2013 California Day 10
Glacier Point View

Sa, May 11, 2013

PANORAMA, PANORAMA, PANORAMA

Fährt man von Fresno in den Yosemite Nationalpark, bietet sich ein Besuch des Glacier Points praktisch von selbst an. Von dem berühmten View Point wandern wir auf aussichtsreichem Pfad zum etwas versteckt liegenden Illilouette-Wasserfall.


Das Comfort Suites in Fresno steht an einer vielbefahrenen Ausfallstraße, unser Zimmer blickt genau auf diese und die Dämmwirkung des Fensters ist arg limitiert. Für regelmäßige Amerika-Reisende sind laute Hotelzimmer freilich nichts Ungewöhnliches, dafür habe ich immer Ohrstöpsel griffbereit auf dem Nachttisch liegen. So schlafen wir auch an diesem Morgen erstmal schön aus und verpassen damit mal wieder das Frühstück. Wie schade. Da Fresno aber eine Großstadt ist, ist ein Whole Foods Market in der Nähe, wo es verlässlich leckere Backwaren frisch aus dem Ofen gibt, dazu geschnippeltes Obst in allen Variationen. An der Kasse läppert sich der Einkauf auf 25 Dollar, ist es aber auch wert. Lustig: Während wir da so unter den Sonnenschirmen vor dem Biomarkt unser Frühstück mümmeln, fährt ein Lamborghini vor, den Flügeltüren entsteigt ein Herr in Flip-Flops und geht in den Whole Foods. Ich stelle mir vor, diese Szene hätte vor dem Alnatura in Frankfurt-Bockenheim stattgefunden...


Yosemite Is Calling


Wenn schon kein Besichtigungs- so haben wir in Fresno doch etwas Shoppingprogramm auf dem Zettel stehen. Zum Beispiel müssen wir den Gutschein einlösen, den wir als Mitglieder der Kooperative des Outdoor-Ausstatters REI geschickt bekommen haben. Da wir allerlei Wanderklamotten und auch einen neuen Rucksack gebrauchen können, wird ein Großeinkauf daraus. Ob wir auf einen "Adventure-Trip" gehen würden, fragt die Verkäuferin. Na ja, fast. Yosemite is calling!


Die Fahrt in die Berge ist ein Katzensprung und so stehen wir bald im Stau an der Einfahrt zum Nationalpark. Es ist Wochenende, es ist Traumwetter, es ist ganz schön voll hier. Der Parkplatz am Mariposa Grove in der Nähe des Südeingangs ist "closed" weil überfüllt. Da müssen wir aber nicht unbedingt hin, denn die dort wachsenden Sequoia haben wir die letzten Tage schon an anderer Stelle ausgiebig bewundert. Außerdem waren wir schon einmal im Mariposa Grove. Wir fahren also direkt weiter Richtung Glacier Point Road. Die ist zum Glück schon geöffnet, in schneereichen Wintern könnte Mitte Mai zu früh für einen Besuch sein. Schnee gab es aber dieses Jahr nicht besonders viel in der Sierra Nevada.


Am Glacier Point ist dann natürlich einiges los. Der Aussichtspunkt gehört ja zum touristischen Pflichtprogramm im Yosemite und der Ausblick ist auch beim wiederholten Besuch einfach umwerfend. Ich hatte völlig vergessen - und es kommt auf Fotos auch nie so raus -, wie riesig der Half Dome da oben vor einem auftaucht. Wahnsinn. Die ganzen Leute um einen herum ignorierend ist das einfach einer der schönsten Orte überhaupt.


Der Name des Panorama Trails ist Programm


Nach ein paar Minuten haben wir den Trubel hinter uns, denn wir wandern zum Illilouette Fall. Auf den bin ich erst in Vorbereitung dieser Reise auf der sehr ergiebigen Website yosemitehikes.com gestoßen. Er versteckt sich etwas und ist daher nicht so bekannt wie die benachbarten Vernal und Nevada Falls, aber mit 110 Metern doch auch beeindruckend hoch. Vom Glacier Point führt der Panorama Trail auf zwei Meilen Länge 420 Höhenmeter hinunter zum Wasserfall - und der Trail trägt seinen Namen absolut zu recht, hat man von ihm doch herrliche Ausblicke auf eben die beiden anderen Fälle und auf die Rückseite des Half Dome.


Panorama Trail
Illilouette Falls
Illilouette Falls

Zunächst geht es ganz gemütlich durch den Wald, dann auf ziemlich steilem Pfad einen Hang hinunter, dessen Wald wohl schon vor einer ganzen Weile einem Feuer zum Opfer gefallen ist und auf dem daher überwiegend Buschwerk wächst. Die Sonne knallt hier unbarmherzig nieder, die uns entgegenkommenden Wanderer sind ganz schön am Schwitzen. Eine Frau erzählt, dass sie ein kleines Stück weiter einen Braunbären auf dem Weg angetroffen haben. Plötzlich läuft Conny viel schneller. Vom Bären allerdings keine Spur mehr. Dafür lernen wir ein anderes uns neues Tier kennen, das Felsengebirgshuhn - oder Sooty Grouse, wie der fachkundige Amerikaner sagt. Die Männchen sind schwer am Balzen und stolzieren mit geschwollenem Kehlsack durch den Wald. Alle paar Minuten tönt ihr kurzes "uh uh" aus dem Unterholz. Witzig.



Den Illilouette Fall bekommt man nur von unterwegs zu sehen, also verharren wir länger an einem Felsvorsprung ein paar Meter ab vom Trail, der beste Sicht bietet. Dann steigen wir den Rest des Weges zum Illilouette Creek ab, der über flache Granitflächen fließt, ehe er nach einer Brücke in den Abgrund stürzt und sich weiter unten im Tal mit dem Merced River vereint. Ein Gegenanstieg auf der anderen Seite führt noch zu einem schönen Panoramapunkt mit Blick auf den Half Dome - danach machen wir kehrt. Würden wir den Trail weitergehen, kämen wir am Nevada Fall raus und könnten sogar weiter ins Tal absteigen. Aber wir müssen ja wieder rauf zum Glacier Point, schließlich steht da unser Auto.


Ich helfe, wo ich kann


Auf dem Rückweg haben wir nun das Glück, dass die Sonne schon hinter dem Berg verschwunden ist, wir also im Schatten laufen können. Daher ist die ganze Angelegenheit auch nicht zu anstrengend. Binnen einer Stunde sind wir wieder oben. Unterwegs werde ich noch von einer russischen Großfamilie als Fotograf engagiert. Wenn man selbst mit einer Spiegelreflexkamera in der Hand herumläuft, wird man eh dauernd angesprochen, ob man mal eben ein Foto machen könnte. Gut, ich weiß ja auch, dass die ganzen Handyknipser garantiert immer die Füße abschneiden, um zwei Drittel des Bildes mit Himmel zu füllen. Außerdem erkläre ich einer Gruppe deutscher Jugendlicher (alle in nagelneuen Nikes und College-Pulis unterwegs) auf Nachfrage, wie lange sie ungefähr für den Weg ins Valley brauchen werden. Meine Einschätzung deckt sich mit ihrer, insofern passt das.


Noch ein paar Fotos vom Glacier Point gemacht - das Licht ist jetzt nicht mehr so gut wie heute Mittag, da die Luft etwas diesig geworden ist - und wir machen uns selbst auf ins Tal. Dabei kommen wir am Tunnel View Point vorbei, an dem nun zum Sonnenuntergang ein ganz schöner Auflauf herrscht und jede Menge Stative aufgereiht sind. Ist aber auch schön hier. Immer wieder.


Die Cedar Lodge darf uns beherbergen


Ein Zimmer haben wir in der Cedar Lodge gebucht, die direkt am Highway 140 in El Portal liegen soll. Zunächst kommen wir an der Yosemite View Lodge vorbei, deren Anlage uns viel größer vorkommt als damals, wo wir hier übernachtet haben. Ist aber halt auch schon elf Jahre her. Danach kommt hotelmäßig entlang der Straße lange nichts, so dass ich schon meine Zweifel bekomme, ob wir nicht dran vorbeigefahren sind. Ein Stopp im Lebensmittelladen bringt Aufklärung: Die Cedar Lodge ist noch ein paar Meilen die Straße runter. Neun Meilen vom Parkeingang entfernt, um genau zu sein. Hätte ich nicht gedacht.


Für den stolzen Preis ist die Ausstattung des Zimmers ziemlich einfach, enthält aber alles, was man so braucht. Parken kann man direkt vor der Tür, was mit dem vollen Kofferraum sehr bequem ist. Nach einer Dusche gehen wir zum Abendessen in den Diner der Hotelanlage. Es gibt einen Burger für Conny, Chicken Wings für mich. Gar nicht schlecht.


Gefahren: 135 Meilen / 217 Kilometer

Hotel: Cedar Lodge, El Portal - 165 USD via booking.com


Nützliche Links:

Play Fresno - das geht in und um Fresno

Yosemite National Park - Website des National Park Service

Visit California - Spotlight Yosemite National Park

Yosemite Hikes - The best places to take your feet in Yosemite