20160108 Florida 08
Robbie's Marina

Fr, Jan 8, 2016

AUF DEN KEYS BEI PELIKAN & CO

Was macht man an einem trüben Tag auf den Florida Keys? Natürlich das Beste daraus. In Robbie's Marine etwa kann man immer Spaß haben. Außerdem lässt sich gleich gegenüber von unserem Hotel tief in die Vergangenheit der Keys eintauchen. 

Gestern hätte man es sich angesichts des strahlend blauen Himmels kaum vorstellen können, aber die Sonne zeigt sich heute nur mal ganz kurz beim Aufgehen über Windley Key und verschwindet dann für den Rest des Tages hinter einer grauen Wolkendecke. Kalt ist es nicht, aber ein von mir vorsichtig für heute angedachter Schnorchelausflug ans Riff würde bei dem Wetter, vor allem bei dem Wind und dem entsprechenden Wellengang, nun überhaupt keinen Sinn ergeben. Wir werden den Tag anderweitig füllen.


Ein Frühstück, das wir verweigern könnten, gibt es im Drop Anchor nicht. Aber nicht weit entfernt das Midway Café, ein pastellfarbener, urgemütlicher Laden mit Backwaren frisch aus dem Ofen. Hier herrscht ein ganz schöner Andrang. Wir können uns einen Tisch im hinteren Bereich des Cafés sichern und in aller Ruhe unser Frühstück genießen.


Die große Pelikan-Show in Robbie's Marina


Nächster Stopp: Robbie's Marina. Robbie's ist nicht einfach nur ein Jachthafen, sondern eine kunterbunte Ansammlung von Verkaufsbuden, Essensständen und Ausflugsanbietern. Die größte Besucherattraktion: Fische füttern. Für ein paar Dollar kann man einen Eimer mit Köder kaufen und damit die riesigen Tarpune anlocken, die sich unter den Stegen tummeln. Die urtümlichen Knochenfische werden um die zwei Meter groß. Es ist also schon ein bisschen Nervenkitzel dabei, denen einen Köder hinzuhalten. Weil wir unsere Finger gerne behalten wollen, beschränken wir uns hier auf's Zusehen. Den größten Nutzen aus den Fütterungen ziehen eh die Pelikane. So schnell kommt kein Tarpun an die Oberfläche, wie die rotzfrechen Wasservögel zuschnappen. Wir lieben Pelikane und könnten denen stundenlang zusehen. Auch allerlei Reiher, nach denen man sonst mühsam in den Sümpfen Ausschau halten muss, verbringen ihre Tage in Robbie's Marina. Der Dollar Eintritt zum Betreten der Bootsanleger ist gut investiertes Geld.

Ich erkundige mich noch nach den Optionen für einen Ausflug zu den State Parks auf den vorgelagerten Inseln Indian Key und Lignumvitae Key. Von Robbie's Marina geht einmal täglich eine Bootstour dahin. Die andere Möglichkeit wären Kajaks. Wo die Blasen an unseren Händen von gestern noch nicht verheilt sind, haben wir darauf aber wenig Lust. Also lassen wir uns für den geführten Trip morgen früh vormerken.


Schließlich fahren wir noch für einen kleinen Spaziergang an Anne's Beach. Dort führt ein Boardwalk durch Mangroven und an kleinen Buchten vorbei. Das Wasser ist sehr seicht und allemal warm genug, um wenigstens die Füße ein bisschen zu baden. Ideale Bedingungen haben heute die beiden Kitesurfer, denen wir eine Weile zuschauen. Dann beginnt es zu regnen. Also geht's zurück ins Hotel, wo wir ein wenig herumgammeln.


Fossile Korallen in einem alten Steinbruch


Um kurz vor 14 Uhr begeben wir uns auf die andere Straßenseite in den Windley Key Fossil Reef Geological State Park. Ein komplizierter Name, den ich noch nie gehört hatte, ehe ich bei Google Maps beim Checken der Umgebung unseres Hotels drauf stieß. Den Park gibt es auch erst seit 1999. Es handelt sich um das Gelände eines ehemaligen Steinbruchs. Den hatte Henry Flagler für den Bau seiner Overseas Railway Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erschlossen und noch bis in die 1960er Jahre wurde hier dekorativer Korallenkalkstein abgebaut. Dann lohnte sich das Ganze nicht mehr. Bei der mittlerweile intensiv einsetzenden touristischen Erschließung der Keys fiel durch Ausschachtungen für Häuser und das Graben von Kanälen und Hafenbecken eh mehr als genügend Baumaterial ab. Der Steinbruch geriet in Vergessenheit.


Anfang der Achtzigerjahre begab sich ein gewisser Dr. Robert Ginsburg, Geologe an der Universität von Miami, auf Erkundungstour und machte Anwohner und Behörden darauf aufmerksam, was für einen Schatz sie da auf Windley Key herumliegen hatten. Engagierte Bürger brachten den Staat Florida mit einer Petition dazu, das Gelände zu kaufen und schließlich als State Park zugänglich zu machen.

Was gibt es aber nun im Windley Key Fossil Reef Geological State Park zu sehen? Erstmal einiges an verrostetem Gerät aus den Tagen des Kalksteinabbaus. An dem lässt sich gut nachvollziehen, wie Blöcke aus dem Gestein geschnitten und transportiert wurden. An einigen Stellen sieht man auch Bohrlöcher aus den Anfängen des Steinbruchs, als da noch Dynamit verwendet wurde.


Dann ist das Gestein selbst sehr interessant, denn es besteht ja aus fossilen Korallen. Die sind so gut zu erkennen, dass man meint, durch ein versteinertes Aquarium zu laufen.


Schließlich lässt sich die Pflanzenwelt der Keys praktisch in ihrem Urzustand erleben. So haben die Inseln vor der Ankunft der Spanier und Engländer ausgesehen: Hartholzwälder mit Gumbo Limbo, Poisonwood, Mahagoni und ganz vielen anderen Bäumen und Sträuchern, deren Namen ich mir nicht merken kann, die aber alle auf ganz besondere Weise zum Funktionieren dieses einmaligen Ökosystems beitragen. Mit großer Begeisterung erzählt uns ein Ranger auf einem Rundgang durch den Park jede Kleinigkeit darüber. Alles in allem verbringen wir hier zwei recht kurzweilige Stunden.

Livin' the Island Life


Mittlerweile ist es Nachmittag geworden, also sozial völlig akzeptabel, sich von nun an dem Konsum alkoholischer Getränke hinzugeben. Dazu fahren wir zur Florida Keys Brewing Company. Das ist eine von zwei kleinen Brauereien in Islamorada. Das hier produzierte Bier reicht gerade aus, um den Ausschank in der hauseigenen Bar zu gewährleisten und dazu vielleicht noch das eine oder andere Fass für ein Festival zu füllen. Obwohl die Gastronomen der Gegend den jungen Bierbrauern mit Anfragen die Bude einrennen, liefern die schon aus Kapazitätsgründen nichts aus. Noch nicht.


Es ist also ein einigermaßen exklusives Vergnügen, sich hier durch die Biersorten zu probieren. Mir macht das unheimlich Spaß, vor allem wo wir uns dabei direkt mit den Machern über ihre Kreationen und die Craft-Beer-Szene der Keys unterhalten können. Da nippt sogar Conny mal am Probierglas. Am besten gefällt mir das Key Lime Witbier. Sehr erfrischend, sehr zu den Florida Keys passend.

Zum Abendessen kehren wir im Schweinehimmel ein, dem Hog Heaven. Die Kneipe befindet sich in Laufnähe zum Hotel, wir können uns also noch ein paar Drinks genehmigen. Man sitzt hier direkt am Wasser, in dem Lampen dafür sorgen, dass Fische angelockt werden. Die freuen sich, wenn von den Tischen ein Happen abfällt. Wir essen unser Dinner aber selbst und auch vom den Tag beschließenden Key Lime Pie bekommen die Fische ganz sicher nichts ab.

Gefahren: 32 Meilen / 51 Kilometer

Unterkunft:  Drop Anchor Resort and Marina - 185 EUR via Expedia


Nützliche Links:

Welcome to Islamorada - Besucherinfos zu den sechs Inseln der Upper Keys

Visit Florida - 5 Fun Things to Do in Islamorada

Robbie's in Islamorada - Hafen, Bar, Flohmarkt, Ausflüge, Fische füttern

Midway Cafe - das bunte Café lohnt einen Halt

Florida State Parks - offizielle Seite des State Parks auf Windley Key

Florida Keys Brewing Company - kleine, engagierte Brauerei in Islamorada

Hog Heaven - witzige Kneipe kurz vor der Brücke