2022 New England Day 7
Pemaquid Point Lighthouse

So, 9. Oktober 2022

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Wir wechseln das Hotel, bleiben aber an der Boothbay. Vor dem Check-In auf der anderen Seite der Bucht unternehmen wir einen Abstecher zum berühmten Pemaquid Point Lighthouse. Der Tag endet dann mal wieder mit einem Brauerei-Besuch.


Bei der Reiseplanung hatte ich es für eine schlaue Idee gehalten, die vier Nächte in Boothbay zwischen zwei Unterkünften aufzuteilen: dem zentral gelegenen Mid-Town Motel und einem teureren Resort direkt am Meer. In das ziehen wir heute um. Reine Fahrzeit: 11 Minuten. Aber wir werden ein paar Umwege nehmen.

 

Den von uns an der Rezeption gelagerten Wein muss ich in eine Isolierflasche umfüllen. Das Etikett hat den Geruch des seit Tagen im gemeinschaftlich genutzten Kühlschrank vor sich hin modernden Essens angenommen. Offenbar ein Fischgericht, das unsere Vormieter aus Zimmer #3 dort vergessen haben. Jedenfalls steht die Nummer auf der Verpackungsbox.


Man sollte meinen, dass so ein Kühlschrank von den Hinterlassenschaften abgereister Gäste befreit werden würde, aber wenn nie jemand an der Rezeption arbeitet, fallen die gar nicht auf. Servicewüste USA. Im Nachhinein betrachtet, hätten wir vielleicht doch in eine komfortablere Unterkunft investieren sollen. So ganz wohlgefühlt haben wir uns nicht im Mid-Town Motel, allerdings war die Lage wirklich super. 


Unser Fiesto vor dem Mid-Town Motel

Das Wanderprogramm geht weiter


Frühstück besorgen wir uns beim gestern Nachmittag für gut befundenen Red Cup Coffehouse und fahren dann 6 Meilen nach Norden zum Parkplatz am Ovens Mouth Preserve. Hier führen mehrere Wanderwege über zwei mit einer Holzbrücke verbundene Halbinseln. Ich hatte was von 5 Meilen Wanderwegen gelesen, wenn man die nicht alle kreuz und quer abläuft, sondern "nur" die zwei Rundwege, bleibt man aber unter drei, also auch keine tagesfüllende Angelegenheit. 


Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve
Ovens Mouth Preserve

Ovens Mouth ist eine enge Passage, die vom Sheepscot und vom Back River – beides Meeresarme, die nach den in sie mündenden Flüsschen benannt sind – in ein großes Tidebecken führt. Am Rand dieser vom Meer zugänglichen aber gut geschützten Bucht entstanden schon Mitte des 18. Jahrhunderts erste Werften. Während der Amerikanischen Revolution suchten sowohl britische als auch amerikanische Schiffe hier Zuflucht.  


Auf der südlichen, der Boothbay-Seite von Ovens Mouth gibt es zwei Seitenarme. Der westliche davon war früher als "Ice House Cove" bekannt, denn wie an der gestern besuchten Lobster Cove wurde auch hier im späten 19. Jahrhundert ein Damm errichtet, um aus dem gestauten Süßwasser im Winter Eisblöcke zu schneiden. Vom Damm sind nur noch Reste übrig, Salzwiesen haben sich ausgebreitet, die nun von der Flut überspült sind.


Nach zwei Stunden sind wir durch mit der Wanderung, die schön abwechslungsreich war. Die schmalen Wege, vor allem die felsigen Wurzelpfade durch den Wald, waren voll nach unserem Geschmack und all zu viele Leute sind uns unterwegs auch nicht begegnet. 


Ausnahmezustand in Damariscotta


Weil sich der Himmel nun immer mehr der Schleierwolken entledigt, beschließen wir, einen von mir eigentlich erst für morgen geplanten Ausflug vorzuziehen und dem Leuchtturm am Pemaquid Point, dem am weitesten ins Meer ragenden Zipfel der östlichen Nachbarhalbinsel von Boothbay, einen Besuch abzustatten. Dafür muss man den Damariscotta River überqueren, was nur beim Städtchen Damariscotta geht. Dort steigt dieses Wochenende das alljährliche Pumpkinfest – und was da für ein Trubel herrscht! Menschenmassen schieben sich durch den Ort und wir stehen eine ganze Weile im Stau. Auch an der Einfahrt zum Parkplatz am Leuchtturm staut es sich. Das liegt aber nur an einem riesigen Wohnmobil, dessen Fahrer vom Schrankenwärter detaillierte Anweisungen erhält, wo er sein Gefährt abzustellen hat. Für unseren kleinen Fiesta finden wir locker Platz.


Pemaquid Point Lighthouse
Monarchfalter
Auf den Klippen
Blick von den Klippen
Miesmuscheln
Vorsicht auf den Klippen
Layers
Bell Tower
Kepper's House
Front Porch

Das Pemaquid Point Lighthouse ist eines der bekanntesten Wahrzeichen von Maine. Sogar auf einer Quarter-Münze war der Leuchtturm schon abgebildet. Ich dachte immer, er hing bei uns als Druck eines Gemäldes von Edward Hopper im Schlafzimmer an der Wand, dabei zeigt das Bild das Lighthouse at Two Lights bei Portland. Aber auch Pemaquid Point wurde von Hopper gemalt, das Werk hängt im Portland Museum of Art. Wahrscheinlich habe ich es dort gesehen.


Baujahr 1835 ist der Leuchtturm auch einer der ältesten Maines. Das Keeper's House wurde 1857 dazugestellt, man kann es als Ferienhaus mieten, wobei man dann im Sommer von morgens bis spätnachmittags den Besuchertrubel ertragen muss. Ein Fishermen's Museum und eine kleine Kunstgalerie komplettieren das Ensemble, das von der Küstenwache an die American Lighthouse Foundation verpachtet ist, die sich um die Pflege des Parks und die Betreuung der BesucherInnen kümmert. Für 3 Dollar Eintritt bekommt man also einiges geboten, wobei wir darauf verzichten, uns für die Besteigung des Turms anzustellen. Wir klettern lieber ausgiebig über die interessant geformten Klippen zu Füßen des Leuchtturms und fotografieren den aus allen möglichen Perspektiven. Nur die Hoppers festzuhalten, verpasse ich seltsamerweise.


Donuts or not Donuts


Mittlerweile ist es 14 Uhr geworden, ein bisschen knurrt der Magen. Wir überlegen, bei einer Lobster Shack in der Nähe vorbeizufahren, entscheiden dann aber, einfach nur unterwegs irgendwo Kaffee und Donuts zu holen. In Damariscotta gibt es einen Dunkin' Donuts. Wobei, das ist falsch, die Kette nennt sich jetzt nur noch Dunkin', weil sie nicht mehr ausschließlich mit den frittierten Kringeln in Verbindung gebracht werden will, sondern lieber mit Kaffee, mit dem sie eh viel mehr Umsatz macht. Aber nicht alle Filialen sind schon mit dem neuem Design ausgestattet. Was sie alle gemein haben: Man könnte überall sofort anfangen zu arbeiten. Händeringend suchen die Fastfood-Ketten nach MitarbeiterInnen. Bei den meisten reicht das Personal nur noch für den Drive-Thru, so auch hier bei Dunkin' in Damariscotta. Ist uns aber recht, wir wollten ja eh nur Proviant für die Fahrt.


Conny ist dann ganz überrascht, dass wir wieder in Boothbay rauskommen. Sie hatte nicht auf dem Schirm, dass die Unterkünfte gar nicht so weit voneinander entfernt sind, und lobt mich für das tolle Event, das ich da um den Umzug gebastelt hätte. Bin halt vom Fach. 


Zimmer mit Meerblick


Richtig aus dem Häuschen gerät Conny, als wir unser Zimmer im Oceanfront Inn an der Smuggler's Cove beziehen. Das ist aber auch traumhaft schön, vor allem im Vergleich zur letzten Station. Warum wir hier nicht gleich gebucht hätten, fragt sie nicht ganz zu Unrecht. Allein die Aussicht vom Balkon ist die 50 Dollar mehr pro Nacht allemal wert. Noch bevor wir die Koffer auspacken, nehmen wir in den Holzstühlen Platz und genießen erstmal ein Glas Wein.


Außer der vorgestern schon von uns getesteten Footbridge Brewery hat Boothbay noch eine zweite Brauerei, die Boothbay Craft Brewery. Den Namen kann man sich gut merken. Neben Bier soll es dort auch sehr gute Pizza geben. Bier und Pizza sind für mich eine Traumkombi, also nichts wie hin!


Gegrilltes Rindfleisch auf Pizza? Ja, bitte!


Die Brauerei liegt etwas außerhalb, hat einen großen Biergarten und einen eigenen Campingplatz. Hinter dem Eingang stehen wir direkt in einer Schlange. Wir brauchen einen Moment, um zu checken, wofür man hier ansteht, nämlich direkt zum Bestellen an der Bar. Also nix mit "Wait to be seated". Wir scrollen uns auf der Website durch die Speise- und Getränkekarte, als ich aber dran bin und mir die nette junge Frau hinter dem Tresen erzählt, es gäbe als Special heute eine Pizza mit Brisket, Stückchen dunkel gegrillter Rinderbrust, entscheide ich mich spontan um. Voll mein Ding! 


Conny hat in der Zwischenzeit eine Booth für uns klargemacht. Keine Viertelstunde nach der Bestellung kommen unsere Pizzas – und was soll ich sagen? Das mit dem Brisket ist einfach nur köstlich! Wir bleiben dann noch für eine weitere Runde Getränke sitzen. Und mit Getränke meine ich Bier, denn sogar Conny schmeckt das hier gebraute New England IPA. Passenderweise heißt es "Thirsty Botanist".

 

Unterkunft: Smuggler's Cove Oceanfront Inn, East Boothbay - 250 USD


Nützliche Links:

Visit New England - alles auf einen Blick

Visite Maine - Trip tips

More Than A Summer Place - schöner Artikel über Boothbay Harbor im Down East Magazine

Lighthouse Friends - Übersicht aller Leuchttürme Maines

New England Foliage - Wie weit ist die Laubfärbung?

TripAdvisor Maine Travel Forum - beantwortet alle Fragen