2011 GCRA 05
Unterwegs auf dem Tonto Trail

Di, Sep 27, 2011

VON MORGENS BIS ABENDS: GRAND CANYON

Heute steht die wohl anspruchsvollste Wanderung dieses Urlaubs auf dem Programm: Wir wollen den South Kaibab Trail hinabsteigen, dann auf dem Tonto Trail Richtung Indian Garden wandern und schließlich auf dem Bright Angel Trail wieder aus dem

Grand Canyon hinaus. Angesichts 1.200 Höhenmetern im Ab- und 1.000 im Anstieg und einer Wettervorhersage mit 80 Grad Fahrenheit dürfte das eine schweißtreibende Angelegenheit werden.


Grand Canyon am Morgen
Grand Canyon am Morgen
Grand Canyon am Morgen

Um halb sechs starten wir von Tusayan Richtung Grand Canyon. Es ist stockduster und eisig kalt. Wie im Guide versprochen, nimmt uns um sechs Uhr der Hikers' Express an der Haltestelle vor der Bright Angel Lodge zum South Kaibab Trailhead mit. Insgesamt 18 Wanderer sind im Bus, bereits die zweite Fuhre des Tages. Mit den ersten Sonnenstrahlen, die die Felsformationen im Canyon nach und nach erst rosa, dann orange leuchten lassen, machen wir uns an den Abstieg. Allein der Sonnenaufgang im Canyon ist ein Erlebnis.


Am Anfang nerven noch die vor und hinter uns gehenden Grüppchen, die sich anscheinend statt zum Kaffeekränzchen zum Wandern verabredet haben, um mal so richtig ausgiebig zu quatschen und am besten die ganze Welt zu Mitwissern zu machen. Nach einer Stunde haben sich aber alle so sortiert, dass man voneinander nichts mehr mitbekommt. In absoluter Stille sind wir allein auf weiter Flur.


Am Skeleton Point sieht man den Fluss


Bis zu einem Höhenrücken namens Cedar Ridge erfolgt der Abstieg in steilen Kehren. Die liegen immerhin noch im Schatten - mit dem ist es ab jetzt vorbei. Am Skeleton Point können wir das einzige Mal auf der gesamten Wanderung den Colorado sehen und hören. Dann kommen wieder endlos scheinende Serpentinen - mehr als die Hälfte des Weges zur Phantom Ranch unten am Fluss haben wir geschafft. Die ist aber nicht unser Ziel.


An einem leicht zu übersehenden Holzschild zweigt schließlich der Tonto Trail Richtung Westen ab, ein relativ unbekannter und selten gegangener Weg, der die beiden populärsten Trails, South Kaibab und Bright Angel, miteinander verbindet. Der Pfad ist sehr schmal und es ist keine gute Idee von mir, ausgerechnet jetzt die langen Beine an der Wanderhose abzunehmen. Alles, was hier am Weg wächst, hat Stacheln.


Grüne Oasen in den Taleinschnitten


Die Ausblicke vom Tonto Trail sind fantastisch! Hier fühlt man sich richtig mitten im Grand Canyon. Allerdings sind wir der Sonne schutzlos ausgeliefert. Zum Glück haben wir sie meist im Rücken - man sollte daher eigentlich den Rat der Ehefrau beherzigen, die Waden mit Sonnencreme einzuschmieren. Eigentlich. Über sieben Kilometer zieht sich der Weg, der logischerweise jeden Seitencanyon ausläuft. Dabei trifft man auf einige unerwartete Oasen, wo kleine Bächlein die Flora komplett verwandeln.


Ein kleines Paradies erreichen wir um kurz nach 11 Uhr: Indian Garden. Was für eine Erlösung es ist, die Schuhe auszuziehen und die Füße in den plätschernden Bach zu tauchen! Nach 45 Minuten Rast füllen wir unsere Wasserflaschen auf und machen uns an den letzten Teil der Wanderung, den Aufstieg auf dem Bright Angel Trail. Und das in der prallen Mittagssonne.


Es geht stetig bergan


Obwohl der Weg sehr steil und anstrengend zu gehen ist, kommen wir bis zum 3-Mile-Resthouse gut voran und verzichten sogar darauf, erneut die Flaschen zu füllen. Erst an der letzten Gelegenheit, dem 1,5-Mile-Resthouse, fülle ich nochmal nach. Insgesamt habe ich auf der Wanderung gut fünf Liter getrunken. Zum Glück kommen wir in der oberen Hälfte des Trails durch einige schattige Abschnitte, die wir hier und da für kleine Verschnaufpausen nutzen.


Der Sonnenuntergang gehört zum Pflichtprogramm


Jetzt brauchen wir ganz dringend eine Dusche. Nachdem wir uns im Hotel frischgemacht haben, fahren wir wieder in den Park. Der Sonnenuntergang ist für den pflichtbewussten Grand Canyon-Touristen schließlich ein Muss! Wir parken am nagelneuen Visitor Center und schauen uns vom Mather Point aus unsere Wanderstrecke noch einmal von oben an. Irgendwie haben wir jetzt einen ganz anderen Blick in den Canyon.


Mit dem Shuttle-Bus fahren wir eine Station zum Yavapai Geology Museum und suchen uns ein Plätzchen am Rim, um das Schauspiel des Sonnenuntergangs zu genießen. Das ist zwar ganz schön, aber auch irgendwie unspektakulär. Dummerweise haben sich nämlich die fotogenen Wolken am North Rim fast ganz verzogen.


Da wir nun ganz schön platt sind und uns beim besten Willen nicht vorstellen können, ein Abendessen in einem Restaurant zu überstehen, ohne dass uns dabei der Kopf auf den Tisch fällt, versorgen wir uns heute bei McDonald's. Da bin ich ja kein Fan von, andererseits ist die Auswahl in Tusayan eh beschränkt und das Essen erfüllt seinen Zweck. Dann hören wir ganz laut die Betten rufen...!


Grand Canyon National Park
Grand Canyon National Park
Grand Canyon National Park

Die allerletzten eineinhalb Meilen ziehen sich dann nochmal wie Kaugummi. So kurz vor dem Ziel tut jede weitere Serpentine weh. Aber der stetig zunehmende Strom von Menschen, die uns nun in teilweise absurdem Schuhwerk entgegenkommen, lässt keinen Zweifel daran, dass wir es bald geschafft haben müssen. Um 14:40 Uhr, und damit nach fast drei Stunden Aufstieg vom Indian Garden, sind wir an der Bright Angel Lodge angekommen. Uff!


Gefahren: 29 Meilen / 47 Kilometer

Hotel: Holiday Inn Express, Tusayan - 118 EUR via DerTour


Nützliche Links:

Visit Arizona - alles über das Reisen im Grand Canyon State

Visit The USA Arizona - offizielle deutschsprachige Tourismuswebsite der USA

USA Hiking Database - Fritz Zehers irre Sammlung von Wanderungen ist ein Quell der Inspiration

TripAdvisor - das Arizona Travel Forum beantwortet alle Fragen