Di, Sep 4, 2012
Pittsburgh ist das nächste Ziel unserer Reise. Die Fahrt in Pennsylvanias ehemalige Industriemetropole führt durch viel grünes Hinterland - und bringt uns zu einem der bekanntesten Gebäude der USA.
Das Ramada in Hagerstown lässt keine Wünsche offen: Geräumige Zimmer, bequeme Betten, free Wi-Fi, kostenlose Guest Laundry (hatten wir noch nirgends), ein großer Pool, der mir morgens ganz allein gehört - nice! Über das ebenfalls inbegriffene Frühstück kann man allerdings getrost den Mantel des Schweigens breiten.
Wir fahren durch den grünen und sehr dünn besiedelten Westen Marylands. Im Herbst, wenn sich das Laub verfärbt, muss das eine traumhafte Gegend zum Wandern sein. Heute hängen allerdings die Wolken tief zwischen den Hügeln der Appalachen - letzte Ausläufer des Tropensturms Irene, der im Süden vor ein paar Tagen für schwere Überschwemmungen gesorgt hat.
Die Gedanken schweifen ab
Die einzige größere Stadt ist Cumberland. Geschichtlich interessant an der ist, dass sie Ausgangsort der allerersten von der Bundesregierung bezahlten Fernstraße Amerikas war - The National Road. Vorher war der Weg nach Westen ein sehr mühsamer. Ein Straßensystem, wie es die Römer 2000 Jahre vorher in Europa gebaut hatten, gab es ja in Nordamerika nicht. 1811 begannen die Arbeiten an einer Verbindung zwischen dem Potomac und dem Ohio River, zwischen Cumberland und Wheeling in West Virginia, die nach sieben Jahren fertiggestellt war. Eigentlich sollte die Straße noch bis St Louis verlängert werden, aber in Vandalia, Illinois, ging der Regierung 1837 das Geld aus. Privat finanzierte "Turnpikes" verbanden die Cumberland Road mit Baltimore und noch heute heißt diese Strecke "Baltimore National Pike". Die ursprüngliche Straßenführung wurde größtenteils für die US Route 40 übernommen, der teilweise auch die Interstate 68 folgt. Und so fahren wir heute auf der ersten Bundesstraße Amerikas. Dass auf der Autobahn die Gedanken aber auch immer so abschweifen müssen…
Das TomTom schickt uns schließlich von der Interstate runter auf schmale Landstraßen, die sich durch die sehr dichten Wälder im Südwesten Pennsylvanias schlängeln - die Laurel Highlands. Hier ist echt der Hund begraben, die Menschen leben von der Holzindustrie und vom Tourismus. Es hat jede Menge Camps im Wald. Für Outdoor-Enthusiasten ist die Gegend ein Paradies, zumal es außer Bäumen und Bergen auch einige Flüsse gibt, die sich für Kajak- oder Rafting-Touren eignen. Einer davon, der Youghiogheny River (ich habe keine Ahnung, wie man den ausspricht), bildet im Ohiopyle State Park einen imposanten Wasserfall. Hier halten wir an und vertreten uns etwas die Beine.
Zu Besuch bei einer Ikone der Moderne
Nicht weit ist es dann bis zum Fallingwater House, einer Ikone der modernen Architektur. Frank Lloyd Wright ließ es in den 1930er Jahren für eine reiche Pittsburgher Familie bauen, die Kaufmanns. Das Haus steht direkt über/auf/in einem Wasserfall und ist wirklich ein Meisterwerk, das sehr harmonisch in die Landschaft eingepasst ist. Besichtigen kann man es nur auf einer geführten Tour, für die man sich vorab online anmelden sollte. 22 Dollar kostet das Ganze - ist es meiner Meinung nach aber auch wert. Gut zwei Stunden verbringen wir hier, dann geht es weiter durch den Wald Richtung Pittsburgh.
Pünktlich zur Rush Hour in Pittsburgh
Auch wenn mir die Fahrt auf diesen kleinen Backroads und Scenic Byways viel mehr Spaß macht, nehmen wir für die letzten 50 Meilen denn doch wieder die Autobahn und erreichen Pittsburgh pünktlich zum Beginn der Rush Hour. Dank Navi ist das Brückengewirr aber fix durchfahren und wir finden das Renaissance Hotel ohne Probleme. Das Auto stellen wir im Parkhaus gegenüber ab. 10 Dollar pro Tag gibt die Reisekasse noch her.
Das Hotel ist grandios! 2001 wurde es in einem seit 1906 als Bürogebäude, Krankenhaus und Nachtclub genutzten Hochhaus eröffnet. Das Gebäude (Fulton Building) ist im National Register of Historic Places gelistet und sehr geschmackvoll restauriert. Auch das Zimmer mit einem riesigen King Size Bett gefällt uns sehr gut.
Wiedersehen nach 18 Jahren
Mir machen uns frisch und verabreden uns mit einer Freundin, die in Pittsburgh wohnt, am Station Square, einem ehemaligen Bahnkomplex auf der anderen Seite des Monongahela River, in dem sich nun allerlei Restaurants befinden. So auch das Hard Rock Café. Mit Ribs und Nachos kann man hier nichts verkehrt machen. Bei ein paar Bierchen werden alte Erinnerungen aufgefrischt. Immerhin haben wir uns seit 18 Jahren nicht gesehen...
Drive: 199 Meilen / 320 Kilometer
Hotel: Renaissance Pittsburgh Hotel - 153 USD via Priceline