Di, May 14, 2013
EIN BÄR IM HETCH HETCHY
Im abgelegenen Norden des Yosemite Nationalparks stehen die Chancen gut, endlich einmal einen Bären zu sehen. Aber wissen die Bären überhaupt, dass wir da sind?
Heute schlafen wir erstmal aus. Das heißt: Conny schläft aus. Ich bin von uns beiden im Urlaub meistens der Frühaufsteher. An Werktagen daheim ist das umgekehrt. Na, egal. Jedenfalls ist es nach 9 Uhr als wir im Buck Meadows Restaurant zum Frühstück einlaufen. Die meisten Gäste sind schon fertig. Gut für uns, da müssen wir nicht lange auf French Toast, Eier und Bacon warten. Lecker.
Wir machen uns wieder auf in den Nationalpark, allerdings in einen abgelegenen Teil von Yosemite - Hetch Hetchy. Das Tal lag John Muir besonders am Herzen, sah es mit seinen Granitdomen, Wasserfällen und den Wiesen entlang des Tuolumne River doch wie eine kleinere Ausgabe des Yosemite Valley aus.
Ein Staudamm brach John Muir das Herz
Muir führte denn auch die Gegner eines Staudammprojekts an, das nach dem großen Erdbeben von 1906 zur Sicherung der Wasserversorgung von San Francisco immer dringlicher wurde. Dann könne man auch gleich Kirchen und Kathedralen zu Wassertanks machen, sagte Muir, denn kein heiliger Tempel wäre je ein größerer Segen für unsere Herzen als Hetch Hetchy.
Es half nichts. Kongress und Regierung genehmigten 1913 das Projekt, der Damm wurde gebaut und versorgt seit 1923 die Metropole an der Bay mit klarem Gebirgswasser. John Muir schrieb kurz vor seinem Tod genau ein Jahr nach der Ratifizierung des Raker Acts, der die Genehmigung zur Flutung gab: "The destruction of the charming groves and gardens, the finest in all California, goes to my heart."
Eine Initative für die Renaturierung von Hetch Hetchy scheiterte übrigens erst letzten November bei einer Volksabstimmung: Die Bürger von San Francisco lehnten Alternativpläne zur Wasser- und Stromgewinnung ab. Auch in unserem Hotel kommt Wasser direkt aus Hetch Hetchy aus dem Hahn. Es schmeckt hervorragend.
Das Tal ist auch mit Staudamm und See sehr hübsch anzuschauen. Dabei ist es gar nicht so einsam, wie man immer liest. Gut, im Vergleich zum Yosemite Valley sind es nur ein paar Autos, die da am Ende der Straße stehen (wir bekommen Parkschein Nummer 17), aber auf dem Trail zu den Tueeulala und den Wapama Falls begegnen wir doch einigen Mitwanderern.
Am Parkplatz spricht mich der ältere Herr aus dem Wagen an, der vor uns die Straße runtergeschlichen war. Er hätte einen Bären direkt vor sich auf der Fahrbahn gehabt. Conny bekommt fast einen Weinkrampf. Hätte ich nicht eine Kurve davor für ein Foto vom Tal gehalten, wäre das UNSER Bär gewesen…
Ein Paradies für Schmetterlinge
Wir überqueren den 130 Meter hohen O'Shaughnessy Dam (benannt nach seinem Erbauer) und gehen durch einen Tunnel. Danach kommt ein mal sandiger, mal steiniger, aber immer sehr angenehm zu gehender und abwechslungsreicher Wanderweg. Hier blühen schon viel mehr Wildblumen als im "Rest" von Yosemite, worüber sich die Schmetterlinge freuen, die in großer Zahl umherflattern. Das wiederum freut Conny. So trödeln wir mal wieder ganz schön, fotografieren hier noch ein paar Blümchen, warten da noch darauf, dass ein Falter still sitzenbleibt... Wo der Weg über die Tueeulala Falls führt, entdecken wir sogar eine Schlange, eine California Mountain Kingsnake. Hübsch bunt das Tier, aber harmlos.
Am Wasserfall gibt's 'ne Dusche
Nach 2,7 Meilen erreichen wir die Fußbrücken über die Wapama Falls. Hier donnert das Wasser mit einer solchen Wucht herunter, dass es in Wellen übers Geländer schwappt. Man wird also garantiert nass. Macht aber richtig Spaß, sich hier eine Dusche abzuholen, die Wanderung war doch recht schweißtreibend bis dahin.
Endlich: ein Bär!
Als wir uns an den Rückweg machen, beginnt es zu donnern. Über dem See hat sich ein Gewitter zusammengebraut. Wir gehen nun etwas zügiger. Dann ein Ruf: "Oli, komm schnell, ein Bär!" Tatsache. Auf einem kleinen Grasstück im Hang oberhalb des Weges ist ein Schwarzbär unterwegs. Leider ist es wegen der Bewölkung nun zu dunkel, um ihn gescheit durchs Objektiv der Kamera einzufangen, mit dem Fernglas lässt er sich aber gut beobachten. Endlich: Ein Bär!
Meister Petz ist auch schuld daran, dass uns das Gewitter noch einholt. Wir können den schlimmsten Schauer aber im Tunnel abwarten und ein bisschen nass sind wir ja eh noch vom Wasserfall. So ein paar Regentropfen können uns diese wunderbare Wanderung jedenfalls nicht vermiesen.
Abstecher zu den Carlon Falls
Wir unternehmen dann noch einen kleinen Waldspaziergang zu den Kaskaden der Carlon Falls. Nichts, was einen aus den Latschen kippen ließe vor Begeisterung, aber ganz nett. Nach einer Dusche und einer Runde Wäschewaschen gehen wir auf ein Steak mit Shrimps und Spaghetti mit Meatballs ins Buck Meadows Restaurant. Kann man nichts verkehrt machen mit.
Gefahren: 56 Meilen / 90 Kilometer
Hotel: Yosemite Westgate Lodge, Groveland - 138 USD
Nützliche Links:
Yosemite National Park - Website des National Park Service
Visit California - Spotlight Yosemite National Park
Yosemite Hikes - The best places to take your feet in Yosemite
Restore Hetch Hetchy - eine Bürgerinitiative kämpft für die Renaturierung des Tals
Visit Tuolumne County - Besucherinfos zur Gemeinde westlich von Yosemite