20150414 Asien Day 3
Meiji-jingu

Di, Apr 14, 2015

AME - JAPANISCH FÜR REGEN

Am zweiten Tag haben wir ein volles Programm auf dem Zettel stehen. Und auch wenn uns das schlechte Wetter den einen oder anderen Strich durch die Rechnung macht, sehen wir sehr viele verschiedene Ecken von Tokio - die berühmte Kreuzung in Shibuja eingeschlossen. 

   

In unserer ersten Nacht in Tokio holt der Körper den am Anreisetag verpassten Schlaf nach. Wir werden erst wach, als es längst hell ist, nämlich so gegen halb neun. Damit lohnt sich ein Programmpunkt nicht, den ich auf der Liste hatte für den Fall, dass wir sehr früh aus dem Bett fallen: Tesukiji, der weltgrößte Fischmarkt. Bis wir da auftauchen, ist der Markt längst gelaufen. Also frühstücken wir erstmal im Hotel. Fisch gibt es dort keinen, aber seltsamerweise Suppe und Salat. Brauche ich ja morgens nicht. Aber immerhin ist der Kaffee schön stark.


Das Besichtigungsprogramm beginnt mit einem Tempel


Draußen regnet es schon wieder, nur nicht ganz so heftig wie gestern. Also machen wir uns auf zum Sightseeing. Es geht zum Meiji-jingu, einem Kaiser Meiji und dessen Frau Shoken gewidmeten shintoistischen Tempel. Meiji regierte von 1868 bis 1912, also während der Wandlung Japans von einer isolierten Feudalgesellschaft in ein modernes, der restlichen Welt zugewandtes Staatswesen. Wie man weiß, war das eine Entwicklung, die das Land zu einem der erfolgreichsten und wohlhabendsten der Welt gemacht hat. Dementsprechend wird Meiji bis heute sehr verehrt. Da ließ man sich auch nicht lumpen als Tokio nach dem Zweiten Weltkrieg in Trümmern lag. 1958 wurde der ursprünglich in den Zwanzigerjahren entstandene Tempel recht originalgetreu und authentisch wieder aufgebaut.


Meiji-jingu
Meiji-jingu
Meiji-jingu

Meiji-jingu ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Tokios. Schon das Eingangstor aus gigantischen 1500 Jahre alten Stämmen taiwanesischer Zeder ist beeindruckend. An des Kaisers segensreiches Wirken erinnern Reihen von Sake- und Weinfässern am Wegesrand. Letztere stammen aus Frankreich und sollen tatsächlich ein Symbol für den Frieden mit anderen Völkern sein. Meiji war dem Rebensaft wohl auch persönlich recht zugeneigt. Aber auch die Produktion des traditionellen Reisweins erlebte durch die Industrialisierung unter ihm einen rasanten Aufschwung.


Sauberkeit ist alles


Der Shintoismus legt besonderen Wert auf Reinlichkeit, also erfolgt vor dem Betreten der Tempelanlage eine rituelle Waschung an einem Brunnen. Erst wäscht man die linke, dann die rechte Hand, anschließend führt man mit der Linken Wasser zum Mund, damit auch der beim Sprechen des Gebets von Speiseresten frei ist. Vor dem Beten soll man dem Glück mit der Abgabe einiger Münzen auf die Sprünge helfen. Dann verneigt man sich zwei Mal, klatscht eben so oft in die Hände, damit die Götter auf einen aufmerksam werden, wünscht sich was von ihnen und verbeugt sich erneut. Das war’s. Kein Weihrauch, kein Rosenkranz, kein Avé Maria.


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Obwohl es weiter regnet statten wir nach dem Tempel noch dem kaiserlichen Garten einen Besuch ab. Da der Zutritt 500 Yen kostet, ist hier weit weniger Trubel als sonst im Park. Krass wie viel weiter als bei uns daheim die Natur in Tokio schon ist. Alles grünt - aber es blüht kaum. Wobei wir für die Schwertlilien noch zu früh dran sind. Muss ein tolles Schauspiel sein, wenn die eigens damals für die Kaiserin angelegten Beete in voller Blüte stehen. Ein paar Azaleen setzen immerhin rosa Tupfer in die Botanik.


Harajuku
Harajuku
Harajuku

Unterwegs im schrillen Harajuku


Nach so viel Ruhe und Erholung sind wir nun wieder bereit für den Großstadttrubel. Auf die Spitze wird der im benachbarten Stadtviertel Harajuku getrieben. Neben Shibuya ist Harajuku die trendigste Gegend Tokios. Hier denkt sich die Jugend - und die um ihre Kaufkraft werbenden Modefirmen - ständig neue Trends aus. Mit “schrill” ist das Angebot in der Takeshita-dori noch dezent umschrieben. Hier schreit einen alles an. Die Klamotten, die Souvenirs, sogar das Essen. Offenbar sind Crèpes und Milkshakes der ganz heiße Shit bei japanischen Teenagern. Die Plastikmodelle dutzender Crèpe-Variationen an den Imbissen machen uns allerdings nur bedingt Appetit. Stattdessen kehren wir zum Aufwärmen und Trocknen zwischendurch in einer Starbucks-Filiale ein. Home sweet home.


Das Kontrastprogramm zur Takeshita-dori bietet nur zwei Ecken weiter Omote-sando, so etwas wie die Champs-Élysées von Tokio. Eine Nobelmarke residiert hier neben der anderen. Der größte Auflauf herrscht allerdings bei Ben & Jerry’s. Hier gibt es heute nämlich ein Bällchen umsonst. Dafür kann man sich schon mal an eine hundert Meter lange Schlange stellen. Nicht.


Kunst geht immer


Weil das Wetter partout nicht besser werden will, steigen wir wieder in die U-Bahn und fahren zum National Museum of Modern Art. Der Besuch passt thematisch ganz gut zum Meiji-Tempel, denn auch die Kunst veränderte sich im Zuge der Modernisierung Japans und indem hiesige Künstler nach Europa gingen, um die Techniken unserer Meister zu studieren. So finden sich in der modernen Kunst Japans ganz ähnliche Stile wie in der westlichen Welt - allerdings gibt es hier bedeutend mehr Bilder des Fuji und von Kirschblüten als bei uns.


Nach eineinhalb Stunden sind wir durch mit dem Museumsprogramm. Hätte es aufgehört zu regnen, würden wir jetzt vielleicht noch durch die Gärten des Kaiserpalasts spazieren. Die sind nämlich gleich gegenüber. Es hat aber nicht aufgehört, im Gegenteil wird der Regen sogar immer stärker. Wieder in die U-Bahn und zurück nach Shibuja.


Die berühmtesten Zebrastreifen der Welt


Shibuja ist weltberühmt für eine Straßenkreuzung. Es klingt profan, ist aber schon ein verrücktes Schauspiel, wenn sich ungefähr tausend Menschen gleichzeitig auf fünf Zebrastreifen über den Platz schieben, der von Leuchtreklamen fast wie der New Yorker Times Square erhellt wird. Den besten Blick hat man aus dem Starbucks, Sitzplätze an der Fensterfront dort sind entsprechend begehrt. Irgendwie erschöpft sich der Reiz des Ganzen aber auch ziemlich schnell in dem proppevollen Laden.


Eine hübsche Geschichte erzählt noch die Hachiko-Statue. Hachiko war ein Hund, der auch nach dem Tod seines Herrchens, eines in der Nähe lebenden Professors, treu jeden Tag an der Bahnstation auf ihn wartete. Und das zehn Jahre lang bis zu seinem eigenen Ableben. Hach… Sich mit dem Denkmal des Hundes fotografieren zu lassen, ist eine der Lieblingsbeschäftigungen von Tokio-Touristen.


Sushi To Go


Zum Abendessen wollen wir einem Tipp aus dem Lonely Planet folgen und die Sushibar No-Midori aufsuchen. Am Eingang ziehen wir eine Nummer, die die Auskunft gibt, dass noch 23 Gesellschaften vor uns auf einen Platz dort warten. Oha! Muss ja gut sein der Laden! Als 40 Minuten später erst zehn davon an der Reihe waren, ändern wir den Plan und holen uns Sushi zum Mitnehmen. An einen Gang durch Center-gai, die Fußgängerzone von Shibuja, durch die wir eigentlich noch bummeln wollten, ist ob des Sturzregens, der mittlerweile vom Himmel kommt, nicht zu denken. So nehmen wir unser Sushi mit ins Hotel und hoffen, dass die Wettervorhersage für morgen recht behält. Da soll es nämlich endlich schön werden.


Shibuja
Shibuja
Sushi

Unterkunft: Shinjuku Granbell Hotel - 150 EUR via booking.com


Nützliche Links

Go Tokyo - Offical Tokyo Travel Guide

Japan Guide - die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf einen Blick

Born 4 Travel: Japan 2010 - in Sylwia Buchs Reisebericht kann man sich prima Anregungen holen

Tripadvisor Tokyo Travel Forum - hier gibt es Antworten auf ALLE Fragen

CNN Travel - Going to Tokyo? How to ride the trains and 9 other tips

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