2018 Karwendel 2
Ursprungsjoch und Reither Spitze

Di, 10. Juli 2018

IM REICH DER GÄMSEN

Die zweite Etappe auf dem Karwendel Höhenweg führt von der Nördlinger Hütte zum Solsteinhaus und ist nicht all zu lang. Perfekt zum Eingrooven. Und Tiere gibt es unterwegs auch zu sehen.


Ab 7 Uhr steht auf der Nördlinger Hütte das Frühstück bereit. Um die Uhrzeit habe ich immer noch gar keinen so großen Hunger, zwinge mir aber Müsli und ein Leberkäsbrot rein. Auf das Jausenbrot, das man sich zum Mitnehmen schmieren kann, verzichte ich. Erfahrungsgemäß brauche ich unterwegs nichts zu essen und eigentlich sollte ich eh bis Mittag das Etappenziel Solsteinhaus erreichen.



Ich hatte mal überlegt, den Tag mit einem Gipfelsturm zu beginnen und auf die Reither Spitze zu klettern, die gerademal 140 Meter über der Nördlinger Hütte emporragt. Da sich der Himmel aber wolkenverhangen präsentiert und die Fernsicht viel schlechter ist als gestern, spare ich mir den Abstecher. Stattdessen beginne ich direkt mit dem Abstieg unterhalb des steilen Abbruchs der Bergpitze.


Meine kleine Kamera ist nur noch Schrott


Nach einer halben Stunde habe ich den Ursprungsattel, der den Übergang ins Eppzirler Tal markiert, erreicht und befinde mich inmitten einer großen Herde Gämsen. In der Beschreibung des Karwendel Höhenwegs hatte ich schon von “garantierten Gamsbeobachtungen” gelesen. Dass das so schnell geht und die Tiere so zahlreich sind, überrascht mich dann aber doch. Toll! Allerdings verfluche ich auch, dass meine Kompaktkamera gestern den Geist aufgegeben hat. Für den Zweck, Tiere ranzuzoomen, hatte ich die mitgenommen, aber leider fährt das Objektiv nicht mehr ein. Nun trage ich sie als Elektroschrott mit herum - und fotografiere weiter mit dem iPhone.



Auf dem Ursprungsattel teilt sich der Weg: man kann geradeaus über die zerklüfteten Freiungstürme weitergehen, wofür allerdings ein Klettersteigset empfohlen wird, oder der Höhenweg-Beschilderung Richtung Eppzirler Alm folgen. Ich entscheide mich für die zweite Option. Auch dieser Abstieg hat es in sich und ich gebe es bald auf, den ohne unterstützende Wanderstöcke zu bewältigen. Eigentlich laufe ich mich bei Fernwanderungen immer ganz gerne ohne ein, um den Sinn fürs Gleichgewicht zu schärfen. Aber in der unwegsamen, rutschigen Geröllrinne sind Stöcke schon eine Hilfe.


In steilen Serpentinen zur Eppzirler Scharte


Am Breiten Sattel biegt der Weg nach rechts ab und führt dann über das ausgedehnte Geröllfeld des Kühljochs. Auch hier kann ich wieder Gämsen beobachten. Bevor es erneut in steile Serpentinen geht, diesmal bergauf zur Eppzirler Scharte, lege ich eine kurze Trinkpause ein.



Hinter der Scharte stößt der von den Freiungstürmen kommende Steig wieder zum Karwendel Höhenweg. Das Solsteinhaus ist bereits zu sehen. Zwischen mir und der Hütte liegt aber noch das mit Schotter gefüllte Höllkar, durch das es auch wieder sehr, sehr steil bergab geht. Die heutige Etappe ist doch eine ganz schöne Berg- und Talbahn.



Schließlich erreiche ich über ein fast ebenes Plateau mit Latschenkiefern die Hütte. Es ist noch nicht mal Mittag und ich bin der erste Wanderer, der die Unterkunft erreicht. Was allerdings nicht heißt, dass hier nichts los wäre - im Gegenteil. Das Solsteinhaus ist besonders familienfreundlich und bietet Kindern das volle Programm vom Klettern bis zur Suche nach Fossilien. Das sind sicher aufregende Ferien für die Kids!


Schokoschmarrn

Fauler Nachmittag im Solsteinhaus


Da um die Uhrzeit weder Zimmer noch Duschen bereits gereinigt sind, bestelle ich auf Empfehlung von Hüttenwirt Robert erstmal einen Schoko-Kaiserschmarrn mit Vanilleeis. Der macht pappsatt.


Nach dem Essen ist das mit komfortablen Etagenbetten ausgestattete Mehrbettlager bezugsfertig und ich gönne mir eine warme 3-Minuten-Dusche gefolgt von einem Mittagsschläfchen.


Die Bewölkung hat im Laufe des Tages noch zugenommen, trotzdem lässt es sich nachmittags prima auf der Terrasse aushalten. Ein Café, ein Bier, eine Cola - der Konsum läppert sich, wenn man einen halben Tag auf so einer Berghütte verbringt. Zum Abendessen, bei dem ich mit einem netten Trio, von dem zwei Drittel aus Darmstadt kommen, zusammensitze, verputze ich wieder drei Gänge. Am Ende bringe ich es dann auf die doch recht stolze Rechnung von 84 Euro.


Unterkunft: Solsteinhaus - 48 EUR inkl. Halbpension

Wanderung: 6,7 km

Höhenmeter: +350 / -800


Nützliche Links

Karwendel Höhenweg Tirol - offizielle Website mit allen Infos

Bergwelten - der Karwendel Höhenweg als Tourentipp

Alpenvereinshütten: Karwendel Höhenweg - Broschüre des Alpenvereins als PDF inkl. Karten