2022 New England Day 8
Sonnenuntergang am Smuggler's Cove Oceanfront Inn

Mo, 10. Oktober 2022

TRÜBER FEIERTAG

Mein Geburtstag ist auch in den USA dieses Jahr ein Feiertag – Columbus Day. In Maine begeht man den als Indigenous Peoples' Day, ehrt also die Ureinwohner statt den Entdecker aus Europa. Das benachbarte Kanada will da nicht nachstehen und feiert heute Thanksgiving. Leider sorgt aber das Wetter nicht gerade für Jubelstimmung. Wir paddeln trotzdem aufs Meer hinaus.


Das Frühstück kostet uns nichts, das ist im Oceanfront Inn inklusive und erinnert fast schon an europäische Verhältnisse: Es gibt richtiges Besteck und Geschirr und man sitzt auch nicht in irgendeinem düsteren Breakfast Room, sondern im Restaurant des Hotels mit schönem Blick über die Linekin Bay, den östlichen Teil der Boothbay, bis ganz rüber zum Burnt Island Light House an der Einfahrt nach Boothbay Harbor.


Leider hat sich eine graue Wolkendecke über die Küste gelegt. Das ist schade, denn wir wollen heute ein bisschen mit Kajaks paddeln gehen, und da wäre Sonne natürlich super, schon der Temperaturen wegen. Egal, wir ziehen das jetzt trotzdem durch.

 

Breakfast

Das Hotel stellt Gästen Paddelboards und Kajaks kostenlos zur Verfügung - super Service! Wir schnappen uns zwei Einer, die am Ufer liegen, Westen gibt es in einem Trailer neben dem Pool. Die Flut ist jetzt am Morgen so hoch, dass wir über den Strand und die Felsen mit dem Seegras, die bei Ebbe freiliegen, einfach hinweggleiten können. Das Meer ist glatt und ruhig, für Bewegung sorgen höchstens die nach Beute tauchenden Kormorane. Es fängt dann an zu tröpfeln, was aber nicht all zu tragisch ist, denn ein bisschen nass wird man beim Paddeln ja sowieso.


Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine

Nach einer Dreiviertelstunde haben wir die Südspitze von East Boothbay erreicht. Weit vor der Küste können wir einen Leuchtturm ausmachen. Ob wir zu dem noch hinpaddeln wollen? Ich habe keine Ahnung, wie weit das ist, kann Entfernungen auf dem Meer so schlecht einschätzen. Google Maps weiß, dass es ein guter Kilometer ist bis zur Ram Island Light Station. Wir probieren's mal.


Aus dem Meer wächst ein Turm


Es ist dann eine recht anstrengende Angelegenheit, denn hier in der Passage zwischen dem Festland und der vorgelagerten Fisherman Island zieht die Strömung ganz schön am Kajak. Es dauert aber nur 20 Minuten bis ich am Leuchtturm ankomme, der auf einem Fundament mitten im Meer steht und über einen 70 Meter langen Metallsteg mit den dazugehörigen Gebäuden auf einer kleinen Insel verbunden ist. Am Wärterhäuschen sind Handwerker zugange und reparieren die Fassade. Um den Erhalt des 1883 eingeweihten Turms kümmert sich eine gemeinnützige Organisation, der Grand Banks Schooner Museum Trust.


Für den Rückweg brauchen wir ziemlich genau eine Stunde. Mittlerweile habe ich mir an beiden Händen Blasen gerudert, Handschuhe wären ganz praktisch gewesen. Die Flut ist nun am Ablaufen, was das Anlegen am Hotel etwas einfacher macht, denn es liegt wieder ein Stück Strand frei. Also mit Schwung auf den Sand gefahren, so dass man einigermaßen trockenen Fußes aussteigen kann.


Wir fühlen uns ganz schön durchgefroren. Statt direkt unter die Dusche entscheide ich mich dafür, in den Hotelpool zu hüpfen – und bereue es sofort. Viel zu kalt! Nach einer Runde schlüpfe ich direkt wieder in den Bademantel und zurück ins Zimmer. Das verlassen wir die nächsten Stunden dann auch nicht mehr. Nach dem aktiven Vormittag haben wir uns eine Siesta mehr als verdient. Bei dem Wetter verpassen wir draußen eh nichts. Aus dem Nieselregen von vorhin ist ein ausgewachsener Schauer geworden.


Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine
Kayaking, Boothbay, Maine

Lobster Dinner


Nun gehört zu einem gelungenen Geburtstag ja immer auch ein standesgemäßes Abendessen. Conny erwähnt auffallend häufig das Ports of Italy, aber nachdem wir dort ja vorgestern erst waren und gestern Pizza hatten, muss es für mich heute nicht unbedingt schon wieder italienisch sein. Ich hätte am liebsten einen Hummer und den auch gerne in irgendeiner Butze am Wasser. Eine solche finden wir mit dem Mine Oyster Restaurant in Boothbay Harbor, von der Einrichtung her eher eine rustikale Kneipe als ein Restaurant. Aber es gibt frische Austern und Hummer und auch sonst alles, was das Meer hergibt. Die Karte ist riesig.  


Gefühlt macht der Service am späten Nachmittag gerade Pause oder hat schon völlig auf Am-Ende-der-Saison-ist-mir-alles-egal-Modus umgeschaltet. Es dauert ewig, bis wir unsere Bestellung aufgeben können. Als Appetizer probiere ich mit Parmesan und Bacon überbackene Austern. Ich mag die glibbrigen Muscheln eigentlich gar nicht, aber meine Neugier ist zu groß. Irgendwie harmoniert der Geschmack von Speck und Käse aber nicht sonderlich mit dem Aroma von Meer-ganz-unten. Dafür erfüllt der Lobster vom Grill die Erwartung. 


Überraschung!


Und dann passiert noch etwas, womit wir heute wirklich gar nicht mehr gerechnet hätten: Die Sonne kommt raus und taucht die gegenüberliegende Seite der Bucht in ein unwirklich strahlendes Orange. Das finden wir jetzt schon ein bisschen unfair.


Der leuchtende Abendhimmel bleibt uns auf der Fahrt zurück ins Hotel erhalten. Wahrscheinlich hätten wir von unserem Balkon aus einen spektakulären Sonnenuntergang erleben können. Naja, wir nehmen's als gutes Omen für die kommenden Tage.

 

Blick über die Marina von Boothbay Harbor

Unterkunft: Smuggler's Cove Oceanfront Inn, East Boothbay - 250 USD


Nützliche Links:

Visit New England - alles auf einen Blick

Visite Maine - Trip tips

More Than A Summer Place - schöner Artikel über Boothbay Harbor im Down East Magazine

Lighthouse Friends - Übersicht aller Leuchttürme Maines

New England Foliage - Wie weit ist die Laubfärbung?

TripAdvisor Maine Travel Forum - beantwortet alle Fragen