Di, 4. Aug 2015
Heute und den Rest der Woche soll in Südtirol das Thermometer auf über 35 Grad steigen. Die Wanderung durch das idyllische Schnalstal mit dem Aufstieg zum Meraner Höhenweg verspricht also, eine schweißtreibende Angelegenheit zu werden.
Um die kühleren Morgenstunden so gut es geht zu nutzen, sitzen wir bereits um 5:45 Uhr in der Guten Stube des Obergamphofs. Das Frühstück aus Produkten der Region ist hervorragend. Die Milch kommt von den Kühen des Hofs, die Salami aus der familieneigenen Metzgerei. Als die Wirtin dann auch noch erwähnt, dass sie Kaminwurzen verkauft, verzögert sich der Aufbruch um ein paar Minuten.
Katharinaberg kostet Körner
Den Morgen verbringen wir auf einem ganz entspannt zu gehenden Waldweg. Richtig angenehm, mal wieder unter Bäumen zu laufen. Um neun sind wir in Karthaus, wo wir einen gutsortierten Lebensmittelladen und eine schattige Bank fürs zweite Frühstück nutzen. In der Sonne ist es jetzt schon kaum auszuhalten. Bis Mittag wollen wir in Katharinaberg sein, das auf einer Anhöhe knapp 300 Meter über dem Schnalstal liegt. Unvermeidlich daher der steile Aufstieg just wenn die Sonne am höchsten ist.
Martin gibt ein ganz langsames Schritttempo vor, aber die Luft steht und so sind wir alle schweißgebadet, ehe das Dorf mit der pittoresken Kirche erreicht ist. Der erstbeste Gasthof erhält den Zuschlag, unseren Elektrolythaushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Alkoholfreies Weizen, Suppe, Eis - die Karte wird einmal rauf- und runterbestellt.
Auf dem Meraner Höhenweg
Nach eineinhalb Stunden sind wir wieder ausreichend bei Kräften, um oberhalb von Katharinaberg den Meraner Höhenweg unter die Sohlen zu nehmen. Auf dem werden wir nun zwei Tage verbringen. Eigentlich gehört der gar nicht zu einer E5-Wanderung, bietet sich aber an, um sich nach dem Hochgebirge moderat wandernd an die Luft im Süden zu gewöhnen. Stichwort "Genusswandern".
Man darf sich den Meraner Höhenweg aber auch nicht als all zu einfach vorstellen, denn im Gegensatz zu den Höhenwegen, die den Namen "Höhenweg" tragen, weil sie auf einer Höhe bleiben, geht es hier ständig auf und ab. Die Passagen, die man mehr oder weniger ebenem Pfad folgt, sind für unseren Geschmack heute jedenfalls zu rar gesät. Toll sind die Ausblicke - wenn die Swimmingpools der Hotels unten im Etschtal nur nicht so verlockend schimmern würden...
Dinner mit Aussicht
Mit großer Erleichterung kommen wir kurz vor vier am Pirchhof an, einem Bauernhof wie aus dem Bilderbuch mit einer fantastischen Aussichtsterrasse und gemütlichem Bettenlager unter dem Dach. Im Keller des Hauses hat es moderne Wasch- und Duschräume, durch deren Nutzung wir uns nach dem obligatorischen Bier zur Ankunft wieder in halbwegs normale Menschen verwandeln. Vorher haben wir uns mehr wie schwitzende Zombies gefühlt.
Den sich ringsum aufbauenden Gewitterwolken begegnen wir mit demonstrativer Gelassenheit und bleiben fürs Dinner draußen sitzen. Es gibt Ziegenbraten. Köstlich! Für mich der kulinarische Höhepunkt der ganzen Reise, da lege ich mich fest. Zum Nachtisch noch warme Buchteln mit Vanillesoße - ich bin selig.
Den Schlummertrunk nehmen wir aber dann doch lieber drinnen ein. Nach der Hitze des Tages ist es nun überraschend kühl geworden. Irgendwann setzt auch noch der längst erwartete Regen ein. Der kümmert uns aber nicht mehr.