20150719 E5 Vorbereitung 05
Cochem


So, 19. Juli 2015

SCHWEIß, SCHWEIß, BABY!

In der Nacht hat es geregnet, tief hängen die Wolken im Tal der Mosel. Die Luft ist angenehm frisch. Für heute habe ich uns eine lange Tagesetappe des Moselsteigs ausgesucht, die wir allerdings etwas abkürzen wollen. Statt nach Treis-Karden werden wir nur bis Pommern mit dem Zug fahren und von dort zurück nach Cochem laufen. Das spart fünf von knapp 24 Kilometern.

Das Frühstück im Zehnthof ist sehr gut für ein Hotel dieser Größe. Beim Auschecken bekomme ich eine Flasche Sekt geschenkt - "für die Unannehmlichkeit". Die besteht darin, dass das Hotel uns für zwei Übernachtungen auf dem Zettel hat, die ich aber definitiv nicht gebucht habe - was für mich aber gar nicht unangenehm ist. Wirklich sehr freundliche Gastgeber.


An einer Tankstelle besorgen wir uns Wasser, dann stellen wir das Auto direkt hinter dem Cochemer Bahnhof ab. Hier kostet das Parken nur zwei Euro am Tag. Ein paar hundert Meter weiter, wo wir gestern standen, wurde ein Euro die STUNDE fällig. Man lernt nie aus im Leben.



Mit dem Zug sind es nur zehn Minuten bis Pommern - mit dem Fußweg zurück werden wir mindestens für die nächsten fünf Stunden beschäftigt sein. Über Treppen geht es in die Weinberge und dann entspannt auf einem Schotterweg wandernd an der Pommerner Sonnenuhr vorbei. Angenehmerweise haben wir heute Gegenwind, der den Schweiß auf der Haut gleich kühlt. Richtig ist die Sonne auch noch nicht durchgekommen, so dass es klimatisch wesentlich erträglicher ist als gestern Nachmittag.



Fast allein auf weiter Flur


Kurz nach dem Abstieg in die Schlucht des Schilzergrabens quert ein Feuersalamander unseren Weg. Cool! So einen haben wir noch nie gesehen, nur seinen ungefleckten Verwandten, den Alpensalamander. Jetzt früh am Tag wirkt das Amphib noch nicht sonderlich agil.


Immer enger wird der Pfad und immer mehr öfter nehmen Brennnesseln und Brombeerranken Kontakt mit uns auf. Zum Glück habe ich lange Hosen an. Die saugen dafür schön das Wasser von den Blättern entlang des Weges. Wirklich lästig sind aber die Insekten, die sich offenbar sehr über unseren Besuch freuen, allen voran die Bremsen. So macht dieser landschaftlich eigentlich sehr schöne Abschnitt überhaupt keinen Spaß und wir sind froh, als wir beim Dorf Kail wieder die Hochebene des Hunsrücks erreichen, wo der Wind die geflügelten Plagegeister vertreibt.


Kaum kommen wir an einem Waldrand wieder in den Windschatten, fallen erneut die Bremsen über uns her. Vor allem über Conny! Die hat eine richtige schwarze Wolke um den Kopf schwirren und sucht wild mit den Armen um sich schlagend das Weite - vergeblich. Erst als sie sich meine knallblaue Regenjacke überzieht, hat sie einigermaßen Ruhe vor den Biestern.


Über Wiesenwege kommen wir zur Hangkante des Dortebachtals. Das ist ein Naturschutzgebiet und wartet als Highlight mit einem Wasserfall auf, den wir auf einem kurzen Abstecher den Bach entlang erreichen. Sind nun nicht gerade Wassermassen, die da über die Schieferwand fließen, aber doch ein ganz hübscher Ort für eine Pause. Das Tal ist allerdings auch auf kurzem Wege von einem Parkplatz an der Bundesstraße aus erreichbar und ein entsprechend beliebtes Ausflugsziel. Ansonsten ist bemerkenswert, wie wenige Menschen man auf dem Moselsteig trifft.


Abkühlung tut Not


Das Kontrastprogramm zum idyllischen Dortebachtal bildet der anschließende Wegabschnitt zwischen Leitplanke und Bahngleisen hinein nach Klotten, über dem die Ruine der Burg Coraidelstein thront. Die auf das frühe Mittelalter zurückgehende Anlage umrunden wir auf wieder ansteigendem Pfad und schließlich auch den ganzen Ort. Nur noch fünf Kilometer sind es nun bis Cochem, allerdings kommt oberhalb von Klotten noch ein knackiger Anstieg, der uns schon fast die letzten Körner kostet. Dem Schweißfluss begegnen wir, indem wir uns den Inhalt der Trinkflasche über die Köpfe gießen, das sorgt wenigstens vorübergehend für Abkühlung in der nun doch immer schwüler werdenden Luft.



Schließlich geht es durch Eichenwald und an schönen Aussichtspunkten vorbei zum Wild- und Freizeitpark Klotten, dessen kleine Achterbahn man von Cochem aus zwischen den Bäumen aufragen sieht. Die letzten Höhenmeter des Tages bringen wir per Sessellift hinter uns. Der Spaß kostet zwar mehr als das Zugticket heute Morgen, ist es uns am Ende der langen Tour nun aber auch wert. Geschafft!


Wir lassen die schon seit einigen Stunden vor meinem inneren Auge auftauchenden Eisbecher beim gestern Abend bereits für sehr gut befundenen Eiscafé Bortolot Realität werden. Lecker!


Fazit: Die Alpen können kommen!


Der Heimweg führt uns noch ein bisschen auf der Bundesstraße die Mosel entlang, bis wir diese hinter Hatzenport queren und via Boppard bald die A61 Richtung Mainz erreichen. Ich schaffe es gerade noch so, für die Fahrt wachzubleiben. Ansonsten ist aber körperlich alles im grünen Bereich: Keine schmerzenden Glieder vom schweren Rucksack, die Beinmuskulatur ist fit und die Wanderschuhe sind eingelaufen. Die Alpen können kommen!

Wanderung:  17,6 km

Höhenmeter:  +506 / -530