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Mural von Ricky Watts

So, Jan 3, 2016

DER KUNST WEGEN: ST PETE

Die Stadt zwischen Golfküste und Tampa Bay ist für ihre Kunstszene bekannt - und eine Hochburg der Street Art. Wir gehen auf Entdeckungstour in St Petersburg.

Den Tag beginne ich mit einer halben Stunde Jogging auf dem Laufband. Das Hotelfrühstück lassen wir sausen und fahren stattdessen zur im Lonely Planet gelobten kubanischen Bäckerei La Segunda. Die befindet sich am Rande des ehemaligen Arbeiterwohnviertels von Ybor City, das durch den Bau der Interstate 4 in den Sechzigerjahren von der Stadtmitte getrennt wurde - und seitdem verfällt. Einige Straßenzüge lassen noch das Bild einer hübschen, lebendigen Nachbarschaft erahnen, in anderen fragt man sich, wie in diesen Bruchbuden entlang löchriger Gehwege überhaupt noch jemand wohnen kann. Die Dritte Welt ist in Amerika manchmal nur eine Autobahnausfahrt entfernt.


Obwohl das alte Viertel praktisch nicht mehr existiert, versorgt La Segunda in vierter Generation eine treue Stammkundschaft. Die meisten fahren natürlich mit dem Auto vor - so wie wir. Die Auswahl an Kuchen, frisch belegtem Cuban Bread (eine Art flaches Baguette), Kaffeestückchen und Plätzchen ist sagenhaft. Die Bäckerei ist wirklich uneingeschränkt zu empfehlen!


Street Art everywhere


Gestärkt und mit heißem Cappuccino im Becher fahren wir über die Bucht nach St Petersburg, mit 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Tampa Bay Area. Hier wollen wir uns auf die Suche nach Street Art machen. Dank des jährlichen Shine Mural Festivals ist die Innenstadt von "St Pete" ein sehr spannender Spot für Graffiti-Fans. Ohnehin hat die Stadt eine lebendige Kunstszene. Dass sie das größte Dalí-Museum außerhalb Europas beherbergt, steht in jedem Reiseführer, aber auch sonst gibt es jede Menge Galerien und Ateliers. Und eben fantastische Street Art. Um die leicht zu finden, habe ich mir einen Plan mit den beim letzten Shine-Festival entstandenen Werken ausgedruckt. Wir merken aber schnell, dass die nur die Spitze des Eisbergs bilden.

Gut drei Stunden lang ziehen wir durch die Straßen und Hinterhöfe. Immer wenn wir eine Ecke abgegrast haben, fahren wir ein paar Blocks weiter. Im ersten Moment wirkt die Gegend zwar wenig einladend. Große Brachflächen, ein paar Werktstätten, dann wieder vereinzelt neue Apartmenthäuser. Entlang der Central Avenue gibt es dann aber coole Läden, hippe Cafés und kleine Brauereien, und im Laufe des Vormittags beleben sich die Straßen immer mehr. Als wir schließlich Tropicana Field, das Stadion des Major-League-Baseballteams Tampa Bay Rays, am westlichen Rand der Innenstadt erreichen, haben wir langsam genug. Zeit für's Mittagessen.


Am liebsten würde ich in die Green Bench Brewing Company einkehren, aber die kleine Brauerei bietet kein Essen an. BYOF ist das Motto - "bring your own food". Da können wir aber auch gleich woanders hingehen, Auswahl gibt's genug. So landen wir in Ricky P's Orleans Bistro, wo ein Saxofonist zum Jazz Brunch aufspielt. Ein Sandwich für Conny und ein Omelette mit Süßkartoffel-Fritten für mich stillen den Hunger.


Nach dem Lunch: Chihulys Glaskunst


Mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Das macht uns jetzt aber nicht viel aus, denn der nächste Punkt auf der To-do-Liste ist ein Besuch der Chihuly Collection im Morean Arts Center. Wer oder was ist Chihuly? Dale Chihuly ist ein Glaskünstler, dessen Werke in mehreren Dauerausstellungen in der ganzen Welt zu sehen sind. Wer schon einmal in Las Vegas war, kennt sicher die Decke aus gläsernen Blumen im Bellagio - die kommen aus Chihulys Werkstatt. Die größte Chihuly-Sammlung beherbergt das Oklahoma City Museum of Art. St Petersburg kann dafür damit punkten, dass das dortige Museum das erste ist, das eigens zur Ausstellung seiner Werke gebaut wurde, nämlich 2008. Ein neues, größeres Haus ist gerade im Bau.


Die beeindruckenden Installationen, die farbenfrohen Vasen, Blumen und Kugeln sind perfekt in Szene gesetzt. Allerdings ist man ganz entspannt in einer halben Stunde durch mit der Sammlung. Dafür sind 15 Dollar Eintritt dann doch recht happig. Nun gut, been there, done that.

Aus dem Regen ist unterdessen eine Sintflut geworden, weitere Unternehmungen können wir für den Rest des Tages getrost vergessen. Also machen wir uns an die Besorgung diverser Kleinigkeiten. Conny möchte unbedingt einen Föhn haben, damit sie zukünftig weder auf die schwach pustenden Haartrockner amerikanischer Hotelbadezimmer noch auf Adapter angewiesen ist. Bei Walmart wird sie fündig. Und pink ist er auch noch!


Fürs Abendessen gehen wir bei Whole Foods einkaufen. Ich lasse mir ein frisches Sandwich belegen, dazu geht ein Sixpack Yuengling Lager mit und Schokolade für acht Dollar die Tafel. Ist aber auch organic und enthält karamellisierte Baconstückchen. Außer mit dem Genuss derlei Köstlichkeiten verbringen wir den Abend damit, die Hotels für die nächsten Tage zu buchen (was nicht so einfach ist mitten in der Hauptsaison), dem Sortieren von Fotos und American Football in der Glotze.


Gefahren: 66 Meilen / 106 Kilometer

Unterkunft:  Quality Inn & Suites near Fairgrounds Ybor City - 91 EUR via Expedia


Nützliche Links:

Visit Tampa Bay - umfangreiche Tourismus-Website der Stadt

Visit St Pete Clearwater - Reiseinfos zu St Petersburg und Clearwater

La Segunda Bakery - tolle kubanische Bäckerei in Ybor City

Florida Craft Art - über die Kunstszene in St Petersburg

Shine - das alljährliche Mural Festival bringt neue Werke an die Wände

Morean Arts Center - hier ist die Chihuly Collection untergebracht

Chihuly - mehr über das Leben und die Werke des Glaskünstlers

Craft Beer Trail - rund um St Pete gibt es zahlreiche kleine Brauereien

Pinellas County Parks & Preserves - die schönsten Strände der Gegend