Fr, Oct 3, 2014
Der Tag beginnt mit einem Frühstück auf der Terrasse der Overlook Lodge am Bear Mountain, denn die Sonne scheint. Perfektes Wetter für das heutige Programm. Wir wollen den Hudson hinauffahren und dann rüber in die Berkshires, die Mittelgebirgskette kurz hinter der Staatsgrenze in Massachusetts.
Bei Poughkeepsie geht es ans linke Ufer des Hudson. Gleich nördlich der geschichtsträchtigen Kleinstadt (1788 tagte die verfassungsgebende Versammlung New Yorks in Poughkeepsie und besiegelte dort den Beitritt als elfte von dreizehn Kolonien zu den Vereinigten Staaten) liegt das gleich aus mehreren Gründen interessante Hyde Park: Kulinarisch, weil sich in Hyde Park der Hauptcampus des Culinary Institute of America befindet; historisch, weil Hyde Park Heimat- und Wohnort des wohl größten Präsidenten war, den dieses Land je gehabt hat - Franklin Delano Roosevelt. Bevor wir dessen Anwesen erkunden, schauen wir aber noch bei den Vanderbilts vorbei.
Bei Poughkeepsie geht es ans linke Ufer des Hudson. Gleich nördlich der geschichtsträchtigen Kleinstadt (1788 tagte die verfassungsgebende Versammlung New Yorks in Poughkeepsie und besiegelte dort den Beitritt als elfte von dreizehn Kolonien zu den Vereinigten Staaten) liegt das gleich aus mehreren Gründen interessante Hyde Park: Kulinarisch, weil sich in Hyde Park der Hauptcampus des Culinary Institute of America befindet; historisch, weil Hyde Park Heimat- und Wohnort des wohl größten Präsidenten war, den dieses Land je gehabt hat - Franklin Delano Roosevelt. Bevor wir dessen Anwesen erkunden, schauen wir aber noch bei den Vanderbilts vorbei.
Vanderbilts Protzbau
Einer der Sprosse der Industriellen-Dynastie, Frederick William Vanderbilt, ließ sich Ende des 19. Jahrhunderts in dreijähriger Bauzeit einen Beaux-Arts-Palast mit 54 Zimmern als Ferienhaus errichten - samt riesigem Park, Blick über den Fluss, eigener Anlegestelle und Wasserkraftwerk. Die New York Times beschrieb die Vanderbilt Mansion damals als "the finest place on the Hudson between New York and Albany". Dem mag auch der heutige Besucher der National Historic Site kaum widersprechen. Für 10 Dollar Eintritt kann man sich einer Führung durch das Haus mit dem komplett im Original enthaltenen Interieur anschließen und allerlei launigen Anekdoten des Rangers zuhören. Sehr interessant und unterhaltsam.
Die Vanderbilts blieben ohne Kinder, eine Nichte erbte die Immobilie nach dem Tod des Eisenbahn-Magnaten 1938 und versuchte vergeblich, diese zu verkaufen. Für 150.000 Dollar hätte man damals ein echtes Schnäppchen machen können! Aber die Zeiten waren hart. Man kann sich vorstellen, dass es keiner allzu hartnäckigen Überredungskunst des damaligen US-Präsidenten in der Nachbarschaft bedurfte, um die Erbin davon zu überzeugen, Vanderbilt Mansion dem National Park Service zu schenken. Danke dafür.
Lunchtime!
Mit der Millhouse Brewing Company und dem vielfach empfohlenen Rossi Deli hatte ich zwei Optionen für ein voraussichtlich schmackhaftes Mittagessen in Poughkeepsie auf dem Zettel, aber vorhin sind wir an einem wunderbar chrom-glänzenden Diner im Rail-Car-Stil vorbeigekommen, dem Eveready.
Rote Polsterbänke, riesige Kuchenstücke in der Auslage und auf der Karte all die Gerichte, die die Amerikaner in den letzten 60 Jahren zu den voluminösesten Menschen der Welt haben werden lassen - was will man mehr?!
Es gibt ein Sandwich für Conny und Discofries für mich - Pommes mit Cheddar Cheese, Bacon und Bratensoße. In Kanada kennt man dieses Essen als Poutine. Hätte es das in den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren in Deutschland gegeben, Mama hätte sicher nie etwas anderes für mich kochen müssen. Mittlerweile ist mein Gaumen etwas anspruchsvoller, aber ab und zu muss man sich einfach so eine Schweinerei gönnen.
If You Ain't Dutch
Teil zwei des Bildungsprogramms führt uns dann ins Home Of Franklin D Roosevelt, wie die Vanderbilt Mansion eine National Historic Site. Ungleich größer fällt dort das Besucherzentrum aus, in dem ich für zwei Plätze in der nächsten Führung anfrage. Die ist ausgebucht, aber für die Tour eine halbe Stunde später gibt es noch genau zwei Karten. Das sind dann unsere. Da man sich vorab eh den gut zwanzigminütigen Einführungsfilm im Auditorium anschauen sollte, passt unser Timing prima.
Um Punkt 14 Uhr versammeln wir uns in der Eingangshalle um das große Mosaik, das die Gegend um Hyde Park mit dem Rooseveltschen Anwesen im 19. Jahrhundert zeigt. Die Roosevelts waren damals schon eine der angesehensten und reichsten Familien der holländisch-stämmigen Elite New Yorks. "If you ain't Dutch, you ain't much", war das Motto im Empire State, wie unsere mit einem angenehm trockenen Humor ausgestattete Führerin süffisant erklärt.
Die Tour geht zunächst an der Presidential Library und dem Rosengarten mit dem Grabmal FDRs vorbei zum Wohnhaus, in dem Franklin und Eleonor auch so manches ausländische Staatsoberhaupt willkommen hießen. Die Vorstellung, dass sich das englische Königspaar in den doch recht bescheidenen Gemächern einrichten musste, ist schon amüsant, wenn man bedenkt, dass die daheim in London einen Buckingham Palace stehen hatten. Und natürlich kamen alle Gäste in den Genuss gegrillter Hot Dogs auf den legendären Gartenpartys der Roosevelts.
"All that is within me
cries out to go back
to my home
on the Hudson River."
(Franklin D Roosevelt)
Hyde Park ist übrigens der einzige Ort, an dem ein US-Präsident geboren wurde, den er sein Leben lang als Wohnsitz hatte und an dem er auch begraben liegt. Und: FDR war der erste Präsident, der schon zu Lebzeiten eine Bibliothek als Andenken an das eigene Wirken bauen ließ. In dem befindet sich heute ein fantastisches Museum, das allein schon den Besuch in Hyde Park wert ist.
Ich kann mich sehr für alles hier begeistern, zu beeindruckend ist die Leistung dieses Mannes, der die USA aus der Depression führte, den modernen amerikanischen Sozialstaat schuf (den die Republikaner seit 30 Jahren demontieren) und die Nation durch den Zweiten Weltkrieg brachte - und nicht zuletzt Westeuropa die Freiheit.
Durchs Hinterland in die Berkshires
Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden und es liegt noch eine gute Stunde Fahrt vor uns. Eine kleine Stärkung käme da gerade recht. Also fahren wir noch mal im Eveready Diner vorbei, das heute Mittag ausgefallene Dessert nachholen. Wir haben Cheesecake, Eis und Milkshake, aber keine Chance, alles aufzuessen.
In schönster Sonnenuntergangsstimmung geht es dann auf kurvigen Landstraßen an Farmen und Seen vorbei nach Massachusetts. Direkt an der Route 7 zwischen Great Barrington und Stockbridge liegt unsere Unterkunft für die nächsten Tage, das Briarcliff Motel. Es wird von einem Paar aus England betrieben, das einem klassischen amerikanischen Motel einen modernen europäischen Stil verpasst hat. Als Kenner der Materie fällt uns auf, dass sich dieser Stil zu einem nicht unwesentlichen Anteil dank Ikea realisieren ließ.
Wir besorgen noch fix eine Flasche Wein, die wir uns am offenen Feuer vor dem Hotel schmecken lassen. Essen müssen wir heute nichts mehr. Lange halten wir es aber nicht draußen aus. Es ist doch ziemlich frisch hier in den Bergen - und der Wetterbericht sagt Regen voraus.
Unterkunft: The Briarcliff Motel, Great Barrington - 127 EUR via Expedia
Gefahrene Meilen: 114
Nützliche Links
Hudson Valley Travel - jede Menge Infos für Reisende
Bear Mountain State Park - Website der Parkverwaltung
VisitTheUSA - Informationen zu Poughkeepsie und Hyde Park
The Berkshires - Reisetipps für Western Massachusetts
Berkshire Vacation - Tourismus-Website der Region