2022 New England Fazit
New England Travel Guides

FAZIT

Und nun? Haben wir uns wieder mit dem Amerika-Fieber infiziert? War die 26. Reise in die USA, die erste nach sechs Jahren, gleichzeitig die erste von vielen weiteren? 

Das Fazit fällt ambivalent aus. Einerseits hat alles wie am Schnürchen geklappt, haben wir uns sofort wieder daheim gefühlt. Da war kein Fremdeln, da war aber auch keine übertrieben große Aufregung. Andererseits hat uns ein Faktor öfter die Laune verhagelt, um den wir uns eigentlich gar keine Sorgen machen wollen (und bisher das Privileg hatten, es nicht zu müssen): Die Kosten.


Höhere Preise für weniger Service


Flug und Mietwagen bewegten sich im Rahmen dessen, was man erwarten kann, wenn man relativ kurzfristig bucht. Bei den Übernachtungen standen allerdings Preis und Leistung in keinem guten Verhältnis. Bisher konnten wir uns auf den USA-Reisen meist darauf verlassen, auch für schmales Geld guten Service und komfortable Zimmer zu bekommen. Klar gab es da auch Ausreißer. Zentral gelegene Hotels in San Francisco oder New York kosten schon immer mehr als irgendeine Kette an der Autobahn. Dass wir selbst für die auf dieser Reise 250 Dollar und mehr hinlegen mussten, war uns nicht egal. Gut, der Indian Summer ist Hauptreisezeit im Nordosten. Ob wir die so bald wieder für einen Besuch nutzen werden, dürfte auch vom Dollarkurs abhängen. 


Dass man mittlerweile für weniger Service mehr bezahlen muss, wurde uns überall bewusst: in den Hotels, in denen es zur Regel geworden ist, die Zimmer während des Aufenthalts nicht mehr zu reinigen; in den Restaurants, denen die KellnerInnen ausgehen; in den Supermärkten, wo man froh ist über die Möglichkeit zum Self-Check-Out.


Lobster Roll, Fries & Craft Beer

Haben wir New England durch?


Nach drei Roadtrips haben wir nun aber auch schon einiges von New England gesehen. Für noch ausgedehntere Wanderungen in den White Mountains etwa müssten wir eher etwas früher im Jahr kommen, dafür haben wir die Peak Foliage im Acadia National Park genau erwischt. Hier waren die Menschenmassen ein Problem. 


Das haben auch die Einwohner von Bar Harbor erkannt und bei den Wahlen im November einer Petition zugestimmt, die den Stadtrat zu einer Gesetzesänderung verpflichtet, so dass nicht mehr als 1.000 Gäste von Kreuzfahrtschiffen pro Tag an Land gehen dürfen. Zwar verdienen die ganzen Souvenirgeschäfte ganz gut an dieser Art von Touristen, aber ansonsten lassen die eben weitaus weniger Geld da als die Übernachtungsgäste – und für die soll es nicht zu überlaufen sein. In niedrigeren Besucherzahlen im Nationalpark dürfte sich diese Maßnahme allerdings kaum niederschlagen. Acadia ist aber auch wirklich landschaftlich das Kronjuwel entlang der Küste.


In die White und auch in die Green Mountains Vermonts könnte man aber durchaus auch schon im September reisen. Dann hätte man eher die Chance, den Höhepunkt der Laubfärbung mitzunehmen. Aber ein bisschen Glück mit dem Timing braucht's da eh immer. 


Was uns noch aufgefallen ist


Beeindruckt hat uns die überall demonstrierte Solidarität mit der Ukraine. Keine Straße, in der nicht an mehreren Häusern oder Gartenzäunen eine blau-gelbe Flagge hing. Das wird in weniger der Welt zugewandten Gegenden Amerikas anders aussehen, hier fiel es uns direkt auf.


Zeacliff, White Mountain National Forest, New Hampshire

Kaum noch Thema im Alltag ist dagegen Covid. Für die Einreise brauchte es den Nachweis, komplett geimpft zu sein. Die Daten waren beim Check-In einzugeben, am Gate in London wurden wir dazu angesprochen. Für den Abstecher nach Kanada hätten wir uns über die ArriveCAN-App anmelden müssen. Ansonsten war etwa die Quote an Maskentragenden in den Supermärkten genauso niedrig wie bei uns. Am ehesten wurden die noch am Flughafen aufgesetzt. Ich habe ja entschieden, nie wieder ohne FFP2-Maske zu fliegen. Gar keinen Bock mehr auf die früher notorisch nach jeder zweiten Reise auftretende Erkältung. Dass die Pandemie auch in Amerika nicht vorbei ist, wurde allerdings immer dann offenkundig, wenn wieder kurzfristig ein Restaurant zu hatte. Das mochte auch der Personalsituation geschuldet sein, aber wenn beides zusammenkommt, hat das Folgen.


Ansonsten gilt, was ich nach unserer letzten Reise in den Nordosten geschrieben habe: "Die Mischung aus Bergen und Küste, aus blitzsauberen Städtchen und einsamen Wanderwegen, aus Kultur und gutem Essen gefällt uns ausgesprochen gut an New England."  Die Gegend wird immer einen Platz in unseren Herzen behalten. Wir haben aber auch nicht das Gefühl, wahnsinnig viel zu verpassen, wenn wir nun nicht jedes Jahr in die USA fliegen.


Zahlenspiele

Gefahrene Meilen: 1.152 (1.854 km)

Flugpreis pro Person: 706 EUR (+96 EUR CO2-Kompensation via atmosfair)

Mietwagen: 670 EUR

Übernachtungskosten: 3.231 USD

Durchschnittspreis pro Nacht/Zimmer: 231 USD