2013 California Day 2
Cannery Row

Fr, May 3, 2013

A POEM, A STINK, A GRATING NOISE

Eine Küstenwanderung im Andrew Molera State Park, ein Bummel durch Monterey, die Fahrt über den 17-Mile-Drive und ein traumhafter Sonnenuntergang am Strand von Carmel - schöner kann ein erster Urlaubstag in Kalifornien gar nicht sein.


Um 2 Uhr bin ich das erste Mal, um 4 Uhr dann endgültig wach. Hallo, Jetlag! Conny dagegen schläft noch ein paar Stündchen den Schlaf der Gerechten. Gegen 7 Uhr sind wir aber beide startklar. Das im Comfort Inn ab jetzt angebotene Frühstück lassen wir sausen. Wir sind keine großen Fans dieses Pappessens, das in amerikanischen Hotels morgens aufs Buffet gestellt wird.


Stattdessen halten wir in Carmel am rund um die Uhr geöffneten Safeway Supermarkt, erstehen frische Donuts und leckere Mandel-Croissants und einen Kaffee respektive Chai Tee bei Starbucks. Außerdem wird die Kühlbox mit Diet Dr. Pepper gefüllt - ein Muss, wenn wir in den USA unterwegs sind.


Weiter geht die die Fahrt auf dem Highway 1, im Abschnitt südlich von Carmel bekanntlich eine absolute Traumstraße, die uns mit ihren Ausblicken sofort wieder begeistert. So früh am Morgen sind außer uns vor allem Fahrradfahrer on the road, da muss man ein bisschen aufpassen, denn die nächste Kurve ist nicht immer einsehbar.


Big Sur
Big Sur
Big Sur

Kleinod an der Küste: der Andrew Molera State Park


Nach 20 Meilen erreichen wir die Einfahrt zum Andrew Molera State Park. Das Kassenhäuschen am Parkplatz ist nicht besetzt, die Gebühr von 10 Dollar ist in einen Umschlag zu stecken. Leider haben wir keine passenden Scheine, aber das neben uns haltende Paar kann wechseln. Dafür bekommen sie von mir die Information, dass es weiter südlich am Highway 1 einen General Store gibt. Das Leben ist ein einziges Geben und Nehmen.


Wer war Andrew Molera, dessen Namen der Park trägt? Ein Spross der Cooper-Molera-Familie, die in dieser abgelegenen Ecke von Big Sur einst eine Farm betrieb. Er soll in den 1920er Jahren den Artischocken-Anbau in Kalifornien populär gemacht haben. Als seine Schwester Frances das Land dem Staat Kalifornien schenkte, erbat sie sich, den dort einzurichtenden Park nach dem Bruder zu benennen. Zum Erbe der Familie gehört auch die Cooper Cabin, die Anfang der 1860er von Frances' und Andrews Großvater, einem Pelzhändler, errichtet wurde und das älteste Gebäude der ganzen Gegend ist.



Mit dem Loop Trail haben wir uns eine ordentlich lange Wanderung von knapp neun Meilen vorgenommen. Laut Beschreibung sind dabei etwa 360 Höhenmeter zu überwinden, was auf dem Papier erstmal nicht sehr bedrohlich klingt. Theorie und Realität sind ja allerdings oft zwei verschiedene Paar Schuhe.


Direkt am Parkplatz müssten wir eigentlich den Big Sur River mittels einer Brücke überqueren. Die ist um die Jahreszeit allerdings wegen einer nun hier wohl durchziehenden seltenen Forellenart nicht am Platz. Ich frage mich ja, was das für Fische sind, dass die nicht unter einer Brücke durchschwimmen können. Jedenfalls müssen wir deshalb einen kleinen Umweg über den Campingplatz Richtung Strand nehmen, wo der Fluss flacher und leicht zu durchwaten sein soll. Dem ist natürlich nicht so. Also doch Schuhe aus und durch das knietiefe Wasser. Da können wir auch gleich mal checken, ob der Pazifik wirklich so eiskalt ist, wie es immer heißt... Er ist.


Vom Strand aus folgen wir dem Bluff Trail, der zwischen niedrigen Sträuchern über den Klippen nach Südosten führt. Die Sonne haben wir jetzt genau im Gesicht, die Aussicht auf's Meer ist dafür großartig. Richtig anstrengend wird dann der Aufstieg in Serpentinen zum höchsten Punkt der Wanderung. Noch immer verläuft der Weg in der prallen Sonne. Um so angenehmer ist der Ridge Trail zurück nach unten, der durch einen Wald mit Eichen und Redwoods führt.


Statt diesem Weg komplett zurück zum Strand zu folgen, biegen wir am Hidden Trail nach rechts ab und steigen den steilen Pfad ab zum Big Sur River. Dabei genießen wir die tolle Aussicht auf die Kette der Santa Lucia Mountains jenseits des Tals. Schließlich geht es nach einer großen Wiese wieder durch den Fluss (eine sehr willkommene Erfrischung jetzt), dann haben wir den Parkplatz und das Auto mit dem eiskalten Dr. Pepper in der Kühlbox erreicht. Top Hike!


Von der Natur in die Stadt


Nun brauchen wir ganz dringend eine Dusche und entscheiden uns danach für ein sehr frühes Abendessen in der California Pizza Kitchen im Del Monte Shopping Center gegenüber vom Hotel. Hier haben wir beim letzten Aufenthalt in Monterey schon einmal gegessen. Pizza und Pasta schmecken wieder sehr gut. Frisch gestärkt machen wir uns an die weitere Erkundung der Monterey Peninsula.


Andrew Molera State Park
Andrew Molera State Park
Andrew Molera State Park
Andrew Molera State Park
California Pizza Kitchen
California Pizza Kitchen

Erster Stopp: Fisherman's Wharf. Wo seit 1870 Passagierschiffe anlegten, Fischerboote entladen und alle möglichen Waren umgeschlagen wurden, reihen sich heute Souvenirläden und Restaurants aneinander, lassen es sich Pelikane, Otter und Seelöwen im Hafen gutgehen. Sehenswert ist auch das historische Custom House, das älteste Regierungsgebäude Kaliforniens. Das wurde sogar schon von Mexiko genutzt, ehe am 7. Juli 1846 genau hier Kommodore John Drake Sloat die amerikanische Flagge hisste und Kalifornien von nun an zu den Vereinigten Staaten gehörend erklärte. Basta. Es dauerte dann aber noch über vier Jahre, ehe die in der Zwischenzeit unabhängige Republik in die USA aufgenommen wurde.


Steinbeck setzte Monterey ein ewiges Denkmal


Der nächste Halt ist Cannery Row. Auch hier Läden, Kneipen und Restaurants, dazu die teuersten Hotels der Stadt und das Monterey Bay Aquarium. Unsterblich wurde die Straße durch ein Buch und konsequenterweise gleich nach dem Titel benannt. John Steinbeck schrieb 1945: "Cannery Row in Monterey in California is a poem, a stink, a grating noise, a quality of light, a tone, a habit, a nostalgia, a dream" - "ist ein Gestank und ein Gedicht, ein Knirschen und Knarren, ein Leuchten und Tönen, ist eine schlechte Angewohnheit, ein Traum."


Als in den 50er Jahren die Sardinenbestände komplett in Dosen gelandet waren, brach die Fischindustrie zusammen. Die von Steinbeck beschriebenen Konservenfabriken wurden geschlossen, die letzte 1973. Aber gut für die Touristen heute, sonst würde es hier wahrscheinlich ganz schön stinken. Toll jedenfalls, was aus den alten Gebäuden gemacht wurde. Uns gefällt das Flair der Cannery Row immer sehr gut.


Cannery Row Monterey
Cannery Row Monterey
Cannery Row Monterey
Cannery Row Monterey
Cannery Row Monterey

17 Meilen California Dreaming


Dem Uferverlauf folgend kommen wir nach Pacific Grove, wo sich zwischen dem Meer und den hübschen Holzhäusern eine Parkanlage voller Blütenteppiche an die nächste reiht. Wunderschön hier. Nach dem Leuchtturm am Point Pinos erreichen wir die Einfahrt zum 17-Mile Drive. Hier ist ein Obolus von 6,50 Dollar zu entrichten, denn der Drive ist eine Privatstraße durch eine Gated Community mit prächtigen Anwesen und einem der berühmtesten Golfplätze der Welt: Pebble Beach.


Noch berühmter als der Golfplatz dürfte ein Baum sein, an dem man auf dem 17-Mile Drive vorbeikommt, die Lone Cypress. Das sturmerprobte Gewächs der Gattung Cupressus Macrocarpa, die nur hier in der Gegend vorkommt, präsentiert sich bei unserem Besuch in schönstem Postkartenlicht. Kurz darauf ist Carmel erreicht, den meisten dadurch bekannt, dass Clint Eastwood mal Bürgermeister war, uns aber vor allem deshalb ein besonderer Ort, weil wir hier 2006 geheiratet haben. Wir suchen nach dem Platz in den Dünen, wo damals die kleine Zeremonie stattfand, die Stelle scheint aber mittlerweile zugewuchert zu sein.


Carmel by the Beach


Seine Krone bekommt der Tag von einem traumhaften Sonnenuntergang am Strand von Carmel aufgesetzt. Tag zwei dieser Reise hätte kaum schöner sein können. Wir lassen ihn mit einigen Gläsern Wein ausklingen.


Gefahren: 76 Meilen / 122 Kilometer

Hotel: Comfort Inn Monterey by the Sea - 85 USD via Expedia


Nützliche Links:

Hiking in Big Sur - die Seite ist ein Muss für Wanderer

See Monterey - schicke Website des Monterey Besucherzentrums

Visit California - Tipps für die Central Coast

Monterey Peninsula Toy Box - unfassbar umfangreiche private Website zu Monterey und Umgebung

John Steinbeck's Legacy - auf den Spuren des Schriftstellers über die Halbinsel

TripAdvisor Forum - Antworten auf alle Fragen zu Monterey