28. Sep 2020
Unterhalb der Westabstürze des Schlernmassivs ließen die Herren des nahen Schloss Prösels im 16. Jahrhundert einige Weiher zur Fischzucht anlegen. Der bekannteste, der Völser Weiher, ist Ausgangspunkt mehrerer Wanderungen. Eine lohnende Tour führt auf die Tuffalm mit ihren exotischen Bewohnern und weiter zur für ihre Küche gerühmten Hofer Alpl. Und eine geheimnisvolle Einsiedlerhöhle lässt sich auch noch erkunden.
Nach einem verregneten Vormittag, an dem die Wolken lange die von unserem Hotel eigentlich gut sichtbaren
Türme der Santner- und der Euringerspitze verhüllt und den wir daher am Pool verbracht haben, reißt doch noch der Himmel auf, so dass wir uns spontan für einen Abstecher zum Völser Weiher entschließen. In Völs fahren wir am eigentlich gut beschilderten Abzweig zum See vorbei, aber da ja jedes Dorf in Südtirol einen Kreisel hat, ist der Faux-Pas schnell repariert. Man sollte hier eigentlich schon deshalb auf die Schilder achten, weil man dann auch erfährt, ob der Parkplatz direkt am See bereits belegt ist und man besser in den Bus umsteigt. An einem Montagnachmittag Ende September hält sich der Andrang freilich in Grenzen und so kommen uns auf der sehr engen Straße hinauf zum See auch kaum Autos entgegen.
Willkommen im Freizeitparadies
Die Einfahrt erinnert an die amerikanischer Nationalparks. Man zahlt direkt bei Ankunft eine Gebühr (sechs Euro, Stand September 2020) und kann sich bei Anblick des riesigen Parkplatzes ausmalen, was hier im Hochsommer los sein muss. Der Völser Weiher ist ein beliebter Badesee, wobei die Hälfte des Gewässers Naturschutzgebiet ist. Nebenan am Huberweiher darf mit entsprechender Genehmigung geangelt werden. Herrlich ist die Kulisse der steil aufragenden Schlernwände.
An einer Gabelung kurz hinter dem Huberweiher halten wir uns links und folgen der Beschilderung Richtung Tuffalm. Der Weg ist breit, geschottert und ziemlich langweilig. Hier kommt man selbst mit einem Kinderwagen hoch. Als sich vor uns die weite Fläche der Alm öffnet, staunen wir nicht schlecht. Neben Kühen grasen hier auch Lamas sowie ein Trampeltier. Eine Gruppe Radfahrer diskutiert, ob es sich mit seinen zwei Höckern um ein Dromedar oder ein Kamel handelt. Als Biologin weiß Conny, dass das nicht die Frage ist. Dromedare sind auch Kamele, gehören zur selben Familie wie die Trampeltiere. Aus einer anderen Gruppe kommen die Lamas, die höckerlosen Kleinkamele aus der Neuen Welt. Die Einwanderer scheinen jedenfalls bestens integriert und angepasst an das hiesige Almleben zu sein.
Wir könnten schon einkehren auf der Tuffalm, lassen die Hütte aber rechts liegen und wandern weiter auf nun schmalerem und steil ansteigendem Weg Richtung Sesselschwaige. Der führt über den an den Hängen des Jungschlern entspringenden Völser Bach. Nach insgesamt 400 Höhenmetern Aufstieg zweigt auf dem höchsten Punkt der Wanderung ein kleiner Pfad mit der Markierung 1A ab. Auf federndem Boden geht es nun leicht bergab durch herrlich ursprünglichen Wald zur Hofer Alpl.
Der Gaul & Millau irrt nicht
Die Terrasse der Almhütte liegt in der Sonne und bietet wahnsinnige Ausblicke - von Bozen im Tal über die Texelgruppe bis zu den Ötztaler Alpen. Ganz rechts, und fast zum Greifen nah, erkenne ich den Ifinger, auf dessen markantem Gipfel oberhalb von Meran ich 2015 bei meiner Alpenüberquerung auf dem E5 stand. Bei der Aussicht schmeckt der Kaiserschmarrn natürlich doppelt gut. Wobei die Hofer Alpl ohnehin für ihre fantastische Küche bekannt ist und sogar im Gaul & Millau erwähnt wird. Bemerkenswert gut ist auch das hier ausgeschenkte Antonius-Bier. Die Brauerei befindet sich quasi in Steinwurfweite unten in Völs.
Zurück zur Tuffalm folgen wir dem breiten Weg Nummer 8. Wo der auf einer Brücke über den Völser Bach geht, befindet sich ein paar Schritte den Hang hinauf die Migg-Höhle. In der hauste Jahrzehnte lang ein Einsiedler namens Franz Mich, oder eben "Migg", wie er den Einheimischen bekannt war. Als ob er erst vor ein paar Tagen den Ort verlassen hätte, stehen auf einem Steintisch vor der Höhle allerlei Schüsseln und Pfannen. Dabei ist der Migg schon seit über 40 Jahren tot. Das Geschirr wurde wohl erst in jüngerer Zeit dort zur Dekoration hingestellt.
Auf nun wieder schmalerem Waldweg erreichen wir die Tuffalm, nehmen nun aber anstatt die Schotterstraße den linker Hand steil hinabführenden Weg Nummer 1. Hierbei dürfte es sich um einen alten Karrenweg handeln, ist er doch teils grob aus dem felsigen Untergrund gehauen, teils aus großen Kieselsteinen gebaut. Viel interessanter jedenfalls als der Aufstieg vorhin. Schließlich kommen wir wieder am Huberweiher raus und haben damit die etwa acht Kilometer lange Runde komplettiert. Schön war's.
outdooractive.com - Details und Karten zur Wanderung
voels-am-schlern.com- alles zum Urlaub in Völs
seiseralm.it - Tourismuswebsite der Ferienregion Seiser Alm
suedtirolerland.it - die verschiedenen Regionen der südtiroler Dolomiten im Überblick
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