19. Sep 2019
Ragen in Blickrichtung Süden die wild gezackten Gipfel der Sextner Dolomiten fast ansatzlos aus dem grünen Talgrund auf, schaut man von Sexten nach Nordosten auf eine Reihe grasbewachsener Buckel, den Karnischen Hauptkamm. Auf dem verläuft nicht nur die Grenze zwischen Italien und Österreich, sondern auch ein herrlicher Höhenweg. Von Sexten aus lässt sich der ganz bequem per Seilbahn erreichen.
Der Kamm beginnt im Westen mit dem markanten Helm - wobei der italienische Name Monte Elmo viel klangvoller ist. 2.433 Meter ist der hoch und der Hausberg von Sexten. Die Helmbahn bringt uns in ein paar Minuten direkt aus der Ortsmitte hinauf zur Bergstation. An der folgen wir nicht dem kürzesten Weg zum Gipfel, sondern halten uns links, um den Helm von der Nordseite aus zu erklimmen.
Hier oben wird mit ziemlichem Aufwand und schwerem Gerät ein neuer Skilift installiert. Direkt neben der Baustelle verläuft ein Lehrpfad, der auf Schautafeln die heimischen Schätze aus Flora und Fauna beschreibt. Dass Wissen und in dessen Lichte richtiges Handeln der Mensch oft nicht zusammenbekommt, wird für uns hier all zu augenfällig. Die Bergflanke auf der Vierschacher Seite schaut aus wie von Riesen umgepflügt. Ein Anblick, der weh tut.
Durch Blaubeerbüsche Richtung Gipfel
Wunderschön dagegen, wie sich der schmale Pfad bald durch Blaubeerbüsche Richtung Gipfel schlängelt. Erstaunlicherweise färben sich die Blätter von Blaubeeren im Herbst ja knallrot.
Nach einer guten Stunde erreichen wir die Helmhütte. Die hat eine bewegte Geschichte hinter sich, diente zuerst als Schutzhütte des Alpenvereins, dann als Zollhaus. Unter Mussolini wurde sie Teil einer weitläufigen Festungsanlage, von der noch einige Ruinen von Bunkern und Kasematten erhalten sind. Nach Jahrzehnten des Verfalls ist die Helmhütte nun allerdings in einem jämmerlichen Zustand. Immerhin: Die Gemeinde Sexten plant, aus ihr ein Dokumentationszentrum über den Gebirgskrieg zu machen.
Die Sextner Sonnenuhr sorgt für Orientierung
Fantastisch ist der Ausblick von der Helmhütte auf das Panorama der Dolomitengipfel gegenüber. Links die Sextner Sonnenuhr, die so heißt, weil von einem bestimmten Punkt beim Ortsteil Moos unten im Tal gesehen die Sonne ihren Höchststand zur Mittagszeit genau über dem 3.094 Meter hohen Zwölfer erreicht. Jeweils um eine Stunde verschoben steht sie zumindest annähernd über den benachbarten Berggipfeln Neuner, Zehner, Elfer und Einser. Die Berge gaben in früheren Zeiten den Bewohnern Sextens also recht verlässlich die Tageszeit an.
Weiter rechts kommen auch die Drei Zinnen aus den Wolken hervor. Die zeigen allerdings keine Uhrzeit an. Gekrönt wird das Ganze von der Dreischusterspitze, mit 3.145 Metern der höchste Gipfel der Sextner Dolomiten. Wobei man es hier bei genauerem Hinsehen mit drei Gipfeln zu tun hat, die wohl für das "Drei" im Namen verantwortlich sind. Warum "Schuster"? Das weiß keiner so recht. Im Sommer 2019 wurde jedenfalls in Sexten ausgiebig die Erstbesteigung vor 150 Jahren gefeiert.
Links nach Finnland, rechts Richtung Spanien
Wir setzen die Wanderung auf dem Karnischen Höhenweg fort, wobei die Grenzsteine mal links, mal rechts des Weges stehen. Unterhalb des Füllhorns schließt sich der Fernwanderweg E10 an. Der soll irgendwann mal vom Polarkreis im Norden Finnlands bis ans Südende Spaniens reichen, ist aber erst in Teilstücken ausgebaut und markiert.
Am Mittag kehren wir auf der Sillianer Hütte ein, offizieller Ausgangs- und Endpunkt des Karnischen Höhenwegs. Sie steht geradeso auf österreichischer Seite und schaut aus wie frisch aus der Verpackung genommen, wurde sie doch erst ein paar Monate zuvor im Juli 2019 nach umfangreicher Renovierung und Erweiterung wieder eröffnet. Außer Wanderern haben es jede Menge Mountainbiker zur Hütte geschafft, die auch über einen recht breiten Fahrweg erreichbar ist.
Den Hornischegg lassen wir aus
Hinter der Sillianer Hütte erhebt sich der Hochgruben, mit 2.538 Metern der höchste Punkt unserer heutigen Wanderung, denn den folgenden Hornischegg lassen wir links liegen. Der wäre noch zwölf Meter höher. Statt den zu besteigen, biegen wir am Obermahdsattel auf den breiten, als Via Alpina beschilderten Weg ab, der uns wieder an der Sillianer Hütte vorbei und parallel zum Höhenweg zurück zur Seilbahnstation führt.
Nach knapp vier Stunden haben wir knapp elf Kilometer und jeweils 710 Höhenmeter im Auf- und Abstieg hinter uns gebracht. Alles in allem eine einfache, aber sehr schöne und vor allem aussichtsreiche Tour, die sich perfekt zum Akklimatisieren zu Beginn des Wanderurlaubs in den Dolomiten eignet.
Nützliche Links
outdooractive.com - Details und Karten zur Wanderung
drei-zinnen.info - Website des Tourismusvereins Sexten
suedtirolerland.it - die verschiedenen Regionen der südtiroler Dolomiten im Überblick
Südtirol Mobil - Fahrplansuche für Bus und Bahn