Do, Oct 2, 2014
Die Nacht in der Lodge am Bear Mountain war sehr erholsam. Frische Bergluft und so. Auch Connys Erkältung ist am Abklingen, da können wir heute mal die Wanderschuhe schnüren. Dafür sind wir schließlich hergekommen.
Wir stärken uns am kleinen Frühstücksbüffet in der Lobby. Dabei genießen wir den Ausblick auf den Hessian Lake und den Hudson River. Allerdings ist es recht diesig heute. Aber vielleicht klart es ja später noch auf.
Keine zehn Minuten zu Fuß sind es von der Hoteltür zum Seeufer. Der Name "Hessian Lake" erinnert an die 250 gefallenen hessischen Soldaten, die im Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Engländer gekämpft hatten. Nach der Schlacht um das benachbarte Fort Montgomery Anfang Oktober 1777 waren deren Leichen in den See geworfen worden, worauf dieser sich für Tage blutrot färbte und daher auch als "Bloody Lake" bekannt ist. Eine gruselige Geschichte, an die wohl die wenigsten denken, die den beliebten Naherholungsort heute den Sommer über besuchen.
Im Haupthaus des Bear Mountain Inn hätte ich gerne eine Wanderkarte gekauft, aber der Souvenirladen dort hat noch nicht geöffnet. Da werden wir uns wohl auf die Wegmarkierungen verlassen müssen.
Die Wanderung führt zu einer Geisterstadt
Wir folgen dem Suffern-Bear Mountain Trail nach Süden, der gleich schön bergauf und bergab durch den Herbstwald geht. Nach einer knappen Stunde kommen wir zu einem Schild, das darüber informiert, dass wir nun in Doodletown sind. Oder dem, was davon übrig ist.
Der abgelegene Ort wurde in den Sechzigerjahren aufgegeben, sämtliche 70 Häuser, Kirche und Schule abgerissen. So finden sich heute nur noch die völlig von Blauregen überwucherten Fundamente und Mauerreste. Alle paar Meter informiert eine Tafel samt Fotos über das Leben in good old Doodletown. Am besten erhalten ist der Friedhof. Hier haben sich auch nach dem Ende der Stadt einige ehemalige Bewohner zur letzten Ruhe betten lassen. Irgendwie eine schöne Vorstellung, für die Ewigkeit an einen geliebten Ort zurückzukehren. So hält uns die Geisterstadt eine ganze Weile lang auf.
Auf dem Appalachian Trail zum Gipfel
Mittlerweile kommt immer mehr die Sonne raus. Gleich viel schöner. Über einen Querweg erreichen wir schließlich den Appalachian Trail. Dieser Abschnitt des Fernwanderweges ist erst vor ein paar Jahren neu angelegt worden. Macht richtig Spaß und die Aussicht ist grandios. Als wir es endlich auf das Gipfelplateau in knapp 400 Meter Höhe geschafft haben, suchen wir uns ein sonniges Plätzchen auf den Felsen, genießen den Blick ins Tal und schlafen ein. Kein Witz.
Nach dem Power Nap gehen wir noch am Perkins Memorial Tower vorbei. Vom in den 1930er Jahren errichteten Aussichtsturm lässt sich in der Ferne gut die Skyline Manhattans ausmachen, immerhin 40 Meilen entfernt. Da man hier auch mit dem Auto rauffahren kann, ist auf dem Gipfel doch einiges los. Unterwegs sind wir dagegen keiner handvoll Menschen begegnet.
Zum Abstieg entscheiden wir uns gegen den Appalachian und für den Major Welch Trail. Der führt nämlich auf direktem Wege zurück zum Hotel. Allerdings ist er fast schon absurd steil und felsig. Die Hiker, die uns entgegenkommen, sind fix und fertig. Wir nach sechs Stunden auf den Beinen nun allerdings auch. Gut dass wir die Wanderung nicht umgekehrt angegangen sind.
Jedenfalls haben wir uns ein üppiges Abendessen redlich verdient. Das gibt es im nächstgelegenen TGI Friday's. Nachos und Ribs und Brownie und Sam Adams und Double Berry Mojito Shaker. Lecker!
Unterkunft: Bear Mountain Inn Overlook Lodge - 120 EUR via Expedia
Gefahrene Meilen: 25
Nützliche Links
Hudson Valley Travel - jede Menge Infos für Reisende
Bear Mountain State Park - Website der Parkverwaltung
Wikipedia: Doodletown - zur Geschichte der verlassenen Stadt
A Hike Among the Ruins - NYT-Artikel zur Wanderung durch Doodletown