8. Okt 2017
Unterhalb der mächtigen Sextner Rotwand lag im Ersten Weltkrieg eine wichtige Stellung der österreichisch-ungarischen Armee. An die erbitterten Kämpfe im Hochgebirge, vielleicht etwas zu heroisch auch Bellum Aquilarum (“Krieg der Adler") genannt, erinnert das Freilichtmuseum Anderter Alpe. Die Wanderung dahin ist nicht nur historisch interessant, sondern führt auch durch eine grandiose Landschaft.
Man startet an den Rotwandwiesen. Die lassen sich ganz easy mit der Seilbahn von Moos aus erreichen, zu der es für uns vom Hotel Monika ein netter Spaziergang ist. Das Freilichtmuseum ist schon ab der Bergstation ausgeschildert, es führen allerdings mehrere Wege hin, was etwas verwirrend ist. Wir nehmen den oberen, der uns zur Aussichtskanzel Rotwandköpfe bringt.
Durch die Rotwand geht ein einfacher und daher überaus beliebter Klettersteig hinauf auf 2.963 Meter. Irgendwann müssen wir uns den mal vornehmen! Nun lassen wir den Einstieg links liegen und erreichen über einen schmalen Steig, der mal flach, mal steiler und teils über Holztreppen entlang der Baumgrenze führt, nach etwa einer Stunde die in einem Kessel unterhalb der Elferscharte gelegene Anderter Alpe. Wobei man sich hier nicht das typische Bild einer Alm mit saftig grünen Wiesen ausmalen sollte, der Ort ist eher ein Geröllkar.
Auf über 2.000 Metern tobte der Gebirgskrieg
Hier oben zwischen 1.950 und 2.000 Metern hatten die Österreicher ein Basislager mit Baracken, Seilbahnen und Gräben errichtet, um die Stellungen auf der Rotwand und dem Elferkofel zu bedienen. Auf der anderen Seite des Fischleintals können wir gut den Aufstieg zur Dreizinnenhütte ausmachen. Auch auf dem Plateau davor lagen Soldaten in ihren Stellungen. Der logistische Aufwand für den Bau und die Versorgung war absurd hoch, vor allem im Winter, wenn meterhoher Schnee lag und Lawinen zum größten und gemeinsamen Feind der Soldaten beider Seiten wurden. Ein Wahnsinn!
Viele auf der Rotwand zurückgebliebene Relikte sind natürlich im Laufe der Zeit durch Witterungseinflüsse zerstört worden. Die restlichen erzählen noch heute vom Erfindungsreichtum der Soldaten und den technischen Lösungen, die sie in diesem besonderen Krieg entwickelten.
Der Verein Bellum Aquilarum kümmert sich um das Andenken. Wichtige Stellungen wurden in den letzten Jahren restauriert und ein Informationssystem für die Besucher installiert, so dass das Erkunden dieses Schauplatzes der Geschichte eine wirklich spannende und überaus lehrreiche Angelegenheit ist. Dazu beeindruckt das Panorama mit dem Paternkofel und der gewaltigen Dreischusterspitze gegenüber.
Wir überlegen, von der Anderter Alpe zur Talschlusshütte abzusteigen und durch das Fischleintal zurück nach Moos zu wandern, entscheiden uns dann aber doch für den Rückweg über die Rotwandwiesen. Auf dem Weg mit der Markierung 124 geht es durch den Wald zur Seilbahnstation. Alternativ könnte man auch den Gamssteig nehmen. Das dichte Wegenetz ist ein Erbe des Krieges, von dem wir Wanderer heute in den Dolomiten profitieren. Wert war’s das Sterben und das Leid nicht.
Nützliche Links
outdooractive.com - Details und Karten zur Wanderung
drei-zinnen.info - Website des Tourismusvereins Sexten
suedtirolerland.it - die verschiedenen Regionen der südtiroler Dolomiten im Überblick
Südtirol Mobil - Fahrplansuche für Bus und Bahn