So, Sep 11, 2016
In Mammoth Lakes reicht unsere Energie am ersten Tag nur für das absolute Pflichtprogramm, den Besuch des Devils Postpile National Monument.
Unseren Zustand nach der ersten Nacht im Ferienapartment lässt sich als "zerschlagen" bezeichnen. Ich so: "Ich glaube, ich brauche ein anderes Kissen." Sie so: "Ich brauche einen anderen Körper!" Anscheinend steckt uns die Wanderung auf den Half Dome vorgestern noch in den Knochen. Aber für meinen Geschmack ist auch das Bett etwas zu weich. So brauchen wir eine Weile, um an diesem Sonntagmorgen in die Gänge zu kommen.
Meine Lebensgeister weckt die Radioübertragung der Bundesliga. Erstes Heimspiel der Nullfünfer in dieser Saison und es steht dreinull bevor ich überhaupt in den Frühstücksbagel hätte beißen können. Am Ende des Frühstücks steht es dann vier zu vier - was meine Laune nicht unbedingt befeuert.
Ausflug in eine geologische Wunderwelt
Nach Wandern ist uns heute so gar nicht. Aber wir raffen uns zu einem Besuch von Devils Postpile auf. Das Naturdenkmal befindet sich hinter dem Mammoth Mountain, Vulkan und Namensgeber von Kaliforniens drittgrößtem Skigebiet. Schon in den 1940er Jahren beförderte ein provisorischer Lift Wintersportler auf die Piste, heute sind es 28 Lifte und drei Seilbahnen. Älter als der Skibetrieb ist allerdings der Sommertourismus in Mammoth. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verbrachten Menschen aus dem heißen Owens Valley ihre Sommer an den Abkühlung versprechenden Bächen und Seen der Gegend. Wandern, Angeln und Radfahren kann man hier überall. Und mit dem Devils Postpile hat es sogar eine Sehenswürdigkeit von nationaler Bedeutung.
Kurz hinter der riesigen Talstation des Skigebiets kommen wir zum Kassenhäuschen des National Monuments. Hätten wir einen Jahrespass für die Nationalparks gekauft, wäre der Eintritt inbegriffen, so werden 10 Dollar für einen One Day Pass fällig. Bis letzten Mittwoch wäre gar keine Einfahrt mit eigenem Auto möglich gewesen. Den Sommer über geht es ausschließlich per Shuttlebus hinunter zum Devils Postpile, denn am Ende der engen und serpentinenreichen Straße steht nur eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen zur Verfügung, zu wenige jedenfalls für den Besucheransturm in der Ferienzeit.
Was hat es nun aber mit dem Devils Postpile auf sich? Der Postpile, sinngemäß kann man das als einen "Haufen aus Pfählen" übersetzen, ist eine auf der Erde so recht selten vorkommende Formation aus meist sechseckigen Basaltsäulen, die entstanden, als ein Lavastrom aushärtete. Das muss so an die 100.000 Jahre her sein. Später arbeiteten sich Gletscher, Flüsse, Wind, Wetter und Erdbeben an dem Basalt ab und legten ihn teilweise frei. Im Erzgebirge findet man mit den "Orgelpfeifen" am Scheibenberg nahe Annaberg-Buchholz ein ähnliches Gebilde. Allerdings sind dort die Basaltsäulen nicht so lustig ineinander verschoben wie hier beim Devils Postpile.
Fast wäre das Naturwunder zerstört worden
1890 wurde Devils Postpile Teil des Yosemite Nationalparks, später auf Druck der Bergbaugesellschaften wieder aus dem Park herausgelöst. Pläne, den das Tal durchfließenden San Joaquin River zu stauen und dazu die ganze Formation in die Luft zu jagen, alarmierten die frühen Umweltschützer des Sierra Clubs. So konnte der damalige US-Präsident William Taft im Jahr 1911 dazu bewegt werden, Devils Postpile als "National Monument" vor der Zerstörung und damit das Gebiet vor der Ausbeutung durch den Bergbau zu bewahren. Neben dem 20 Meter hohen Kliff aus Basaltsäulen gehören einige Seen und Wasserfälle zum Monument, das ein Netz von Wanderwegen durchzieht. Auch die Fernwanderwege Pacific Crest Trail und John Muir Trail führen durch das Tal. Zu denen kommen wir aber noch später auf dieser Reise.
Der Parkplatz am Besucherzentrum ist von 10 bis 15:30 Uhr für dann ankommende Autos gesperrt. Man fährt durch bis ans Ende der Straße beim Red's Meadow Resort, ein Camp und Versorgungsposten für Wanderer und Reiter. Von dort lässt sich jeder Punkt im Tal bequem per Bus ansteuern. Wir lassen uns also zurück zum Visitor Center shutteln und laufen dann ein paar hundert Meter bis zum Postpile, der in echt doch recht beeindruckend ist. Ein Fußweg führt auch auf dessen Oberseite, die von Gletschern glattpoliert wurde und aussieht wie mit Fliesen belegt.
Das Pflichtprogramm am Devils Postpile ist aber recht schnell erledigt. Wir würden noch eine Runde um den Satcher Lake drehen und von dort zum Auto zurücklaufen. Leider, leider versäumen wir es, den Busfahrer über diese Idee zu informieren. Der hält nämlich nur auf Verlangen an dem idyllischen See. Also steigen wir erst in Red's Meadow aus und genehmigen uns im dortigen Mull House Café einen Milkshake. Für die soll der kleine Laden berühmt sein. Die Betreiberin warnt uns bei der Bestellung, dass der Shake ganz schön groß sei und wir uns vielleicht besser erstmal einen teilen sollten. Nun gut, dann machen wir das. Und die Frau behält Recht.
Ein Gewitter zieht auf
Als wir das Café verlassen, ist ein die ganze Zeit schon in der Ferne grollendes Gewitter herangezogen und es beginnt wie aus Eimern zu schütten. Dann lassen wir das mit dem Wandern doch lieber ganz bleiben. Wir fahren zurück nach Mammoth Lakes. Den Regen lassen wir dabei unten im Tal des San Joaquin River.
Kurz vor dem Ortseingang erregt ein Hinweisschild unsere Aufmerksamkeit: "Earthquake Fault" steht darauf. Eine Verwerfung, die hier mitten durch den aufgeräumten Wald bei Mammoth Lakes verläuft? Gleich der erste Satz auf der Informationstafel am Parkplatz erklärt aber, dass es sich mitnichten um eine "fault", also eine Verwerfung, sondern um eine ganz schnöde Felsspalte handelt. Immerhin an die 20 Meter tief und wohl durchaus das Ergebnis tektonischer Bewegungen. Aus der Kategorie "been there, done that".
Besiegt von einer Riesenpizza
Als Ort für das Abendessen haben wir John's Pizza Works auserkoren. Die Pizzeria ist uns dann aber viel zu ungemütlich und der Barbereich viel zu laut. Das NFL-Spiel zwischen den Cardinals und den Patriots wird in Stadionlautstärke übertragen und vom schon recht bierseligen Publikum entsprechend begleitet. Also bestellen wir eine große "Meat Lover's Delight" zum Mitnehmen und setzen uns auf ein Bier und einen Chardonnay an die Theke während wir auf die Pizza warten. Conny hat ihren Wein noch nicht geleert, da kommt die auch schon aus dem Ofen.
Wie das so ist mit großen amerikanischen Pizzen: Man bekommt sie selbst zu zweit kaum vernichtet. Aber kein Problem, wir haben ja einen großen Kühlschrank, da passt die Schachtel mit den Resten locker rein.
Gefahren: 38 Meilen / 61 Kilometer
Unterkunft: Bigwood Condo, Mammoth Lakes - 106 USD via VRBO
Nützliche Links:
Mammoth Lakes - die offizielle Tourismus-Website der Stadt
Devils Postpile National Monument - die Seite des National Park Service
Red's Meadow Resort & Pack Station - alles über den Außenposten im Wald
Inyo National Forest - der Forest Service erklärt, was es mit der "Earthquake Fault" auf sich hat
John's Pizza Works - rustikale Pizzeria in Mammoth Lakes