2013 California Day 9
Auf der 180 in den Kings Canyon

Fr, May 10, 2013

TRAUMWETTER IM KINGS CANYON

Beim Aufstehen blinzelt die Sonne in unser Zimmer. Das muss noch nichts heißen, das hat sie gestern auch getan und sich dann schnell wieder verabschiedet. Aber heute ist ringsum wirklich nichts als blauer Himmel. Gefällt uns. Frühstück gibt es nochmal vom Buffet im Restaurant der Wuksachi Lodge, dann beladen wir unseren Jeep und fahren in den nächsten Nationalpark: Kings Canyon.


General Grant, Kings Canyon

Die beiden Parks gehen nicht direkt ineinander über. Dazwischen führt die 198 durch ein Stück Sequoia National Forest. Verfahren kann man sich aber nicht, es gibt nur diese eine Straße. Im Kings Canyon Nationalpark endet die an der 180, die links nach Fresno, rechts weiter in den Canyon führt.


Wir halten im Grant Grove. Auch der Kings Canyon hat seine Sequoia, darunter mit General Grant den drittgrößten Baum der Welt, der auch als "National Christmas Tree" bekannt ist. Wozu auch immer man einen Nationalweihnachtsbaum braucht...


Die Bäume sind jedenfalls der Grund dafür, dass Kings Canyon nach Yellowstone und Sequoia 1890 der dritte Nationalpark der USA wurde. Wobei er damals noch "General Grant National Park" hieß. Erst 1940 wurde das riesige Gebiet östlich der Sequoia-Haine mit den tiefen, von Gletschern geschaffenen Tälern und den über 4.000 Meter hohen Gipfeln der Sierra Crest dem Nationalpark zugeschlagen.


Der Kings Canyon selbst, von John Muir schon in den 1870ern mit dem Yosemite Valley verglichen, wurde sogar erst in den 60er Jahren endgültig dem Nationalpark angeschlossen - und damit der Bau eines Staudamms verhindert. Es war ein lichter Moment in der Geschichte des amerikanischen Kongresses.


Durch den Nationalpark führt eine Traumstraße - die 180


Die 180 ist die einzige Straße in den Kings Canyon und zieht sich über 30 Meilen vom Grant Grove bis zum Cedar Grove, wo es Campingplätze und ein Visitor Center gibt. Die Fahrt da hin ist spektakulär mit tollen Ausblicken auf schneebedeckte Gipfel und in tief eingeschnittene Canyons, sicher eine der schönsten Strecken, die wir je gefahren sind. Unten im Tal führt sie am wilden südlichen Arm des Kings River entlang, in dem gigantische Felsbrocken als Beweis für die gletscherne Vergangenheit liegen. Einen ersten kurzen Stopp legen wir an den Grizzly Falls ein, die aus 25 Metern Höhe unweit der Straße zu Tal donnern. Wo das breiter wird, dehnt sich eine große Wiese aus, Zumwalt Meadow. Hier parken wir.


Kings River
Kings River
Kings River
Kings River
Roaring River Falls
Roaring River Falls
Roaring River Falls
Kings River
Grizzly Falls

Wir könnten nun acht Meilen auf dem Mist Falls Trail wandern. Da wir aber heute auch noch eine längere Strecke zu fahren haben, entscheiden wir uns für die kürzere Tour zu den Roaring River Falls. Der Weg führt fast ohne Steigung am glasklaren Kings River entlang und ist sehr angenehm zu gehen. Ein bisschen kommen wir dabei sogar ins Schwitzen, das Klima hier ist ein ganz anderes als oben in den Sequoia-Wäldern, dazu scheint die Sonne von einem tiefblauen Himmel.


Ein Wasserfall für Fußfaule


Nach ungefähr 45 Minuten haben wir die Roaring River Falls erreicht. So langsam müssten uns die ja schon langweilen, aber von Wasserfällen kann man auch einfach nicht genug kriegen. Und jeder ist anders. Conny will sich diesen hier auch noch von oben anschauen und klettert mal eben den benachbarten Abhang rauf. Bringt aber nicht viel, man sieht halt einen Bach anfließen. Unten an den Fällen ist derweil ganz schön Betrieb. Es lässt sich nämlich auch ganz in der Nähe parken, dann muss man nur ein paar Meter auf einem asphaltierten Weg zurücklegen.


Wir müssen uns unseren schönen Wanderweg nur mit ganz wenigen anderen Menschen und einigen blau schillernden Eidechsen teilen. Am Ende drehen wir noch die Runde um die Zumwalt Meadow. Traumhafter Panoramablick. Das hier ist echt eine ganz tolle Ecke - die wir schließlich auf der 180 wieder verlassen. Über uns türmen sich einige Gewitterwolken auf und bald platschen die ersten dicken Tropfen auf die Frontscheibe. Da haben wir ja Glück gehabt.


Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park
Kings Canyon National Park

Nächste Station: Fresno


In steiler Abfahrt rollen wir vom Parkausgang hinunter in das Central Valley. Gas geben muss ich dabei fast gar nicht. Die Landschaft wechselt in umgekehrter Reihenfolge zu vorgestern: Berge, Hügel, Obst und Gemüse. Und plötzlich wird aus der Landstraße eine Autobahn und wir sind in Fresno, einer Stadt mit einer halben Million (!) Einwohnern mitten im Nirgendwo. Fast 30°C hat's hier unten. Der Reiseführer hat zu Fresno die Info, dass es die "Rosinenhauptstadt der Welt" ist. Mehr muss man anscheinend nicht wissen.


Das Comfort Suites ist schnell gefunden und steht praktischerweise direkt an der 41, der wir morgen zurück in die Berge folgen werden. Auf den Schildern ist schon "Yosemite" angeschrieben. Das Hotel ist ein wenig seltsam. Irgendwie scheinen sie grad am Renovieren zu sein. Hinter der Rezeption eine Sperrholzwand, mit Tesafilm angeklebte Zimmernummern und die Flure ziemlich schmutzig. Das uns zugewiesene Zimmer geben wir auch direkt wieder zurück, die Toilette funktioniert nicht. Im zweiten ist dann alles in Ordnung. Immerhin ist der ältere Herr an der Rezeption sehr nett und erzählt uns von seiner Zeit bei der Army in Landstuhl. In den späten 60ern hat er da im Militärkrankenhaus gearbeitet - und natürlich würde er so gerne mal wieder nach Deutschländ zurückkommen...


Seafood for Dinner


Wir müssen ganz dringend Wäsche waschen, dann fahren wir zu Red Lobster. Einmal im Urlaub braucht Conny ihre Ration Coconut Shrimps mit Pina Colada Dip und ich bin für Seafood ja eh immer zu haben. Freitagabend ist das Restaurant natürlich proppevoll, die angekündigten 25 Minuten Wartezeit auf einen Tisch sind aber schon nach 10 Minuten rum. Wir kommen dabei nicht umhin, zwei deutschen Pärchen bei der Reiseplanung zuzuhören. Wenn ich das Wort "Tschoesemait" höre, stellen sich mir immer die Nackenhaare auf. Ich ignoriere den in mir aufkommenden Klugscheißer-Impuls. Morgen werden sie ja eh lernen, wie sich "Yosemite" richtig ausspricht. Wir hauen uns die Bäuche voll und nach einem Stopp an einer CVS auf dem Rückweg noch die zweite Ladung Wäsche in die Maschine.


Gefahren: 163 Meilen / 262 Kilometer

Hotel: Comfort Suites Fresno - 88 USD via Priceline


Nützliche Links:

A Land of Giants - Website des National Park Service

Visit California - Spotlight Sequoia und Kings Canyon

Visit Sequoia - Tipps zum Wandern

Scenic Drives - die schönsten Fahrstrecken der Gegend

Monumental Trees - über die größten Bäume der Welt

Redwood Hikes - alle Wanderungen unter Bäumen auf einer Seite

Play Fresno - das geht in und um Fresno