Fr, 25. Feb 2011
Oh, oh, heute sieht es draußen aber gar nicht schön aus. Dicke dunkle Wolken hängen über den Bergen. Nur Richtung Nordosten ist ein Stück blauer Himmel zu sehen. Was für ein Glück, dass wir genau dort hin wollen!
Fährt man von Pollenca Richtung Sóller, erreicht man kurz vor Kilometerstein 11 das Weingut Finca Mortitx. Hier parken wir und klettern über eine kleine Holzleiter auf das Gelände der Finca. Ein paar Landarbeiter sind dabei, die Ruten der Weinstöcke zurückzuschneiden - es sind die einzigen Menschen, denen wir auf dieser Wanderung begegnen sollten.
Die Landschaft erinnert an den Südwesten
Hinter dem Weingut geht es noch kurz auf einen bequemen Feldweg - dann war's das mit "Wegen" für heute. Auf verwachsenem Pfad wandern wir an verwilderten Ölbäumen vorbei in eine Karstsenke und nach einer Mauer durch eine bizarre Felsenlandschaft. Mit solch irren Formationen haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wiedermal erinnert uns die Landschaft an den amerikanischen Südwesten. Und ebenso einsam wie in den Wüsten von Nevada oder Arizona ist es hier. Wir hören keinen menschlichen Laut, höchstens ab und zu das Meckern einer Ziege und das Rauschen des Windes. Ansonsten herrscht hier eine geradezu paradiesische Ruhe.
Und wenn man sich gerade dem Ende der Welt nahefühlt, hat irgendein Bauer eine Finca in die Botanik gesetzt. So auch hier. 200 Meter unter uns steht die Ruine der Finca Rafal D'Ariant. Es muss ein karges und vor allem einsames Leben gewesen sein, denn eine Straße gab es hier vor 120 Jahren genauso wenig wie heute und auch keinen richtigen Zugang zum Meer. Aber immerhin hatten die Siedler eine Quelle in der Nähe. Aus der fließt nach wie vor Wasser, das von den Schafen gerne getrunken wird.
Wir finden die Hexenhöhle
Nachdem wir in steilen Serpentinen und durch fast wegloses Gelände hinabgestiegen sind, machen wir eine kleine Pause an der Finca. Dann geht es weiter Richtung Meer. Unser Ziel ist die Hexenhöhle, eine gewaltige Grotte in der Steilküste. Die Höhle selbst ist unzugänglich, wir schauen von einer schwindelerregenden Klippe hinein. Der Anblick verursacht jetzt kein Wow-Gefühl, aber wo wir schon mal in der Nähe sind…
Der Rückweg führt durch einen Canyon
Zurück zur Finca, an einigen verbrannten Mandelbäumen vorbei - dann kommen wir in das Bett des Torrent de Mortitx. Wir unternehmen noch einen kurzen Abstecher nach rechts in die Klamm Gorg de Bec d'Oca. Toll wie hier das türkisblaue Wasser zwischen den glattgewaschenen Kalkfelsen funkelt.
Mehr Wasserbecken erwarten uns beim Aufstieg durch den Torrent. Der Weg durch den Canyon ist sehr anstrengend und mit einigen Kletterpartien verbunden. Hierfür sollte man schon ein bisschen sportlich sein, sonst macht die Tour keinen Sinn, denn die Rückkehr auf dem Hinweg wäre nicht viel einfacher. Die einmalige Landschaft und die fantastischen Felsformationen entschädigen für die Plackerei.
Nach einer guten Stunde erreichen wir schließlich ein Plateau und bald haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Durch ein Tor verlassen wir das Naturschutzgebiet und betreten das Gelände der Finca Mortitx, wo Schafe zwischen den Reben grasen. Mir fällt da ja noch eine andere Verbindung von Lamm und Rotwein ein...
Diese gut zehn Kilometer lange Wanderung mit knapp 400 Höhenmetern im Ab- und Anstieg war wohl die spektakulärste Tour des ganzen Urlaubs. Klasse!
Abstecher nach Palma
Wir wollen Mallorca nicht verlassen, ohne wenigstens einmal in Palma gewesen zu sein, und so entschließen wir uns frisch geduscht, zum Abendessen in die Stadt zu fahren. Wie das im Februar so ist, sind aber alle drei von mir ins Auge gefassten Tapas-Restaurants geschlossen. Wir landen in einer kleinen Bar in der Nähe des Hafens. Hier bekommen wir immerhin auch ein paar Kleinigkeiten. Nichts besonderes zwar, aber irgendwie haben wir nach der anstrengenden Wanderung auch gar keinen großen Hunger. Einen solchen hätten wir locker an den unzähligen Fress-Ständen stillen können, die entlang der Stadtmauer aufgebaut sind. Hier präsentieren sich offenbar sämtliche Regionen Mallorcas samt Landsmannschaften vom Festland mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten. Sogar einen deutschen Stand mit Bier und Bratwurst gibt es. Aber wir sind an diesem Abend einfach nur platt.
Nützliche Links
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Outdooractive - Infos zur Wanderung