allem durch Leichtsinn und Übermut. Am nächsten Morgen sind die Nachrichten im Radio voll mit Meldungen von Unfällen und Brandverletzungen.


Unterkunft: Krusterhof, St. Martin im Passeier - DZ 36 EUR pP

Wegstrecke: 18,4 km

Höhenmeter: +303 / -925


Nützliche Links

Meraner Höhenweg - Etappenplanung, Unterkünfte, Wissenswertes

Bergwelten - schöner Artikel zur Einstimmung

Meraner Land - interaktive Karte mit aktuellen Infos zu Sperrungen

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