20150712 E5 Vorbereitung 03
Der Rhein bei Boppard

So, 7. Juli 2015

KLETTERAUSFLUG AM MITTELRHEIN

Zwei Wochen vor dem Start in die Alpen steht das nächste Vorbereitungswochenende an. An dem soll sich die Gruppe kennenlernen, mit der wir in unserer zweiten Tourwoche vom österreichischen Pitztal beziehungsweise der Kaunergrathütte nach Bozen wandern.

Ich schließe mich der Truppe erst Sonntagfrüh an. Am Vortag stand der selbe Abschnitt des Rheinsteigs auf dem Programm, den wir vor fünf Wochen erst gewandert sind, da habe ich landschaftlich nichts verpasst.


Mittlerweile hat sich nicht nur mein Fitnesslevel durch regelmäßiges Lauftraining deutlich verbessert, auch meine Ausrüstung ist mittels Investition einiger hundert Euro ein ganzes Stück alpentauglicher geworden. Von Globetrotter ist vor ein paar Wochen eine größere Bestellung dringender Notwendigkeiten angekommen - von der Stirnlampe über eine neue Softshell-Jacke bis zur Merino-Unterwäsche, die man angeblich fast eine Woche lang ohne Ekel ungewaschen tragen kann. Wir werden sehen. Außerdem habe ich einen größeren Rucksack angeschafft sowie die Wanderschuhe frisch besohlen und eine Öse daran reparieren lassen. Das Ganze direkt beim Hersteller Hanwag. Ein Hoch an dieser Stelle auf den Mainzer Sine-Outdoorladen, der mir riet, die obenrum noch intakten Stiefel zur Reparatur zu schicken statt für mindestens 100 Euro mehr ein neues Paar zu kaufen. Hier steht der Kundenservice eindeutig vor dem Umsatz!


Nach einem im Vergleich zum Freitag deutlich weniger biergeschwängerten Besuch des "Phono Pop"-Festivals in Rüsselsheim falle ich schon um Mitternacht ins Bett - was mir vor dem Wandertag immerhin sieben Stunden Schlaf verschafft. Auf dem Weg zum Zug gehe ich morgens noch fix beim Lieblingsbäcker vorbei, der zum Glück sonntags auf hat, und nehme um 7:45 Uhr den Regionalexpress nach Bingen, wo ich in einen Bummelzug umsteige und schließlich um kurz vor halb neun in Niederheimbach ankomme. Hier hat die Truppe wieder im "Gästehaus zur Heimburg" übernachtet.


Auf dem Mittelrhein-Klettersteig


Ich mache mich kurz mit einigen der neuen Mitwanderer bekannt, dann fahren wir per Auto rheinabwärts nach Boppard. Heute steht ein technisch durchaus anspruchsvoller Abschnitt des Rheinburgenweges auf dem Programm, nämlich der Mittelrhein-Klettersteig. Auch der ist mir natürlich schon von einem Ausflug mit Conny bekannt und als sehr spaßig in Erinnerung.



Wir parken unterhalb des Sessellifts und erreichen nach kurzem Anstieg im Gänsemarsch den Steig. Gleich an der ersten Leiter wird deutlich, dass Klettern selbst auf so einfacher Route für einige echtes Neuland ist. So dauert es immer eine ganze Weile bis die über zwanzigköpfige Gruppe jeweils die Hindernisse passiert hat. Auch das Gehtempo ist viel langsamer als beim letzten Vorbereitungswochenende - für den ersten Kilometer benötigen wir über eine Stunde. Der Altersschnitt in dieser Gruppe liegt aber auch um einiges höher, von einer Achtzehnjährigen abgesehen sind mein Freund Dirk und ich die Jungspunde der Kompanie.


Rheinschleife

Die Ausblicke zwischen den elf mal mehr, mal weniger komplizierten Kletterpassagen auf Boppard, die Rheinschleife und bis hinüber auf die Lahntaler Höhen sind großartig und lohnen allein schon die sogenannte "Traumschleife". Berühmt ist der Vierseenblick, ein Aussichtspunkt, von dem aus sich der Rhein scheinbar in vier Seen aufteilt, und natürlich auch das Ausflugslokal Gedeonseck, das sich ganz in der Nähe der Bergstation des Lifts befindet. Uns ist hier oben noch keine längere Pause vergönnt, die soll es erst am Parkplatz unten geben, wo vorhin schon einige Biertresen aufgebaut wurden und von wo uns während der Wanderung immer mal wieder Blasmusik heraufklingt.


Als wir dann nach dem Abstieg über die felsige Flanke des Hirschkopfs den Ausgangspunkt erreichen, ist das kleine Fest schon wieder vorbei. Nichts ist es mit einem kühlen Bier in der immer drückender werdenden Wärme. Ich weiß aber, dass es um die Ecke eine Tankstelle gibt, und so erstehen Dirk und ich erstmal ein Sixpack. Alkoholfrei natürlich!


Notfall am Oelsbergsteig


Nach der Rast verabschieden sich einige Bergfreunde schon von der Gruppe, für die anderen geht es auf eine weitere Kletterpartie nach Oberwesel. Hier führt der Oelsbergsteig durch die Steillagen der Weinberge, ein vergleichsweise harmloser Klettersteig mit nur wenigen auf Leitern oder Eisentritten zu meisternden Abschnitten.


Für einen endet die Wanderung allerdings schon vor dem ersten Hindernis. Was zunächst nach einer Kreislaufschwäche aussieht, sollte sich später als leichter Schlaganfall entpuppen. Die Entscheidung unserer Führer, den entkräftet und ein bisschen orientierungslos wirkenden Mann zurück nach Oberwesel zu begleiten und dort schließlich den Krankenwagen zu alarmieren, ist goldrichtig. Dezimiert und mit besorgten Gedanken um das Wohlergehen des bergerfahrenen Kameraden setzen wir die Wanderung fort, die trotz einiger steiler Passagen insgesamt recht gemütlich zu laufen ist.



Unter einem weißen Zeltdach im Garten des Günderodehauses am Siebenjungfrauenblick, dem für mich schönsten Aussichtspunkt am Rhein überhaupt, gönnen wir uns noch eine Erfrischung, dann sehen wir zu, den letzten Teil des Abstiegs zügig hinter uns zu bringen, denn die Wolken am Himmel sehen doch immer bedrohlicher nach Gewitter aus.


In Oberwesel verabschieden wir uns auf ein Wiedersehen in drei Wochen auf der Kaunergrathütte. Nur fünf aus der heutigen Gruppe starten bereits übernächste Woche in das Abenteuer Alpenquerung. Die Vorfreude wächst immer mehr.

Wanderung:  10 km

Höhenmeter: +/-670