Di, Jan 12, 2016
An Miami kommen wir nicht vorbei, ohne uns die Street Art an den Wynwood Walls anzuschauen. In West Palm Beach lernen wir dann eine alte Freundin der Familie kennen.
Ein Wort für das, was heute auf Key West niedergeht: Sintflut. Nichts wie weg! Wenigstens hat der Wettergott mit dem heftigsten Regen bis zu unserer Abreise von den Inseln gewartet. Aber ein bisschen mehr blauer Himmel wäre hier die letzten Tage schon schön gewesen. Nun denn, gelangweilt haben wir uns immerhin nicht.
Dass ich noch kein Wort zum inkludierten Frühstück im Blue Marlin Motel verloren habe, hat einen Grund: Es ist nicht der Erwähnung wert. So fahren wir bis zum Midway Café in Islamorada für ein spätes Frühstück. Hier ist so viel los, dass sogar ein eigener Schalter für Coffee-to-go geöffnet hat. Wir nehmen uns ein paar Minuten Zeit und trinken in Ruhe und im Sitzen unseren Kaffee.
Street Art in Miami
Bis wir das Festland erreichen, hat es aufgehört zu regnen. Nächster Stopp: Miami. In Floridas größter Stadt haben wir nur einen einzigen Punkt auf der To-do-Liste stehen, nämlich die Wynwood Walls. Bereits vor drei Jahren haben wir das Viertel mit den Wänden voller Graffiti erkundet. Damals war Wynwood schon kein Geheimtipp mehr, aber überhaupt kein Vergleich zu dem Trubel, der heute Mittag herrscht. Aufgeregte Teenager aus der ganzen Welt scheinen mittlerweile von Reisebussen hier abgesetzt zu werden, die Galerien sind schicker, die Cafés zahlreicher geworden. Die Street Art ist aber immernoch großartig und alle namhaften Künstler der Szene sind vertreten.
Wir suchen uns bald eine Ecke etwas abseits des Epizentrums an der 2nd Avenue und entdecken einige uns schon bekannte und jede Menge neuer Werke. Man könnte hier locker einen ganzen Tag verbringen. Doch leider haben wir nicht ewig Zeit, sondern noch eine Verabredung in West Palm Beach.
Die Interstate 95 Richtung Norden scheint bereits hoffnungslos verstopft zu sein. Zum Glück haben die Planer in das Gewirr aus Fahrspuren auch eine Express Lane gesetzt. Die kostet zwar etwas mehr Mautgebühr, aber unsere Urlaubszeit ist zu wertvoll, als dass wir sie im Stau verbringen wollten.
Zu behaupten, wir würden nun auf der Überholspur unterwegs sein, wäre eine krasse Untertreibung. Wir fliegen quasi mit Vollgas am Pendlerstrom vorbei. Später wird aus der Express Lane eine HOV Lane. HOV steht für "high-occupancy vehicle", also frei übersetzt "Fahrgemeinschaftsspur", und mit zwei Personen im Auto dürfen wir die allemal benutzen. So kommen wir erstaunlich gut voran. Aber wie man sich jeden Tag in dieses Gewühl stürzen kann, ist mir ein Rätsel. Von Homestead bis Jupiter ist die Atlantikküste von Südflorida ein einziger, über 100 Meilen langer Siedlungsbrei mit sechs Millionen Menschen - und gefühlt ebenso vielen Autos. Wahnsinn!
Pflege einer deutsch-amerikanischen Freundschaft
Was wollen wir eigentlich in West Palm Beach? Dazu muss ich etwas weiter ausholen und eine Familiengeschichte erzählen:
In der Nachkriegszeit arbeitete meine Großmutter als Haushälterin für die Familie eines Piloten der US Air Force. Sie war etwa im gleichen Alter wie die Frau des Fliegers, die während ihrer Zeit in Deutschland zwei Kinder zur Welt brachte - für die meine Oma mehr als nur ein Kindermädchen war. Auch nachdem die Familie wieder nach Amerika gezogen war, blieben die beiden Frauen in engem Kontakt. Mitte der Neunzigerjahre (mein Opa, der sich immer geweigert hatte, einer Einladung in die USA zu folgen, war gestorben) erfüllten wir Oma einen Lebenstraum: Wir buchten ihr einen Flug nach Houston und nach 40 Jahren konnte sie endlich ihre Freundin und die Kinder, die sie ein Stück weit mit großgezogen hatte, wiedersehen. Bis zum Ende ihres Lebens schwärmte sie von dieser Reise, auf der sie in Texas und in Florida die ganze weitverzweigte Familie traf.
Irgendwann waren dann "die Alten" alle tot, Adressen gingen verloren und damit war der Kontakt abgerissen. Mir ließ das Ganze keine Ruhe. Ich fand den Nachruf auf die amerikanische Freundin auf der Website ihrer Kirchengemeinde und darüber die Adresse einer Tochter, deren Namen ich aus den Erzählungen meiner Oma kannte: April. Also schrieb ich ihr einen Brief und so pflegen wir seit ein paar Jahren wieder diese besondere Beziehung zwischen einer deutschen und einer amerikanischen Familie. Nur getroffen hatten wir uns noch nie. Da April nun aber nach mehreren Umzügen in der Nähe von West Palm Beach wohnt, haben wir uns eben dort für heute Abend verabredet.
April holt uns im Hotel ab. Wir fahren in die vor einigen Jahren als CityPlace mit einem Theater, Kinos, Apartmenthäusern und einem Einkaufszentrum ganz hübsch herausgeputzte Stadtmitte. An Restaurants steht hier einiges zur Auswahl. Wir finden einen Platz auf der Terrasse der Cellar Wine Bar & Grill und es wird ein sehr netter Abend, an dem uns der Gesprächsstoff so schnell nicht ausgeht.
Gefahren: 242 Meilen / 387 Kilometer
Unterkunft: Ramada West Palm Beach - 109 EUR via Hotwire
Nützliche Links:
Welcome to Key West - umfangreiche Seite mit Besucherinfos
Visit Florida - Key West at a Glance
The Wynwood Walls - Urban Graffiti Art in Miami
Miami and the Beaches - Reiseinfos zu Miami
Discover the Palm Beaches - Reiseinfos zu Palm Beach
City Place - das neue Stadtzentrum von West Palm Beach