2022 New England Day 15
Boston Logan Airport

Mo, 17. Oktober 2022

MASSACHUSETTS ATMET GESCHICHTE

Um 17:25 Uhr soll uns die Lufthansa zurück nach Frankfurt fliegen. Da wir in Newburyport nur 45 Minuten vom Flughafen entfernt übernachtet haben, müssen wir uns nicht beeilen, sondern können noch ein bisschen Sightseeing betreiben. In Salem wird das allerdings unerwartet stressig.


Einiges in Amerika hat sich in den letzten Jahren zum Negativen entwickelt. Das gilt allerdings nicht für die Hotelbetten. Wenn man erst einmal den Jetlag der ersten Tage überstanden hat, sind die Nächte auf so einer USA-Tour meist sehr erholsam. So haben wir auch im Essex Street Inn bestens geschlafen. Bedauerlich, diesen Komfort für eine Nacht in einem Flugzeugsitz aufgeben zu müssen. Sehr ansprechend ist auch die Auswahl beim Frühstück in dem kleinen Hotel. Nur mit der Kapsel-Kaffeemaschine ist's ein bisschen ein Kampf. 


Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts

Wir wollen uns noch in Newburyport umschauen. Das sah schon auf der Durchfahrt sehr nett aus. Man merkt, dass man sich hier im wohlhabenden Bostoner Umland befindet, so herausgeputzt wie die Häuser alle sind. Dabei wäre die Altstadt mit ihren Backsteinfassaden in den 1970ern nach Jahrzehnten des Niedergangs fast plattgemacht worden. Im letzten Moment überlegten es sich die Stadtväter zum Glück noch anders, bemühten sich um Bundesmittel zum Erhalt der historischen Substanz und so gilt Newburyport heute als Paradebeispiel für eine gelungene Stadtsanierung. 


Auch das maritime Erbe wird gepflegt. Es gibt einen Waterfront Park und eine Promenade entlang des Merrimack River, der hier in den Atlantik mündet, sowie ein Seefahrtsmuseum im alten Zollhaus. Sehenswert ist auch der Oak Hill Cemetery oberhalb der Stadtmitte. Der wurde 1842 als einer der ersten parkähnlichen Friedhöfe Amerikas angelegt.


Im Nachhinein betrachtet hätten wir uns vielleicht in Newburyport mehr Zeit lassen sollen, aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, Salem noch einen Besuch abzustatten, dort vielleicht ins Peabody Essex Museum zu gehen oder wenigstens das House of the Seven Gables zu besichtigen, das durchNathaniel Hawthornes Roman von 1851 in die Literaturgeschichte einging. Nicht auf dem Schirm hatte ich, dass sich Salem im Oktober in ein einziges Hexen-Halloween-Grusel-Festival verwandelt, die Salem Haunted Happenings.


Schon die Parkplatzsuche lässt uns fast verzweifeln. Wir kurven bestimmt eine halbe Stunde durch die Stadt bis wir endlich einen freien Platz in einem Parkhaus am Bahnhof finden. Um den auch bezahlen zu können, müssen wir noch eine App auf dem Handy installieren. Erst mit der dritten Kreditkarte funktioniert die Registrierung – da geht selbst bei mir die Geduld zur Neige. Schließlich stürzen wir uns ins Getümmel und schauen zu, einige der Hauptsehenswürdigkeiten abzuklappern. Salem ist auf jeden Fall viel größer als ich immer gedacht habe.


Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts
Newburyport, Massachusetts

Salem und die Hexen


Berühmt geworden ist die Stadt ja wegen der Hexenprozesse, denen Ende des 17. Jahrhunderts 20 Beschuldigte zum Opfer fielen, unzählige weitere wurden der Hexerei und des Satanismus verdächtigt, inhaftiert und gefoltert. Es gibt verschiedene Theorien darüber, warum sich die Hysterie ausgerechnet rund um Salem so verbreiten konnte. Gesellschaftliche Spannungen zwischen der von einem patriachalischen und gottesfürchtigen Lebensstil geprägten Landbevölkerung und einer weltoffenen Schicht von Kaufleuten spielten eine Rolle. Die Anschuldigungen richteten sich denn auch häufig gegen Frauen aus den gutsituierten Ständen. Dazu kursierten religiöse Wahnvorstellungen, verstärkt noch durch Horrorgeschichten der vor Indianerangriffen aus Maine und New Hampshire Geflohenen, die in Salem untergekommen waren. Puritanische Prediger assoziierten die Ureinwohner sowieso mit dem Teufel. In Angriffen auf die Siedler sahen sie den Versuch Satans, die puritanische Gesellschaft zu zerstören. Unter all diesen Einflüssen war Salem damals ein Pulverfass und es reichte das Gerücht über ein paar angeblich besessene junge Mädchen, um es 1691 zur Explosion zu bringen.


Die Geschichte liefert jede Menge Stoff zur ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema. Dem Wesen der amerikanischen Kommerzkultur näher ist es freilich, das Ganze mit Grusel und Horror im Allgemeinen in einen Topf zu werfen, Hexen zusammen mit Geistern und Zombies aufleben zu lassen und den Leuten lustige Hüte und Umhänge anzudrehen. Man sollte zu dieser Jahreszeit einen weiten Bogen um Salem machen, es sei denn, man vermisst ganz dolle den Karneval.


Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts

Salem im Schnelldurchgang


Wir beeilen uns, durch den Trubel in der Fußgängerzone zu kommen, und spazieren dann durch ein ruhiges Wohngebiet, in dem absolutes Parkverbot für alle Nicht-Anwohner herrscht, zum House of the Seven Gables. Für eine geführte Tour haben wir keine Zeit, aber wenigstens von außen wollen wir einen Blick darauf werfen. Immerhin handelt es sich um eines der berühmtesten historischen Häuser des Landes. Gebaut wurde es 1668 für die Familie des Kaufmanns John Turner. Der Schriftsteller Nathaniel Hawthorne lernte es beim Besuch einer darin wohnenden Cousine kennen.


Gleich gegenüber befindet sich Amerikas ältester Candy Shop, Ye Olde Pepper Candy Companie. Den gibt es seit 1806. Damals verkaufte man genau zwei Süßigkeiten: Salem Gibraltar, ein Zuckerbonbon, das aussieht wie ein Stück Marmor und wohl auch ähnlich hart ist, und Black Jacks, eine Art Lakritzstange. Beides wird hier noch immer produziert, aber natürlich nicht mehr ausschließlich.


Wir bräuchten eindeutig mehr Zeit


Die Waterfront mit ihren geschichtsträchtigen Gebäuden ist seit 1938 eine National Historic Site. Sie war damals der erste Ort in Amerika überhaupt, der aufgrund seines historischen Werts unter die Verwaltung der Nationalparksbehörde kam. Wir sehen hier nur ein Gebäude von innen: die Bäckerei Ministry of Donuts. Zwei Donuts? Macht 12 Dollar. 


Allein um so richtig in die Geschichte von Salem als Hafenstadt einzutauchen, bräuchte man wohl mindestens einen halben Tag. Seine Blütezeit erlebte Salem um die Wende zum 19. Jahrhundert, als von hier aus vor allem Handelswege nach Asien erschlossen worden. 1790 war Salem die sechstgrößte Stadt der jungen Vereinigten Staaten. Dass dazu 8.000 Menschen ausreichten, lässt diesen Fakt etwas bescheidener wirken. Das keinen Tagesritt entfernte Boston war doppelt so groß, das heutige New York hatte 50.000 Einwohner, London fast eine Million.


Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts
Salem, Massachusetts

Street Art gibt's auch in Salem


Als wir vorhin durch die Stadt gekurvt sind, haben wir einige großflächige Graffiti in der Nähe des Hafens gesehen. Die wollen wir uns jetzt noch genauer anschauen. Das Punto Urban Art Museum umfasst 75 kuratierte Wände in drei Häuserblocks von "El Punto", einem traditionell hispanisch geprägten Arbeiterviertel. Auf der Website des Museums gibt es eine Karte, mit der man sich auf die Jagd nach der Kunst machen kann. Ich hatte vorher noch nie davon gehört, daher kratzen wir auch hier nur ganz eilig an der Oberfläche. 


Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem
Punto Urban Art Museum, Salem

Letzte Besorgungen


So langsam geht es auf 14 Uhr zu, wir sollten uns Richtung Flughafen aufmachen. Der ist nur 15 Meilen entfernt. Die ziehen sich aber wie Kaugummi. Keine Ahnung, wie man so viele Ampeln in so eine Strecke einbauen kann. Gefühlt stehen wir die 15 Meilen im Stau. Conny würde eigentlich gerne noch an einem Supermarkt halten, um Zimt-Bagel für daheim zu kaufen, und tanken müssen wir auch noch.


Auf einmal sind wir dann aber doch schon am Hampton Inn, dem Flughafenhotel, in dem wir die erste Nacht geschlafen haben. Gegenüber befindet sich eine Tankstelle, die zu erreichen ein kompliziertes Wendemanöver erfordert. Direkt dahinter: die Zufahrt zu einem Target-Supermarkt. Also fahren wir da auch noch vorbei, Conny bekommt ihre Bagel. Genau um 15 Uhr rollen wir ins Parkhaus für die Abgabe des Mietwagens. Das nennt man Punktlandung. Da kann es uns auch egal sein, dass es angefangen hat, wie aus Kübeln zu regnen.


Der Thrifty-Angestellte findet keinen Grund zu Beanstandungen, die Rückgabe des Fiestas dauert keine zwei Minuten. Mit dem Shuttlebus geht es zum Terminal, wo wir das Gepäck aufgeben. In letzter Minute hatte ich in der Lufthansa-App noch unsere Plätze getauscht, als ich gesehen hatte, dass ganz hinten eine Zweierreihe am Fenster freigebelieben war. Die Security hält uns auch nicht lange auf, so dass wir schon um kurz nach halb vier am Gate E10 sind. Da haben wir sogar noch Zeit für ein Bier und eine Pizza.


Es stellt sich dann heraus, dass zumindest der hintere Bereich unserer 747 ziemlich leer ist. Conny zieht auf die andere Seite des Gangs um und hat eine Vierreihe für sich. So wird es ein entspannter Flug, der aber auch schon um 6:20 Uhr endet - also kurz nach Mitternacht Bostoner Zeit. Das hat kaum gereicht, um die Augen zuzumachen. So fühlen wir uns doch ganz schön gerädert, als wir nach langem Marsch durch die Katakomben des Frankfurter Flughafens auf unser Gepäck warten. Aber auch das kommt schließlich angefahren. In Sachen Logistik hat in diesem Urlaub alles völlig reibungslos geklappt. Wir haben das mit dem Fernreisen nicht verlernt. 


Nützliche Links:

Visit New England - alles auf einen Blick

Visit Massachusetts - Things To Do in Massachusetts

New England with Love - 15 Things To Do in Newburyport MA

Destination Salem - Official Travel & Tourism Website

New England Foliage - Wie weit ist die Laubfärbung?

TripAdvisor Massachusetts Travel Forum - beantwortet alle Fragen