Mi, Sep 7, 2016
Haben wir geheiratet. In Carmel-by-the-Sea. Nun sind wir zurück am Ort des Geschehens.
Anders als am 7. September 2006 ist Conny heute in der Verfassung, ein Frühstück zu sich zu nehmen. Die Quail Lodge bietet das als "continental buffet" an, was an sich nichts Gutes verheißt. Schließlich sind die Frühstücksbüffets der meisten amerikanischen Hotelketten berühmt-berüchtigt dafür, dass das Angebotene geschmacklich kaum von den Einwegtellern zu unterscheiden ist, auf die es sich die Gäste schaufeln. Nicht so in der Quail Lodge, wo alles ein bisschen frischer und appetitlicher angerichtet wird. Allein mit Erdbeeren zum Frühstück hat man mich ja immer schon gewonnen.
Zum Grab des Heiligen Junípero Serra
Einziger Punkt auf der Sightseeing-Liste heute ist der Besuch der hiesigen spanischen Mission, die in ganzer Ausführlichkeit "Mission San Carlos Borromeo del Rio Carmelo" heißt. Im Gegensatz zur vor ein paar Tagen besichtigten Mission La Purisima ist die in Carmel noch immer Mittelpunkt einer aktiven römisch-katholischen Gemeinde, ja Sitz der Diözese von Monterey. Die bescheidene Missionskirche ist also genaugenommen eine Kathedrale. Auch eine Schule gehört zur Mission, dazu fünf Museen, die vor allem dem Werk und Leben von Padre Junípero Serra gewidmet sind, den man getrost zu den Gründervätern Amerikas zählen darf.
Junípero Serra rief zwischen 1769 und 1782 allein neun der schließlich 21 Missionen in Kalifornien ins Leben, darunter am 3. Juni 1770 San Carlos Borromeo in Monterey, wo die Spanier bereits einen Militärposten hatten. Ein Jahr später zog die Mission um an den Carmel River. Dort war das Land fruchtbarer und vor allem hatte es mehr Indianer, die es zu missionieren galt. 1784 starb Serra und wurde unter dem Altarraum der Kirche beerdigt. In den Irrungen und Wirrungen der Geschichte geriet der genaue Ort des Grabes zwischenzeitlich in Vergessenheit, konnte aber schließlich im Zuge der 1884 begonnen Restaurierungsarbeiten zweifelsfrei bestimmt werden. Sogar ein paar Stücke seines alten Sarges sind als Reliquien zu besichtigen.
Wo wir nun an seinem Grab stehen, schließt sich für uns ein Kreis, denn auch Junípero Serras Geburtshaus auf Mallorca haben wir schon besucht. Nicht dass wir uns sonderlich für katholische Priester interessieren, aber die Bedeutung dieses Mannes für die Historie Kaliforniens und damit eben Amerikas kann man kaum groß genug einschätzen. Vor ziemlich genau einem Jahre sprach Papst Franziskus Junípero Serra heilig. Kein ganz unumstrittener Akt, bedeutete das Wirken Serras in Kalifornien doch auch Leid und Unterdrückung für die Ureinwohner. Ich finde es jedenfalls toll, die Gelegenheit nutzen zu können, mir solche Schauplätze der Geschichte selbst anzuschauen. Jetzt aber genug der Besichtigung, ab an den Strand!
Kurzes Vergnügen am Beach
Wir suchen die Stelle in den Dünen, an der wir vor zehn Jahren in einer schönen kleinen Zeremonie getraut wurden. Wie damals weht ein kalter Wind vom Meer her. Kaum haben wir eine Runde durch den Ort mit seinen exklusiven Boutiquen und Galerien gedreht und uns bei der ältesten Bäckerei von Carmel mit Leckereien für ein Picknick versorgt, hält eine Nebelbank Einzug. Damit fällt auch die Temperatur schlagartig, so dass wir den Strandtag nach ein paar Minuten im noch warmen Sand für beendet erklären. Wir fahren zurück ins Carmel Valley. Hier herrscht zum Glück eitel Sonnenschein.
Bevor wir uns am Pool in die Sonne knallen, machen wir noch eine Weinprobe. Ja, warum eigentlich nicht? It's always 5 o'clock somewhere! Gleich gegenüber des Hotels hat die Boëté Winery, deren Weinberge ein paar Meilen das Tal hinauf liegen, einen Tasting Room. Boëté beschränkt sich auf zwei Rebsorten - Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Das reicht immerhin für vier verschiedene Weine, die man für zwölf Dollar im Rahmen einer Probe kredenzt bekommt. Conny trinkt ja eigentlich gar keinen Roten, macht aber tapfer mit. Am Ende kaufe ich eine Flasche Franc Reserve, wobei der Preis der Weinprobe verrechnet wird.
Nach einem entspannten Nachmittag brechen wir nicht all zu spät zum Abendessen auf. Carmel ist immernoch in dicken Nebel eingepackt, einen Sonnenuntergang wird es also nicht geben. Wir kehren im The Forge ein. Hier haben wir an unserem Hochzeitstag einen sehr launigen Abend mit unseren beiden Trauzeugen und einem ehemaligen Kommilitonen aus alten Washingtoner College-Tagen und seiner Frau verbracht. Ganz so viel wie damals trinken wir heute nicht, aber essen kann man im Forge nach wie vor recht gut.
Gefahren: 23 Meilen / 37 Kilometer
Hotel: Quail Lodge Resort & Golf Club, Carmel Valley - 273 USD via booking.com
Nützliche Links:
Visit California - gute Übersicht über die Attraktionen von Monterey und Carmel
See Monterey - die offizielle Tourismus-Website für die Halbinsel und die Bucht von Monterey
Visiting Carmel-by-the-Sea - Carmel's Travel Website
Carmel Valley Wineries - Informationen zu den Weingütern im Carmel Valley