Bevor wir losradeln, gönnen wir uns ein fast schon unverschämt teures Frühstück in einem kleinen französischen Café gleich um die Ecke. Oh là là! Man darf hier ja gar nicht länger als einen Augenblick mit der Wimper zucken, wenn für ein kleines Schokoladen-Croissant 3,75 Dollar aufgerufen werden. Das ist halt so. Wir sind einfach verwöhnt davon, beim Bäcker daheim die gleiche Qualität für ein Drittel des Preises zu bekommen.

Es gibt diverse Fahrradverleiher auf Key West. Keine Ahnung, ob die sich in Sachen Service und Zustand der Räder großartig unterscheiden. Nach kurzer vergeblicher Suche in der Nachbarschaft lassen wir uns von der Hotelrezeption zum nächstbesten lotsen und zahlen 10 Dollar pro Rad für eine Ausleihe bis zum Feierabend des Ladens um 18.30 Uhr. Wir erhalten zwei ziemliche Schrottesel, die aber völlig ausreichend sind, um damit über die Insel zu cruisen.

Der schönste Strand von Key West

Das warme Wetter fordert zu einem Ausflug an den Strand heraus. Es gibt auf Key West mehrere kleine Strände, der schönste soll der im Fort Zachary Taylor Historic State Park ganz im Südwesten der Insel sein. Mit dem Rad ist der bestens zu erreichen, zu Fuß würde sich der Weg doch arg ziehen, denn man muss das nicht sehr ansehnliche Gelände des Marine-Stützpunkts durchqueren.

Für Fahrradfahrer kostet der Eintritt 2,50 Dollar. Es gibt einen Kiosk, Duschen und Umkleiden am Strand, dazu schattige Picknickplätze - sehr nett. Nur für nackte Füße ist der Beach nichts, denn er besteht mehr aus Kies als aus Sand und auch im Wasser lauert felsiger Untergrund. Ich habe Zion-Narrows-erprobte Sandalen dabei, mit denen geht's jetzt in die Brandung. Es ist der 10. Januar und ich schwimme im 20 Grad warmen Atlantik - super!

Das Badevergnügen ist allerdings nicht von all zu langer Dauer und wird von einer Regenfront beendet. Kaum haben wir uns untergestellt und ich mich umgezogen, ist der Spuk aber auch schon wieder vorbei. Wir machen uns an die Besichtigung der dem Park seinen Namen gebenden Festung.

Auf den Spuren des Militärs auf Key West

Das Fort Taylor wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, nachdem Florida 1845 als 27. Staat den USA beigetreten war. Im Bürgerkrieg blieb es in der Hand der Unionstruppen, denen die Festung wie auch das noch weiter draußen im Golf auf Dry Tortugas erbaute Fort Jefferson sehr gelegen kam, um die Häfen der Konföderierten zu blockieren. Florida war zwar aus der Union ausgetreten, aber von Kämpfen weitgehend verschont geblieben, was sicher nicht zuletzt an der doch arg dünnen Besiedlung und dem schwer zugänglichen Gelände lag. So musste das Fort nie wirklich verteidigt werden, auch nicht im Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898, in dem das benachbarte Kuba den Besitzer wechselte.

Im 20. Jahrhundert verlor die Festung jegliche militärische Bedeutung und fiel in einen Dornröschenschlaf. Ende der 1960er Jahre machten sich Aktivisten daran, die alten Kasematten wieder freizulegen und stießen dabei auf jede Menge Waffen und Munition aus dem Bürgerkrieg. So lässt sich hier heute die größe Sammlung an Kanonen aus dieser Zeit besichtigen. Während wir durch das Fort spazieren, holen wir eine von einem Ranger geführte Gruppe ein und nehmen die eine oder andere Erläuterung mit.

Im Park fühlen sich auch Leguane sauwohl. In den Bäumen rund um das Fort entdecken wir einige Riesenexemplare von zwei Metern Länge. Ihren Namen "Grüner Leguan" tragen die Eindringlinge ab einem gewissen Alter zu unrecht, die großen Männchen sind alle orange-farben. Auf jeden Fall unterschätzen einige der Reptilien ihre Körperdimensionen und klettern auf viel zu dünnen Zweigen herum. Lustig wie sie dann Ast um Ast Richtung Wasser abstürzen.

Wir radeln noch ein bisschen durch die Gegend und dann zurück in die Stadt. Ein im Lonely Planet angepriesener Donut-Laden hat unser Interesse geweckt. Und tatsächlich: Glazed Donuts hat grandiose Sorten wie "Maple Cinnamon Bacon" oder "Key Lime Pie" im Angebot, dazu leckeren Cappuccino. Unbedingt zu empfehlen!

Weiter zum historischen Friedhof von Key West. Den finden wir dann aber gar nicht sonderlich interessant. Kurios ist hier höchstens, dass auch der Friedhof von Leguanen in Beschlag genommen worden ist. Wie die aus den Gräbern auferstehen, hat schon etwas Makaberes.

Wir beschließen, ins Hotel zurück zu fahren und ein bisschen Siesta am Pool zu halten. Als es Zeit wird für den Sonnenuntergang, schwingen wir uns noch einmal auf die Räder und fahren zurück in den Fort Zachary Taylor State Park. Eigentlich müsste hier ein perfekter Spot sein - aber nicht, wenn der Himmel komplett zugezogen ist. Vergeblich warten wir auf eine Lücke in den Wolken und treten schließlich den Rückzug an. Noch ein kurzer Stopp in einem Souvenirladen für den Kauf eines T-Shirts, dann geben wir die Bikes zurück.

Für einen schönen Abend braucht's keinen Sonnenuntergang

Für das Abendessen haben wir uns Camille's Restaurant ausgeguckt, stehen dort aber vor verschlossener Tür. Ein Zettel informiert, dass die Betreiber heute Abend lieber die Übertragung der "Golden Globes" schauen wollen, als Gäste zu bewirten. Eine etwas eigenwillige Begründung, aber gut. Also gehen wir nach nebenan in das italienische Restaurant Abbondanza. Und was soll man sagen? Das Essen ist hervorragend!

Pappsatt brauchen wir nun dringend noch einen Verdauungsspaziergang. Was läge da näher, als einen Abstecher auf die Kneipenmeile an der Duval Street zu unternehmen? Im Willie T's gibt es einen ziemlich guten Live-Musiker zum Longdrink, der sogar ein frisch vermähltes Paar dazu bringt, den Hochzeitstanz vor der kleinen Bühne auf's Parkett zu legen. Das sorgt natürlich für großes Hallo in der Kneipe. Schließlich ziehen wir weiter und schauen noch kurz bei der Karaokeshow in der Drag-Szene-Bar 801 Bourbon vorbei. Sehr schräg und improvisiert das Ganze, aber ein amüsanter Abschluss dieses entspannten Tages.

Gefahren: 0 Meilen

Unterkunft:  Blue Marlin Motel - 204 USD

Nützliche Links:

Welcome to Key West - umfangreiche Seite mit Besucherinfos

Visit Florida - Key West at a Glance

Florida State Parks - Infos zum Fort Zachary Taylor Historic State Park

National Park Service - mehr zu Fort Jefferson auf Dry Tortugas

Key West Cemetery - auf der Website der Stadt gibt es alles zur Geschichte des Friedhofs

Glazed Donuts - die besten Donuts der Stadt

Abondanza - lecker italienisch Essen in Key West

The Waterfront Brewery - das beste Bier in Key West

Duval Street - Übersicht über die Kneipenmeile