Sa, 5. Oktober 2024
Unser Wochenende in Pittsburgh habe ich nicht ganz so minutiös durchgeplant wie die letzten Tage in Chicago. Wir haben schon beim letzten Besuch einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen der Stadt abgeklappert. Am Ende drehen wir dann aber doch eine große Runde durch die Innenstadt – mit dem Fahrrad.
Weil wir die Stadtteile jenseits des Allegheny River noch nicht kennen, hatte ich uns für eine geführte Bike Tour durch die Nachbarschaften der North Side angemeldet, angepriesen als “our most insider tour” im Angebot von Bike the Burgh. Leider wurde auch diese Tour vor ein paar Tagen abgesagt. Ein bisschen zähneknirschend stimmte ich einer Umbuchung auf die “Beauty of the Burgh Tour” zu, die eher nach Pittsburgh für Anfänger klang, andererseits uns sicher auch einige neue Einblicke verschaffen würde. Die findet normalerweise vormittags statt, ist nun aber für 15 Uhr angesetzt. Wir haben also noch den halben Tag zur freien Verfügung.
Heißer Tipp zum Frühstücken
Was bietet sich da Besseres an, als ein ausgiebiges Frühstück in netter Begleitung? Wir haben uns mit Kristen und Jim in einem Café verabredet. Das ziemlich angesagte The Nook ist nur einen kurzen Spaziergang von unserem Airbnb entfernt. Der Schwiegersohn, den wir gestern Abend kennengelernt haben, arbeitet dort und hat versprochen, einen Tisch klarzumachen. Seine Kollegin gesteht aber, dass er erst vor einer Viertelstunde Bescheid gegeben hat, wir müssten uns also noch etwas gedulden. Da sich unsere Freunde eh verspäten, passt das Timing dann aber doch.
Und das Warten lohnt sich. Eggs Benedict auf Waffeln hatte ich noch nie, die Kombi funktioniert aber sehr gut. Mal wieder mehr als satt, geben wir erst nach eineinhalb Stunden unseren Tisch frei. Zeit für eine Siesta.
Wir vertrauen weiter dem ÖPNV
Gegen zwei wecke ich Conny. Per Bus geht es nach Downtown. Mit der Ready2Ride App ist das Busfahren in Pittsburgh ganz easy. Das einfache Ticket kostet 2,75 Dollar und ist für drei Stunden gültig, die Tageskarte gibt es für 7 Dollar aufs Handy. Beim Einsteigen hält man den angezeigten QR-Code vor einen Scanner. Knapp 20 Minuten dauert die Fahrt in die Innenstadt. Das Büro von Bike the Burgh ist in der Nähe von Bahnhof und Convention Center, also denkbar zentral gelegen.
Wir sind dann eine ziemlich große Gruppe von um die 15 Personen. Normalerweise wäre er so mit vier, fünf Leuten unterwegs, meint der Guide. Aber an Football-Wochenenden ist einfach alles anders in Pittsburgh. Tatsächlich haben die meisten Mitradelnden Tickets für das Spiel morgen.
Von Mellon, Heinz und Carnegie
Die nächsten drei Stunden geht es kreuz und quer durch die Stadt. Vom Mellon Square, um den herum sich die Hochhäuser fast aller Unternehmen gruppieren, die in Pittsburgh Rang und Namen haben oder hatten, in den Strip District mit seinen umgebauten Lagerhallen, über den Allegheny River zur ehemaligen Fabrik, in der die H.J. Heinz Company bis Ende des 20. Jahrhunderts Ketchup, Soßen und Konserven produzierte.
Hinter dem Baseballstadion der Pittsburgh Pirates radeln wir dann zurück über den Fluss in den Point State Park. An der Spitze der Landzunge, auf der die Innenstadt liegt, vereinen sich der Allegheny und der Monongahela zum Ohio River, eine der wichtigsten Wasserstraßen Nordamerikas. 1754 hatte Frankreich genau hier Fort Duquesne gebaut, um seinen Besitzanspruch auf die Zuflüsse des Mississippi zu unterstreichen. Pflastersteine auf dem Rasen markieren die Umrisse der Festung.
Im Siebenjährigen Krieg, der in Amerika “French and Indian War” hieß, eroberten die Briten das Gebiet und bauten gleich neben die von den Franzosen aufgegebene Bastion das Fort Pitt, das zur Keimzelle der Stadt Pittsburgh werden sollte. Nachdem die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit erkämpft hatten, wurde das Fort 1792 abgerissen – bis auf ein Gebäude: das Fort Pitt Block House. Das war 1764 als Schanze errichtet worden, mittlerweile aber in Privatbesitz und bewohnt. Also blieb es stehen und stehen und stehen und steht da bis heute als ältestes Gebäude von West-Pennsylvania. Gleich gegenüber lässt sich im Fort Pitt Museum die ganze Geschichte der Kriege nachlesen.
In der Innenstadt ist kein Durchkommen
Wir fahren weiter in die Stadtmitte. Rund um den Market Square ist der Teufel los. Oktoberfest. Kein Witz! Unser Guide ist etwas verzweifelt, weil kaum ein Durchkommen ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzusteigen und die Räder ein Stückchen zu schieben. Ansonsten muss man aber sagen, dass sich vom Netz der Radwege in Pittsburgh so manche deutsche Großstadt etwas abschauen könnte. Looking at you, Mainz!
Kurz nach 18 Uhr kommen wir wohlbehalten am Ausgangspunkt in der Penn Avenue an. Das waren kurzweilige drei Stunden.
Die Geschäftsführerin von Bike the Burgh entschuldigt sich nochmal bei mir für die Absage der von uns favorisierten Tour.
Sie bietet sogar an, dass wir morgen einfach vorbeikommen und uns kostenlos Räder ausleihen könnten, wenn wir die North Side auf eigene Faust erkunden wollen. Das werden wir wahrscheinlich sogar tun, aber wohl eher zu Fuß.
Feierabend bei Burger und Bier
Nun haben wir Hunger und Bock auf Burger. Die gibt es grad die Straße runter in August Henry’s Burger Bar. Hier ist am frühen Abend noch nicht so viel los, so dass wir gar nicht auf einen Tisch und auch nicht lange auf die Burger warten müssen. Sehr lecker!
Der nächste Bus bringt uns dann nicht ganz bis vor die Haustür, wir müssen noch einen kleinen Verdauungsspaziergang die Butler Street hinauf einlegen. Die Restaurants und Kneipen hier sind alle gut besucht. Wir beschließen, auch noch etwas trinken zu gehen. The Abbey ist eine originelle Bar in einem ehemaligen Bestattungsinstitut.
Wir amüsieren uns über die Bedienung, die mit “awesome” reagiert, als wir ihre Frage verneinen, ob wir auch etwas essen wollen. Conny hört einen ironischen Unterton heraus, ich glaube dagegen, dass sie tatsächlich froh ist, dass wir ihr nicht viel Arbeit machen. Sie scheint zwischen drei Räumen hin und her zu rennen. Vielleicht antwortet sie aber auch einfach auf alles mit “awesome” – wie es in Amerika halt so üblich ist.
Unterkunft: Airbnb Steps from Butler St, Lawrenceville - 146 EUR
Nützliche Links:
Visit Pittsburgh - die offizielle Tourismus-Website für Pittsburgh
Discover the Burgh - the best Things to Do in Pittsburgh
Lonely Planet - laut LP ist Pittsburgh eine der "Best Destinations to Travel in 2025"
TripAdvisor Forum - hier bekommt man alle Fragen beantwortet