2011 GCRA 09
Yellow Rock

Sa, Oct 1, 2011

YELLOW ROCK HINTENRUM

Weitab aller Siedlungen oder auch nur geteerter Straßen erhebt sich im Süden Utahs ein schwefelgelber Felsrücken, der Yellow Rock. Er lässt sich auf einer einfachen Wanderung von der unbefestigten Cottonwood Canyon Road aus erreichen - oder auf Umwegen vom Paria River. Einfach kann jeder - wir nähern uns dem Hügel von hinten.


Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt keine Wolke am Himmel. Juhuu! Gestern Abend war noch ein kleiner Sturm aufgekommen, der aber nicht mehr als ein paar einzelne Regentropfen brachte. Also sollte einem Ausflug ins Grand Staircase Escalante National Monument auf der Cottonwood Canyon Road nichts im Wege stehen. Der Ranger gestern meinte ja, dass 2WD und High Clearance ausreichen würden.


Zum Frühstück gibt es den üblichen Plastikkram. Ich weiß, den Begriff habe ich schonmal benutzt. Es trifft aber einfach perfekt das, was es im Holiday Inn Express morgens gibt. Leere Kalorien halt. Conny will die mit etwas Obst pimpen, das sie sich gestern im Safeway gekauft hat. Leider hat der Kühlschrank daraus über Nacht frozen fruits gemacht. Eigentlich ganz geil, dass der so herunterkühlt, dass wir unsere Getränke gefroren mit zum Wandern nehmen können. Mit geeistem Obst lässt sich ohne Mixer aber wenig anfangen.


Das Auto bekommt eine neue Farbe


Es geht wieder über die Staatsgrenze nach Utah. Kurz hinter der Trailersiedlung Church Wells biegt rechts die Cottonwood Canyon Road (CCR) ab. Die führt von der 89 als Abkürzung zur 12 in die Nähe des Bryce Canyon. Wobei das Wort "Abkürzung" relativ ist, handelt es sich doch um eine gravel road. Der aufmerksame Leser weiß, dass damit dem Auto ein erneuter Farbwechsel bevorsteht.


Cottonwood Canyon
Cottonwood Canyon
Cottonwood Canyon

Die CCR ist knochentrocken. Zum Glück. Trotzdem sollte man sehr aufmerksam sein, denn in den Senken lauern gerne mal tiefe Rinnen und auch die eine oder andere Kletterpartie will gemeistert sein. Mit dem Sorento überhaupt kein Problem. Mit einem "normalen" PKW sollte man die CCR gar nicht fahren, wenn man mit irgendeiner Art von Restwert bei seinem Auto kalkuliert. Wir sehen später trotzdem einen Kleinwagen...


Ein Aufschrei vom Beifahrersitz lässt mich plötzlich in die Eisen treten. Was?! Ah, eine Spinne quert die Straße. Und was für eine! Tarantula, die Riesenspinne. Schau an. Haben wir bisher noch nicht gesehen.


Nach gut 14 Meilen ist dann der Trailhead zum Hackberry Canyon erreicht. Der ist mittlerweile sogar ausgeschildert und verfügt über einen kleinen Parkplatz.


Was machen wir hier draußen? Der Plan ist, auf den Yellow Rock zu steigen, eine auffällig gefärbte Gesteinsformation. Das ließe sich mit etwas Kraxelei von hier aus auch mit begrenztem Zeitbudget erledigen. Wir wollen uns dem Rock aber via Paria River Canyon nähern und das bedeutet eine Wanderung von mindestens vier Stunden.


Wir verlassen uns auf unsere Pfadfinder-Fähigkeiten


Den Weg kennen wir nur bedingt. Die einschlägigen Beschreibungen dieser Tour starten nämlich mit dem Yellow Rock, wir wollen ihn aber als Highlight zum Schluss mitnehmen. Außerdem gibt es keinen markierten Weg, der in irgendwelchen Karten eingezeichnet wäre. Und GPS besitzen wir zwar mittlerweile, haben aber keinen Schimmer davon. Also müssen wir uns auf ein paar Ausdrucke aus dem Web und unsere Fähigkeiten als Pfadfinder verlassen. Das kann ja nur gutgehen.


Erstmal wandern wir den Cottonwood Creek entlang nach Süden. Im relativ trockenen Flussbett geht das ganz gut, nur ist es doch sehr zeitraubend, jede Biegung mitzugehen. 


Hackberry Canyon
Hackberry Canyon
Hackberry Canyon
Hackberry Canyon

Schließlich finden wir einen Pfad und damit einen direkteren Weg Richtung Paria Canyon. Der kommt allerdings so gar nicht in Sicht und wir sind schon kurz davor aufzugeben und zurückzugehen, da tut sich doch rechts eine Schlucht auf, aus der ein munterer Fluss plätschert - der Paria River. Der entspringt in der Nähe des Bryce Canyon und mündet bei Lee's Ferry nach 121 Kilometern in den Colorado. Es ist herrlich erfrischend, in das maximal 20 Zentimeter tiefe Wasser zu steigen.


Der Paria hat hier einen schönen Canyon gegraben, The Box of Paria. Dahinter schlängelt er sich durch ein breites Tal, das rechts von einer steil aufragenden Felswand begrenzt ist. Die müssten wir eigentlich hinauf, aber offenbar haben wir den Ausstieg verpasst. Dafür beobachten wir eine große Herde Dickhorn-Schafe. Die Tiere haben natürlich keine Probleme in der Wand. Wir gehen zurück und finden schließlich die steilen Serpentinen, die vom Flussufer auf ein Hochplateau führen. Absolut spektakuläre Landschaft hier oben. Und: Es ist tatsächlich ein ausgetretener Pfad zu erkennen.


Der Yellow Rock haut uns um!


Nach ungefähr 45 Minuten kommt unser Ziel in Sicht - der Yellow Rock. Zu dem müsste es irgendwann scharf rechts gehen, aber auch diesen Abzweig verpassen wir zunächst. Langsam wird's anstrengend, zumal der Weg jetzt durch tiefen Sand führt. Immerhin kann man sich hier nicht mehr verlaufen und nach einer letzten Anhöhe liegt der gelbe Hügel schließlich vor uns.


Ich habe vom Yellow Rock schon viele Fotos gesehen, in der Realität ist dieser Berg einfach umwerfend! Vor allem, wo ihn jetzt die Nachmittagssonne in fantastisches Licht taucht, weiße Wölkchen den tiefblauen Himmel tupfen - eine Traumlocation, einer der schönsten Orte, die wir je besucht haben. Die Farben des Gesteins sind sagenhaft, von schneeweiß bis blutrot. Den Yellow Rock "Naturwunder" zu nennen, ist keine Übertreibung.


Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Cathedral Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock
Yellow Rock

Die Strapazen der Wanderung sind vergessen - natürlich steigen wir jetzt auch auf den Gipfel! Die Aussicht ist grandios. Von den Cockscombs bis zum Bryce Canyon geht der Blick, Felsen in allen Farben und Formen, wohin man schaut. Wir können uns kaum sattsehen und machen unzählige Fotos.


Ab durchs Gebüsch zum Auto


Und dann ist da noch der Abstieg. Es gibt einen viel begangenen Weg mehr oder weniger direkt zum Parkplatz. Den sind wir aber nicht hochgekommen, also haben wir auch keine Ahnung, wo er runtergeht. Wir schlagen uns einfach querfeldein durch, scheitern einem Wash folgend an einem trockenen, bestimmt sechs, sieben Meter hohen Wasserfall, und rutschen schließlich eine bröckelige Rinne in einer Felswand hinunter. Jetzt noch durch das Dickicht am Cottonwood Creek, dann sind wir nach sechs Stunden Wanderung zurück am Auto. Die eisgekühlte Literflasche Gatorade ziehe ich innerhalb von zwei Minuten weg.


Können wir die Wanderung weiterempfehlen? Nur mit GPS! Würden wir den Yellow Rock nochmal besuchen? Auf jeden Fall! Und ist die Cottonwood Canyon Road einen Umweg wert? Unbedingt! Jetzt im Licht der untergehenden Sonne durch diese sagenhafte Landschaft zu fahren, lässt einen einfach nur dankbar das Leben genießen.


Die Indianer können auch Italienisch


Das Auto benötigt dringend eine Wäsche. Die kriegt es zurück in Page. Danach stopfen wir unsere verdreckten Klamotten in die Laundry und gehen zum Abendessen ins Strombolli's. Der Ort muss erst noch erfunden werden, an dem man NICHT italienisch essen gehen könnte. Auch wenn es ein bisschen bizarr ist, einen Zwei-Meter-Navajo-Indianer den Pizzateig durch die Luft wirbeln zu sehen...


Cottonwood Canyon Road
Arizona Sky
Spaghetti Dinner

Gefahren: 84 Meilen / 135 Kilometer

Hotel: Holiday Inn Express, Page - 90 EUR via Expedia


Nützliche Links:

Visit Arizona - alles über das Reisen im Grand Canyon State

Visit The USA Arizona - offizielle deutschsprachige Tourismuswebsite der USA

USA Hiking Database - Fritz Zehers irre Sammlung von Wanderungen ist ein Quell der Inspiration

TripAdvisor - das Arizona Travel Forum beantwortet alle Fragen