2013 California Day 6
See-Elefanten am Piedras Blancas

Di, May 7, 2013

SONNENBAD DER SEE-ELEFANTEN

Wir sind des Wanderns mittlerweile zwar doch etwas müde, den ein oder anderen Trail im südlichen Teil von Big Sur wollen wir auf dem Weg zum nächsten Etappenziel San Simeon aber noch erlaufen. Und natürlich schauen wir bei den See-Elefanten am Strand von Piedras Blancas vorbei.


Im Big Sur River Inn zu übernachten, hat sich allein schon wegen des guten Restaurants gelohnt. So genießen wir heute Morgen noch einmal die superleckeren Bratkartoffeln zum Frühstück, ehe wir unseren Krempel ins Auto packen und uns gen Süden aufmachen. 


California 1
California 1
California 1
California 1

Bald geben die Wolken die ersten Lücken blauen Himmels frei, in einigen Buchten funkelt der Pazifik schon wieder türkisblau.


An der Baustelle vor dem Limekiln State Park stehen wir - wie gestern so auch heute - etwas länger im Stau, kurz danach kommt links der Abzweig zur Nascimiento-Ferguson Road. Die führt vom Pacific Coast Highway über die Santa Lucia Range und letztlich zur 101, also zum Freeway. Ich meine, vorletztes Jahr wurde die Straße als Umleitung genutzt, als die 1 wegen eines Erdrutschs an der Stelle, wo nun in besagter Baustelle eine Art Lawinenschutz errichtet wird, gesperrt war. Man sollte sich vor einer Kalifornienreise unbedingt über mögliche Sperrungen dieser immer wieder von Steinschlägen und Waldbränden betroffenen Straße informieren.


Wir verlaufen uns im Wald


Nach ein paar Kurven parken wir am Trailhead des Mill Creek. Der Wanderweg ist nicht ausgeschildert, gehört zu keinem State Park und wird also auch nicht unterhalten, ist aber zumindest am Anfang gut zu finden. Es geht zunächst an Wiesen und unter Eichen entlang, dann hinunter an den Wildbach und damit wieder mitten hinein in die Redwoods. Eigentlich soll der Weg einfach nur dem Mill Creek folgen, aber bei erstbester Gelegenheit verlieren wir den Trampelpfad aus den Augen und folgen aus Versehen einem kleineren Zulauf, dem Lion Creek. Das stellt sich aber als Glücksfall heraus, als wir nämlich nach recht mühsamer Kletterei über Felsen und umgefallene Baumstämme - bei der Conny natürlich wie immer, wenn das Gelände schwierig wird, eifrig vorangeht - am Ende des Canyons vor einem tollen Wasserfall stehen. Manchmal sind Zufallsfunde das Beste!


Der eigentliche Mill Creek Trail, den wir dann doch noch entdecken, entpuppt sich als gar nicht sooo spannend. Gut, es gibt natürlich hohe Bäume und einen Bach und so weiter, aber auch kein richtiges Ziel, das zu erreichen sich lohnt. Insgesamt aber eine ganz schöne Wanderung, die uns so ungefähr eineinhalb Stunden beschäftigt hat.


Ein Strandbesuch verschafft Abkühlung


Der Aussicht wegen folgen wir der Nascimiento-Ferguson Road noch ein bisschen bergauf und schauen von oben in den Mill Creek Canyon und die Küste rauf und runter. In der Nähe der Spitze der Bergkette machen wir dann aber kehrt und fahren zurück zum Highway 1, der bald die Wälder hinter sich lässt und den Klippen über dem Ozean wieder näher kommt. Wo die sich zu einer breiten Wiese weiten, halten wir auf dem Seitenstreifen: Pacific Valley ist erreicht. Hier führt ein schmaler Weg zu versteckten Stränden - nichts wie hin. Bei dem fast schon heißen Wetter die Füße im Pazifik abzukühlen, kommt jetzt genau richtig.


Eigentlich hätten wir auch gerne noch den Sand Dollar Beach besucht, aber ein Copy & Paste-Fehler auf meinem Ausdruck verhindert, dass wir den überhaupt finden. Dabei wäre das "Sand Dollar Beach"-Schild am Straßenrand ein hinreichender Hinweis auf die Location gewesen. Irgendwie haben wir da aber nur den Campingplatz wahrgenommen, der so gar nicht zu unserer Vorstellung eines einsamen Strandes passte. Na ja. Nicht dramatisch.


Hochbetrieb in der Kolonie der See-Elefanten


Unser Ziel heute ist San Simeon. Das kennt man wegen des protzigen Schlosses, das sich der Zeitungsmagnat William Randolph Hearst in den 1920er Jahren in die Hügel oberhalb des kleinen Orts hat setzen lassen. Und fast schon ebenso bekannt ist die Kolonie von See-Elefanten, die sich dort seit 1990 ausgebreitet hat und inzwischen wohl auf 15.000 Tiere angewachsen ist. Wir waren 2002 schon einmal hier und sind völlig baff, wie viele Elephant Seals nun am Strand liegen. Hunderte Meter Leiber an Leiber. El Arenal im Juli dagegen ist pure Einsamkeit.


Die Meeressäuger machen einen ziemlich gechillten Eindruck und liegen faul und zufrieden in der Sonne. Ab und an wird mal eine frische Ladung Sand auf den Rücken geworfen und ein unruhiger Nachbar angemeckert, aber da die großen Männchen zu dieser Jahreszeit draußen im Meer unterwegs sind, um sich eine noch fettere Speckschicht anzufressen, ist der Rest des Rudels recht entspannt. Wenn's ums Ganze (sprich: um Sex) geht, liefern sich See-Elefanten ja durchaus blutige Scharmützel.


Der Anzahl der Tiere entsprechend ist auch der Parkplatz für die menschlichen Besucher enorm erweitert worden. Man könnte glatt meinen, nebenan würde noch ein Wal-Mart gebaut werden. Wir haben trotz des Rummels aber unseren Spaß beim Beobachten der Tiere.


Zum Sonnenuntergang in San Simeon


So gegen 18 Uhr erreichen wir unser Hotel, das Sea Breeze Inn. Es ist das günstigste auf dieser Reise, denn für eine Nacht hier haben wir keine großen Ansprüche. Für 55 Dollar bekommt man ein großes, sauberes Zimmer mit Kingsize Bett und Meeresrauschen frei Haus. Nur das Internet funzt wirklich so gar nicht.


Abendessen genehmigen wir uns im Restaurant des Best Western ein paar Meter weiter. Nicht gerade zeitgemäß möbliert, aber das Essen schmeckt ganz gut und groß Auswahl hat man in dem Kaff eh nicht.


Direkt vor dem Hotel ist der Strand von San Simeon, der sich allerdings als sehr felsig und vor allem verseucht mit Sandfliegen herausstellt. Die Viecher sind eine echte Plage, ihre Stiche jucken sofort. Kein Ort, um in Ruhe der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Also setzen wir uns nochmal ins Auto und fahren zu einem schönen Küstenabschnitt, der mir vorhin bei der Anfahrt ins Auge gefallen war. Hier gibt es den erhofften Bilderbuchsonnenuntergang.


California Sunset
California Sunset
California Sunset

Was geht's uns gut...


Ich mache die Bekanntschaft eines Herrn aus Pennsylvania, der natürlich deutsche Wurzeln hat, weil aus einer amishen Familie stammend, und so noch ein paar Brocken des lustigen Pennsylvania-German drauf hat. Jedenfalls freut er sich, das erste Mal in seinem Leben am Pazifik zu stehen. Zuvor war er heute schon im Sequoia Nationalpark, hat den größten Baum seines Lebens gesehen, gestern im Yosemite den höchsten Wasserfall und dazu noch irgendwo die größte Goldmine. Morgen will er Hearst Castle besuchen, dann nach San Francisco. Mir wird fast schwindlig allein vom Zuhören. Dabei wird mir aber mal wieder bewusst, wie gut es uns doch geht, dass wir ausgiebig reisen können und wie viele der Wunder dieses großen Landes wir schon gesehen haben, wenn dieser Amerikaner erst gegen Ende seines Berufslebens dazu kommt, mal ein paar Tage für den Besuch von wenigen Sehenswürdigkeiten des Westens zu erübrigen. In diesem Sinne: Morgen geht die Reise weiter!


Gefahren: 78 Meilen / 126 Kilometer

Hotel: Sea Breeze Inn, San Simeon - 55 USD via booking.com


Nützliche Links:

Hiking in Big Sur - die Seite ist ein Muss für Wanderer

Visit California - Tipps für die Central Coast

Big Sur Chamber of Commerce - umfassendes Unterkunftsverzeichnis

Visit San Simeon - Besucherinfos zu San Simeon

Ein Schlossherr jagt nach Sensationen - ZEIT-Artikel über William Randolph Hearst

Friends of the Elephant Seals - alles über das Leben der See-Elefanten von Piedras Blancas