2011 GCRA 06
Grand Canyon

Mi, Sep 28, 2011

VIEWPOINT HOPPING

Nach dem anstrengenden Wandertag gestern lassen wir es heute ganz entspannt angehen. Ein paar Aussichtspunkte am Grand Canyon wollen wir noch abklappern, dem Coal Mine Canyon einen Besuch abstatten und ansonsten nur vor Einbruch der Dunkelheit in Page ankommen.


Wir werden tatsächlich erst wach, als es draußen schon langsam hell wird – 6:15 Uhr. Um 7:30 Uhr besuchen wir die Raubtierfütterung im breakfast room. Geht gar nicht! Eine französische Reisegruppe hat sämtliche Tische in Beschlag genommen und läuft herum wie ein Hühnerhaufen, wenn der Fuchs durch die Stalltür kommt. Also laden wir uns das Nötigste auf zwei Teller und essen auf dem Zimmer. Nach dem Packen der Koffer und eine Stunde später herrscht Ruhe am Büffet. Ich schiebe noch ein paar Analog-Käse-Omelettes samt Bacon nach.


Spaziergang am South Rim


Wir fahren noch einmal in den Nationalpark, stellen das Auto in der Nähe der Bright Angel Lodge ab und nehmen den Shuttle-Bus Richtung Hermit's Rest. Wir wollen noch ein paar Aussichtspunkte abklappern. Natürlich ganz stressfrei. Der Rim Trail ist ein gemütlicher Spazierweg. So starten wir am The Abyss und laufen dreieinhalb Kilometer bis Powell Point. Unterwegs haben wir nicht nur Aussicht auf einige Stromschnellen des Colorado, wir beobachten auch einen Geier, der vom Aufwind getragen seine Runden dreht. Sehr elegant.


Per Bus geht es zurück zur Bright Angel Lodge. Hier erstehe ich ein paar T-Shirts im Souvenirladen und wir lassen uns ein Eis schmecken. Genau das Richtige bei dem Wetter heute! Dann schauen wir im historischen El Tovar Hotel rein und beobachten, wie die senior citizens dem Grand Canyon Express entsteigen. Ungefähr die Hälfte der Passagiere erreicht den Bahnhof per Rollstuhl oder Rollator. Wir können uns also noch ein paar Jahrzehnte Zeit lassen, ehe wir diese Bahnfahrt unternehmen…


Little Colorado
Little Colorado
Little Colorado

Im Land der Navajos und Hopi


Auf dem Weg zum Osteingang des Parks halten wir nur noch einmal an einem Viewpoint - irgendwann reicht’s dann doch. Eine spektakuläre Ansicht bietet aber noch die Schlucht des Little Colorado River ein paar Meilen nach dem Nationalpark Richtung Cameron. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt kommen wir allerdings ganz schön ins Schwitzen. Die Sonne brennt jetzt so richtig vom Himmel.


Die Verkaufsstände der Navajos entlang der Strecke ignorierend fahren wir nach Tuba City. Der Ort gehört zum Stammesgebiet der Hopi. Wohlwollend könnte man über deren Häuser von "authentisch indianischen Behausungen" sprechen – näher an der Realität ist wohl der Vergleich mit brasilianischen Favelas. Immerhin: Einige Hotels in der Ortsmitte scheinen ganz vorzeigbar, vor allem das nagelneue Moenkopi Legacy Inn.


Was wollen wir in Tuba City? Nichts. Aber ein paar Meilen südöstlich davon liegt der Coal Mine Canyon, der diesen Abstecher wert ist. Ein Windrad und ein schickes Holzhaus auf der linken Straßenseite weisen den Weg. Es gibt keine beschilderte Zufahrt, dafür einige Picknick-Plätze am Canyonrand. Der Anblick versetzt uns in Staunen: Solche Farben und Formen würde man 500 Meter abseits der Landstraße nie vermuten. Toll!


Auf dem holprigen Rückweg zur Straße scheuchen wir dann ein Pferd auf – ganz doofer Zufall. Das Tier lahmt offensichtlich an einem verwachsenen Huf, ein Anblick, der Conny den Tag versaut. Dass die Natives hier zu ihren Nutztieren nicht den gleichen Bezug haben, wie wir Europäer zu unseren Haustieren, muss man als Besucher wohl akzeptieren - auch wenn es schwer fällt.


Eine nicht verheilende Wunde


Nun sind es noch knapp eineinhalb Stunden Fahrt bis Page. Die geht komplett durch Indianerland mit entsprechend ärmlichen Hütten am Straßenrand. Ich komme da ja immer ins Grübeln. Wer von den amerikanischen Ureinwohnern noch das Bild vom edlen Wilden im Kopf hat, der im Einklang mit der Natur lebt, wird angesichts des Mülls und der Häuser, von denen man auf den ersten Blick nicht sagen kann, ob da ernsthaft jemand drin wohnt, schockiert sein. Aber ehrlich gesagt weiß ich zu wenig über die Lebensumstände der Natives, um mir da eine fundierte Meinung bilden zu können. Den Amerikanern muss dieses Thema aber eigentlich wie eine nicht verheilende Wunde in der Geschichte der Nation vorkommen.


Gegen 16:30 Uhr rollen wir beim Holiday Inn Express in Page auf den Hof. Wir beziehen ein Zimmer mit zwei Queen-Size-Betten im obersten Stockwerk und füllen zwei Maschinen mit unserer Schmutzwäsche. Zwei Stunden später ist die sauber und getrocknet und wir können uns zum Abendessen in den Dam Bar & Grill begeben. Der Laden ist ein Phänomen: Selbst wenn nur die Hälfte der Plätze besetzt ist, muss man ewig auf einen Tisch warten. Anscheinend gibt es in Page zu wenig Servicepersonal. So müssen auch wir uns 20 Minuten gedulden und sind halb verhungert ehe Burger und Ribs auf dem Tisch stehen. Die sind geschmacklich allerdings top. Und satt werden wir auch.


Gefahren: 290 Meilen / 467 Kilometer

Hotel: Holiday Inn Express, Page - 90 EUR via Expedia


Nützliche Links:

Visit Arizona - alles über das Reisen im Grand Canyon State

Visit The USA Arizona - offizielle deutschsprachige Tourismuswebsite der USA

USA Hiking Database - Fritz Zehers irre Sammlung von Wanderungen ist ein Quell der Inspiration

TripAdvisor - das Arizona Travel Forum beantwortet alle Fragen